24. Juli 2012

Warum regst du dich so auf? Über unsere emotionale Persönlichkeit

Richard J. Davidson
Wer wundert sich nicht darüber, dass manche unserer Mitmenschen (oder gar wir selbst) beim kleinsten Rückschlag im Leben zusammenbrechen, während andere (oder gar wir selbst) größte Schicksalsschläge wegstecken und dabei noch anderen beistehen können? Auch im Alltag kann sich das äußern, zum Beispiel wenn sich jemand vom nicht abreißenden Strom der kleinen Probleme und Unannehmlichkeiten konstant überfordert fühlt, während ein anderer mit Leichtigkeit durchs Leben wandert und kaum Anstoß an solchen Umständen nimmt. Zum Verständnis kann es helfen, diese Phänomene unter dem Gesichtspunkt emotionaler Persönlichkeiten oder Stile zu betrachten. Jeder von uns hat hier seinen ganz eigenen Stil. Aber was sind die Eckpfeiler unseres ganz individuellen emotionalen Stils? Und natürlich wollen wir auch wissen, ob wir diese emotionalen Persönlichkeiten in uns nicht zum Besseren ändern können, sodass wir durchs Leben gehen können, ohne ständig mit den Nerven am Ende zu sein. Richard J. DavidsonProfessor der Psychologie und Psychiatrie an der University of Wisconsin-Madison, hat dazu jahrzehntelang geforscht und ein großartiges Buch geschrieben: Warum wir fühlen, wie wir fühlen: Wie die Gehirnstruktur unsere Emotionen bestimmt - und wie wir darauf Einfluss nehmen können (Deutsch bisher nur als Kindle-Version, ansonsten auf Englisch).

Lernen, Gefühle zu verstehen... ganz erwachsen werden wir nie. (Bild von Missing Kitty)

18. Juli 2012

Das Drei-Einige Gehirn und die Evolution der Persönlichkeit

Ich bin ja immer sehr an Typologien der Persönlichkeit interessiert und neulich fiel mir ein Buch mit dem vielversprechenden und umfassenden Titel Evolution der Persönlichkeit: Die Grundlagen der Biostruktur-Analyse in die Hände, das eine sehr einfache triadische Typologie skizziert. Geschrieben von Juergen Schoemen.

L'inactuel
Das Drei-Einige Gehirn
Die Biostruktur-Analyse geht von nur drei Grund-Komponenten der Persönlichkeit aus und ist damit Rekordhalter der Reduktion. Auch die Dreieinigkeit Gottes und alle anderen magischen Spielchen rund um die Zahl drei werden gleich mit erklärt und zwar durch die triadische Struktur unseres Gehirns: das Stammhirn, das Zwischenhirn und das Großhirn. Da unser Gehirn aus diesen drei Hauptstrukturen aufgebaut sei, verstünde es alle Dreier-Konzepte besonders gut. Die Reihenfolge der Ausbildung dieser Struktur entspräche der evolutionären Entwicklung der Wirbeltiere vom Reptil (Stammhirn) über die frühen Säugetiere (Stammhirn + Zwischenhirn) bis zu den Primaten (Stammhirn + Zwischenhirn + Großhirn). Zurück geht diese Idee auf den US-amerikanischen Hirnforscher Paul D. MacLean und seine Arbeiten in den 60er Jahren. Inzwischen sind einige der evolutionären Aspekte überholt, zum Beispiel weiß man, dass alle modernen Wirbeltiere inklusive der Reptilien das Stammhirn von noch älteren gemeinsamen Vorfahren "geerbt" haben. Außerdem zeigen "Stammhirn-Tiere" (insbesondere Vögel) außerordentlich kognitive Fähigkeiten, die weit über das hinausgehen, was McLean dem Stammhirn zuschreibt. Welche Funktionen schreibt die Biostruktur-Analyse den drei unterschiedlichen Hirnen nun zu?

6. Juli 2012

Wie unser Gehirn die Welt erschafft

Mysterien der Wahrnehmung

von Chris Frith
Wer glaubt, dass wir durch eine Welt laufen, die ganz genauso beschaffen ist, wie sie uns erscheint und dass es vor allem ganz einfach und selbstverständlich ist, diese Welt wahrzunehmen, der täuscht sich. So wie wir alle uns ununterbrochen in der Wahrnehmung unserer Umwelt täuschen. Das jedenfalls beschreibt Chris Frith in Wie unser Gehirn die Welt erschafft. Was man dem Buch wirklich zugute halten muss: Es ist sehr unterhaltsam geschrieben und lässt sich auch ohne viel Vorverständnis von Laien lesen. All die bekannten Wahrnehmungstricks vom Necker-Würfel über die Domino-Illusion bis hin zur Fremdkörpererfahrung meiner eigenen Hand sind hier erklärt. Das liest sich sehr gut, macht Spaß und man lernt tatsächlich etwas über die Mysterien der Wahrnehmung und der daraus resultierenden Konstruktion unserer Realität. Enttäuscht dürfte der Leser sein, der sich mehr Tiefe gewünscht hätte oder gar neue Erkenntnisse hinsichtlich der hirnphysiologischen und molekularen Grundlage unserer Wahrnehmung.

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