29. Dezember 2012

Wie gute Vorsätze denoch gelingen

Gute Vorsätze - sind das nicht die hohlen Sprüche, die wir uns ziemlich beschwipst am 31.12. gegenseitig schwören oder spätestens morgens über die Kloschüssel gebeugt am 1. Januar uns selbst? Nie wieder Alkohol und Zigaretten, dafür aber mehr Sport! Und man weiß eine Sekunde später, dass daraus nix wird. Dabei ist es gar keine dumme Idee, mal inne zu halten, Bilanz zu ziehen und zu überlegen, was man im nächsten Jahr anders machen könnte. Aus der Psychologie wissen wir, dass uns solche Vorsätze motivieren, die konkret und gut begründet sind und das wir eher die Ziele umsetzen, denen wir uns auch verpflichtet fühlen. Daraus leiten sich ein paar Tipps ab, wie man gute Vorsätze in realistische Ziele verwandeln und die Chancen der Umsetzung drastisch erhöhen kann.

C5: Was sind wirklich gute Vorsätze? (Bild: Pinterest John F. Ptak)

19. Dezember 2012

Wie bleiben wir menschlich in den Zeiten der Superhelden?

Was ist der Preis der Spezialisierung? Elisabeth Göhring vom Unternehmens-Kulturmagazin schreibt von der Notwendigkeit des lebenslangen Übens, vom Erhalt menschlicher Soft Skills und vom Mut zum Dilettantismus. Aber lesen Sie selbst...

Olympiasiegerin Charlotte Cooper, 1900
Meine Dienstag Abende verbringe ich damit, einen gefiederten Ball über ein Netz zu schlagen, und das möglichst so, dass mein Gegenüber ihn nicht zurückschlagen kann. Das macht einen Heidenspaß, ist sehr anstrengend, und ab und zu verletzt man sich. Ich bemühe mich stets darum, besser zu werden. Leider bemühen sich die Anderen auch, und deshalb bleibt der Erfolg selten und außerordentlich köstlich.

Hier wirkt ein antikes Ideal, das in der Neuzeit wieder aufgegriffen wurde: In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist.

Im Mittelalter entwickelte sich die Turnier-Kultur anders. Die Männer kämpften um Sieg und Ehre und die Frauen, zumindest einige, betreiben das Kinder-Kriegen wie einen Extremsport - schließlich ging es auch hierbei darum, etwas zu werden: nämlich geachtete Ahnfrau. Sowohl bei den turnierreitenden Kämpfern als auch bei den todesmutigen Frauen galt es, seinen Platz im Leben zu behaupten: Stärke und Gottes Gunst zu beweisen.

Globalisierung des Entwicklungsgedanken
Mit dem Beginn der Neuzeit ändert sich das Ideal: Der Entwicklungsgedanke, dass jeder etwas Neues hinzuzufügen hat, damit die Menschheit weiterkomme, entsteht und wirkt bis heute. Man bildet sich als menschliches Wesen weiter. Es geht darum, immer etwas besser zu werden. Das gilt für die ganze Gesellschaft und für die Individuen.

16. Dezember 2012

Strategien narrativer Psychologie als Lebenshilfe

Wie das Erzählen der eigenen Geschichte zum positiven Erleben hilft

"Wenn du etwas nicht magst, dann ändere es.
Wenn du etwas nicht ändern kannst,
dann verändere deine Einstellung."
Maya Angelou
Unsere im sogenannten Big Five Modell beschriebenen, sehr grundlegenden Persönlichkeitsmerkmale (Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus) bestimmen zu einem erheblichen Teil unser alltägliches Erleben der Welt und unser Handeln darin. Während das bei einigen Merkmalen - z.B. Extraversion oder Offenheit - vor allem eine Frage unseres Umgangs mit der Außenwelt ist, birgt das Merkmal des Neurotizismus bei hoher Ausprägung ein erhebliches Leidenspotenzial. Denn ständige Besorgnis und eine vorwiegend negative Einschätzung der Umwelt und des eigenen Lebens haben verständlicher Weise erhebliche und langfristige Auswirkungen auf die Gefühlswelt der betroffenen Person und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen. Das heißt also auch, dass kein Persönlichkeitsmerkmal so korrekturbedürftig wäre, wie eine hohe Ausprägung des Neurotizismus. Gleichzeitig ist kein Persönlichkeitsmerkmal so selbstbestätigend und damit schwer zu korrigieren wie die hohe Ausprägung des Neurotizismus. Dennoch: Wo manifestieren sich Persönlichkeitsmerkmale und welche Möglichkeiten haben wir, den schweren Nachteilen einer hohen Ausprägung des Neurotizismus zu begegnen?

