1. September 2011

Hilfe, ich kann mir keine Namen merken!

Der Titel dieses Artikels ist überhaupt nicht übertrieben, sondern leider viel zu wahr. Ich bin extrem schlecht, was Namen angeht. Ich kann mir gut Gesichter merken, sogar so gut, dass ich in einer Millionenstadt wie Berlin oft denke, jemanden wieder zu erkennen, den ich sicher noch nie in meinem Leben gesehen habe. Das hilft aber nichts, denn wenn ich ihre Namen nicht kenne, kommt es gar nicht gut, wenn ich so zu einem wildfremden etwas sage wie: "Kennen wir uns nicht irgendwo her?" Dabei sind Namen so wichtig. Menschen mögen es gar nicht, wenn man ihre Namen vergisst oder verwechselt. Jetzt kommt eine persönliche Geschichte dazu, aber die interessiert Sie vielleicht gar nicht? Dann springen Sie einfach gleich nach unten zu den besten Nie-wieder-Namen-vergessen-Tipps! Oder lesen Sie einfach weiter, das dauert drei Minuten und kann auch nichts schaden.

Nicht zugehört, vergessen und verwechselt
Mir ist es schon oft peinlich. Zum Beispiel, wenn mich jemand einer neuen Person vorstellt, dann ist der Name so schnell wieder weg, wie der Wind die Laute von den Lippen davongetragen hat. Ich kann mir das gar nicht anders erklären, als dass es sich nicht um ein Vergessen handelt, sondern schon gleich um ein Nicht-Zuhören. Dem wäre also geholfen, wenn ich bei der nächsten Vorstellung daran denken könnte, einfach konzentriert zu zuhören. Aber leider vergesse ich auch das immer wieder. Dieses Phänomen ist übrigens sehr verbreitet und mag daran liegen, dass in den ersten paar Sekunden, wenn wir jemandem begegnen, unser Gehirn so gut wie gar nichts anderes verarbeiten kann, als die visuellen Eindrücke. Wir scannen den anderen erst einmal optisch und sind erst danach bereit, weitere Informationen aufzunehmen.

Aber es ist nicht nur die mangelnde Konzentration, ich vergesse oder verwechsle Namen auch oft. Im Büro gibt es Christian und Christoph - ganz schlecht für mich. Und Nina und Nadine waren auch immer ein Problem in meinem letzten Job. Manchmal habe ich auch das Problem, dass ich einen mir lange bekannten Namen vor einer Gruppe von Leuten aussprechen muss und er kommt mir einfach nicht über die Lippen. Blackout - das  scheint auf meine Introversion zurückzuführen zu sein.

Von mir aus könnten also alle Menschen gleich heißen. Die Frauen zum Beispiel Franziska und die Männer Philip oder so. Das wäre mir Recht. So wird es aber nicht kommen. Also muss ich mich nach ein paar Techniken umsehen,wie ich mir Namen in Zukunft besser merken kann.

Meine persönlichen Strategien
Gegen das Verwechseln hilft bei mir genaues Nachdenken und langsames Sprechen. Etwas, das generell hilft, wenn man mit den psychologischen Eigenarten einer starken Introversion leben muss. Um mir Namen von verschiedenen zuvor unbekannten Menschen - etwa Arbeitskollegen in einem neuen Team - merken zu können, hilft mir immer, mich mit jedem einzeln zu treffen und mindestens 30 Minuten ein Thema durchzusprechen. Dadurch bin ich in der Lage, eine Geschichte mit dem Namen zu verknüpfen - eine der ältesten menschlichen Mnemotechniken. Am Telefon gehts auch gut, besonders wenn ich den Namen des Gesprächspartners beim Telefonieren einfach ein paar Mal wiederhole. Das mögen Gesprächspartner sowieso. Bei E-Mails geht es noch besser, weil ich ein Schrift-Mensch bin. Alles was ich geschrieben habe, ist visualisiert und auch durch die motorischen Schleifen des Aufschreibens fest im Hirn hinterlegt. Was könnte ich sonst noch ausprobieren, um mir Namen vielleicht etwas schneller merken zu können?

Ein Dutzend der besten "Nie-wieder-Namen-vergessen-Tipps"
  1. Nie wieder irgendwo sagen, dass wir uns Namen nicht merken können. Denn das gäbe uns einfach nur weiterhin grünes Licht, uns keine Mühe zu geben.
  2. Bei der nächsten Gelegenheit vorher selbst verpflichten, uns auf die Namen zu konzentrieren. Wenn wir es wirklich ernst meinen und am anderen interessiert sind, klappt das auch.
  3. Namen gleich laut wiederholen, im Gespräch verwenden und anschließend im Kopf noch einmal wiederholen. Das übt zum einen durch die motorische und gedankliche Verarbeitung und schmeichelt auch dem Gesprächspartner. Jeder hört seinen Namen gern.
  4. Noch einmal nach dem Namen fragen, wenn wir ihn doch nicht gleich behalten haben. Es ist keine Schande, das geht den meisten so, nur die wenigsten trauen sich, gleich noch mal zu fragen.
  5. In einem Meeting oder einer Schulung können wir eine Karte malen und dort die Namen einzeichnen, wo die Leute sitzen.
  6. Namensliste mit kurzen Fakten anlegen: "Tina, bei Klaus auf der Party, trinkt nur Cocktails mit Rum." Es ist auch lustig nach ein paar Monaten zurückzublicken und sich zu vergegenwärtigen, wen man alles kennen gelernt hat.
  7. Visitenkarte geben lassen. Darüber freut sich das Gegenüber, weil wir es wichtig nehmen. Nebeneffekt: Man kann jederzeit drauf schauen und weiß den Namen.
  8. Vom Gesprächspartner den Namen buchstabieren lassen: "Christoph mit 'C' und 'ph'? Und dann den Namen in Gedanken auf die Stirn des Gesprächspartners malen.
  9. Eine Geschichte zum Namen zu erfinden, ist eine der zuverlässigsten Techniken. Man kann sich von Klängen, historischen Persönlichkeiten oder Gemeinsamkeiten inspirieren lassen.
  10. Wenn man von zwei Personen nur eine mit Namen kennt, kann man diese der anderen vorstellen und dann erwartungsvoll blicken, sie wird sich ganz fix selber vorstellen.
  11. Sich an jemanden anders mit demselben Namen erinnern und in Gedanken die Gemeinsamkeiten und Unterschiede festhalten.
  12. Auf Namenskärtchen bestehen, wenn man eine Party oder ein Meeting ausrichtet.
Was sind Ihre besten Strategien, um sich Namen zu merken? Ich freue mich über Tipps in den Kommentaren.

