2. Juli 2011

Schluss mit dem Scheiß!

Als meine Kollegin Isabel ihren Job bei unserem durchaus fantastischen Arbeitgeber hin schmiss und sagte, dass sie jetzt die Schnauze voll hat und erstmal nichts machen wollte, blickte ich sie wohl etwas verständnislos an. Anstatt anzufangen, mir die Gründe für ihre Kündigung zu erklären, gab sie mir den Ausdruck eines Comics von xkcd, der seit dem mein Lebensbegleiter geworden ist. Der Ausdruck hängt jetzt - ironischer Weise - über meinem Schreibtisch auf Arbeit und immer, wenn ich ihn brauche, sehe ich ihn mir an. Dann lache ich los und fühle mich frei und weiß, dass ich sagen und schreiben sollte, was immer mir in den Kopf kommt und dass ich gehen kann wohin ich will. Hier ist meine Übersetzung dieses grandiosen Comics:


A: Du solltest vorsichtiger sein, mit dem was du schreibst! Du weißt nie, ob dein nächster Arbeitgeber das vielleicht liest!

B: Wann haben wir eigentlich unsere Träume vergessen?

A: Wie bitte?

B: Die unendlichen Möglichkeiten, die jeder Tag in sich birgt sind überwältigend. Die enorme Zahl an Erlebnissen, die ich haben könnte, ist unglaublich und atemberaubend. Und ich sitze hier und checke meine E-Mails! Wir leben gefangen wie in einem Hamsterrad. Durchleben dieselben Tage immer und immer wieder. Wir sehen nur ganz wenige der vielen vor uns liegenden Möglichkeiten. Wir sehen dieselben Dinge jeden Tag, wir reagieren immer gleich, wir denken dieselben Gedanken. Jeder Tag ist nur eine kleine Variation des vorangegangenen. Jeder Moment folgt den sanften Kurven unserer gesellschaftlichen Normen. Wir tun so, als müssten wir nur heute überstehen und morgen kommen unsere Träume zu uns zurück.

Natürlich habe ich nicht die Antwort auf alles. Ich weiß nicht, wie ich mich selbst dazu bringen kann zu verstehen, welches Potential jeder Moment birgt. Aber eines weiß ich: Die Lösung ist nicht, jede meiner kleinen Ideen oder kreativen Impulse hinwegzuwischen, nur damit ich leichter in irgendein Schema passe. Die Lösung ist nicht, mein Leben so zu manipulieren, dass ich die Erwartungen irgendeines anderen besser erfülle. Die Lösung ist nicht, mich immer zurückzuhalten aus Angst davor, an etwas zu rütteln.

Das ist jetzt sehr wichtig, deswegen will ich es so deutlich sagen, wie ich kann:




SCHLUSS. MIT. DEM. SCHEISS!

9 Kommentare:

  1. Das kann ich absolut nachvollziehen... Viele Entwicklungen, insbesondere im Arbeitsleben, kann man nur noch als kafkaesk bezeichnen.
    Ich für meinen Teil habe mir, wenn mich jemand verständnislos bzw.tadelnd ansieht, weil ich im Arbeitsleben nicht den eingetretenen Pfaden folge, angewöhnt zu sagen: "Ja aber das ist doch deren/ dein / euer Problem und nicht meines. Oder sehe ich so aus als wenn ich in jetzt diesem Moment irgendein Problem hätte?"

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  2. Sehr gut!
    Die Comics sind einfach nur genial :)

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  3. "Kafkaesk"? Vielleicht auch "sartrisch" und "camustisch" oder "houellebecqesk".

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  4. herr dietrich packt die keule aus. den comic kannte ich schon, aber die aussage ist weiter für uns alle aktuell: wie um "jetzt" leben? was tun, wenn einem individuum auffällt: in meinem leben läuft was "schief": ich lebe nur für das, was mir "vorgesetzt" wird.
    oder wenn vielen menschen auffällt: wir leben kollektiv über unsere verhältnisse (stichworte: finanzkriese, globale ökologische schieflage...).

    in diesem sinne bin ich gespannt, wie die "tat" aussieht, die solchen gedankengängen folgen muss...

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  5. Danke, Mr. Hinzmann! Für mich muss diesem Comic gemäß die Tat erst einmal eines sein: Radikal individualistisch seinen Träumen zu folgen und zu sagen/schreiben, was man selbst für richtig hält. Keineswegs sich in vorauseilendem Gehorsam selbst zu kastrieren/zensieren. Schon gar nicht für irgendwelche "Future Jobs", in denen es in der Regel nicht darum geht, die Welt zu verbessern und sich selbst und seine Träume zu verwirklichen. In diesem Sinne: Auf ein RADIKALES 2012!

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  6. ich stimme dir voll und ganz zu, da alles andere nur halbgar ist...

    gutes buch zum thema: emmerson 'self reliance'.

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  7. Das Beängstigende daran ist: Wann haben wir angefangen, unsere (Meinungs)Freiheit so massiv für einen Arbeitgeber einzuschränken? So ein dröger Gemeinschaftskunde-Lehrer (andere Bundesländer: Sozialkunde) hat mich eines fernen Tages mal vollgesülzt von Meinungsfreiheit und allsowas. Und dann sagt man bestimmte Dinge lieber nicht, denn es könnte ja sein, dass... es gibt ja noch einen Unterschied zwischen Abkotzpolemik und Meinungsäußerung.

    Sind es die Menschen allgemein, oder die Deutschen noch mehr, die anfällig für diese "Und alle machen mit"-Systeme sind, bei denen keiner als das System schuld ist und es am Schluss allen echt scheiße geht?

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