7 Kommentare:

  1. Das geht mir absolut genauso. Und tatsächlich bin ich auch inzwischen dazu übergegangen, mich direkt nach meiner Vorstellung dafür zu entschuldigen, daß ich mir keine Namen merken kann. (ist natürlich ein Verstoß gegen Nr. 1 der Liste)

    Ich glaube auch, daß das stark mit der Introversion zusammenhängt. Ich habe nämlich grundsätzlich ein hervorragendes Gedächtnis und kann zum Beispiel noch immer seitenweise Faust rezitieren, obwohl es knapp 10 Jahre her ist, daß ich das gelernt habe.
    Ein gutes Gedächtnis habe ich bei allem, was ich wirklich will und was ich für wichtig erachte.

    Ich erkläre mir die Funktionsweise ähnlich wie bei einem Computer. Wir haben sehr viel Speicherplatz aber nur eine bedingte Verarbeitungskapazität. Irgendwo in uns haben wir eine Prioritätsrangliste, die darüber bestimmt, was sofort verarbeitet und gespeichert wird und was erstmal im flüchtigen Arbeitsspeicher abgelegt wird.

    Meine persönliche Priorität liegt definitiv nicht auf Namen - solange sie jemandem gehören, der von keiner großen Bedeutung für mich ist.
    Und meine Priorität liegt definitiv nicht darauf, wo ich Dinge wie Schlüssel, Geldbörse oder Mobiltelefon ablege.

    Ich habe schon oft überlegt, ob ich mir nicht grundsätzlich, wenn ich in ein neues "soziales Netzwerk" eintrete, direkt eine Liste mit den Namen der Personen mache. Aber ganz ehrlich... das hat bei mir auch Priorität 8953 und deshalb mache ichs nie.

    Deine 12 Punkte sind natürlich interessant und ich halte sie auch für wirkungsvoll. Ich werde mal in mich gehen und mir überlegen, ob ich mich in diesem Bereich verbessern möchte :-)

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  2. Sehr löblich, Jan ;) Ich wünsche dir gute Ver-Besserung!

    Ich beobachte das bei mir auch, dass ich mir Dinge, die "keine Wichtigkeit" haben, nicht merken kann.

    Auf der anderen Seite ist es doch sehr wichtig, wo unsere Schlüssel sind und wann unsere Lebenspartner Geburtstag haben (oder die leidigen Jahrestage!) - das merken wir spätestens dann, wenn wir uns einen Wolf suchen oder eine Woche meise Stimmung zu Hause haben.

    Für mich ist es das Bewusstsein (oder auch Konzentration), das all die Dinge begleiten sollte, die ich mache. Dann klappts auch mit dem Erinnern.

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  3. Wenn ich mich an Namen erinnern möchte/muss und das berühmte Vakuum im Kopf entsteht, dann gehe ich das Alphabeth durch und halte mir dabei das Gesicht/die Person vor (meine geschlossenen) Augen: A-A-A..., B-B-B..., C-C-C...

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    1. Danke für den guten Tipp! Geht aber nicht, wenn man der Person gegenüber steht.

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  4. die ersten 2 Minuten passiert es manchmal, dass ich mir den Namen merke, aber sobald ich mich umdrehe... ist er wieder weg.
    Ich selber schiebe es darauf, dass ich mit sehr, sehr vielen Menschen arbeite, ein ständiger Wechsel.
    Zahlen/Codes/Telefonnummern dagegen kann ich mir sofort merken, die gehen auch nicht mehr aus meinem Kopf... daher dürfte für mich der Mensch am besten eine Zahlenkombi haben ;-)

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    1. Haha, na jeder hat seine Stärken ;) Kannst du den Buchstaben nicht einfach schnell im Geiste Ziffern zuordnen, deren Kombi du dir dann merken und zurückübersetzen könntest?

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  5. Ich in auch total schlecht darin mir Namen zu merken.
    Immer wenn ich neue Leute kennenlerne wiederhole ich ihre Namen oft um mir sie zu merken doch sobald es mehr als zwei sind ,
    kriege ich es einfach nicht mehr hin.

    Darum vielen ,vielen Dank für die zahlreichen Tipps! ( =

    PS:Ich wird sie schnellstmöglich ausprobieren!



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