Married couple
Wir alle haben Deutungshoheit über unsere Geschichten

11. Dezember 2012

Stadtkarawane - mit dem Rollstuhl durch Leipzig

Sind Sie schon mal im Rollstuhl durch die Stadt gefahren? Tobias Große gibt uns einen Einblick in eine außergewöhnliche Erfahrung, die uns viel über uns selbst lehrt. Tobias ist Mitinitiator der Stadt Karawane, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ungewöhnliche Begegnungen mit Menschen zu ermöglichen, die im Alltag sonst nicht stattfinden würden. Aber lesen Sie selbst...

Im Rollstuhl: Cordula, Tobias und Maria - alle noch im Gleichgewicht

Morgens beim Frühstück hätte ich mir das nicht träumen lassen, aber jetzt saß ich in einem Rollstuhl und fuhr durch die Flure des Hauses der Demokratie. Ein Glück ist es keine körperliche Notwendigkeit für mich, sondern eine Freizeitbeschäftigung die der ehrenamtliche Verein Stadt Karawane e.V. ermöglicht. Cordula, die erste der drei GastgeberInnen die wir an diesem Tag besuchten, ist seit Kindesbeinen an ihren Rollstuhl gebunden und engagiert sich in unterschiedlichsten Zusammenhängen für mehr Verständnis und Toleranz gegenüber Behinderten. Wir bekamen an diesem Tag die Chance die Perspektive zu wechseln und selbst alltägliche Situationen im Rollstuhl zu erleben.

10. Dezember 2012

Wozu ist Neurotizismus gut?

Wie sieht eine Welt aus, in der wir alle nur positiv zu denken?

Im Artikel zum Thema mit Neurotizismus leben und lieben stellten wir fest, dass "Neurotizismus wirklich eine sehr große Herausforderung für den Alltag ist", weil neurotische Menschen sehr empfindlich auf die kleinen und großen Störungen im Leben (inklusive ihrer Lebenspartner und Kollegen) reagieren und damit oft Kreisläufe in Gang setzen, die tatsächlich zu weitaus mehr negativen Erlebnissen führen, als im Durchschnitt zu erwarten wäre (siehe "selbsterfüllende Prophezeiungen"). Das ist statistisch und praktisch so dramatisch, dass hoher Neurotizismus, so verlässlich wie kein anderes Persönlichkeitsmerkmal, das Scheitern von Beziehungen voraussagt.

Zu irgend etwas muss Neurotizismus doch auch gut sein. In der Natur zum Beispiel:  Neurotische Fische, die sich schnell ängstigen, ständig nach dem räuberischen Hecht ausschau halten und nur vorsichtig die Gegend nach Nahrung erkunden, haben eine bessere Überlebenschance als ihre sorglosen und risikofreudigen Artgenossen. Jedenfalls dann, wenn wirklich ein Hecht in der Gegend ist. In einem Teich, in dem es keinen großen Feinde gibt, da haben die Neurotiker unter den Fischen eine geringere Chance zu überleben. Denn ehe sie sich trauen, nach Nahrung zu suchen, haben ihre sorglosen Kameraden schon alles aufgefressen und zwar ohne dabei in Lebensgefahr zu schwimmen. 

6. Dezember 2012

Reiss Profile: Ein Motiv kommt selten allein

Leben und schreiben mit dem Reiss Profile

Eva-Maria Oberauer, freie Onlinetexterin, Schriftstellerin, ausgebildeter Coach und Reiss Profile Master, untersucht für uns, was sowohl fürs Leben als auch für die Literatur am Reiss Profile dran ist. Als Ellen Dunne hat sie den Roman Wie Du mir veröffentlicht und sich dort mit Werteterror und zugespitzten Motivationen ausgetobt.

Hach, waren das noch Zeiten. Im Streit über die unterschiedlichen Definitionen von Ordnung dem Partner ein pauschales "So bin ich eben" entgegenrotzen. Im Job mit einem Schultertätscheln oder einer Gehaltserhöhung "motiviert werden". James Bonds stoische Unverwundbarkeit in allen Lebenslagen bewundern. Vorbei!

Jetzt stehen wir einander an den Spitzenpositionen der Maslow'schen Bedürfnispyramide auf den Füßen, der Partner will nicht mehr so recht in die alten Rollenschablonen passen, und James Bond schießt wegen posttraumatischem Stress-Syndrom daneben. Ja, die Welt ist eindeutig komplexer geworden. Wir haben begonnen, dem vermeintlich Klaren, Vordergründigen zu misstrauen und suchen gleichzeitig nach einer Landkarte, wollen Beweggründe, Motivation verstehen – in der Realität genauso wie in der Fiktion.

Anton Chigurh in No Country for Old Men
Realität und Fiktion: Was treibt Charaktere an? Z.B. 007 oder Anton Chigurh in No Country for Old Men

1. Dezember 2012

Typisch: Warum wir immer anders und doch dieselben sind

In welchen Zusammenhängen stehen unser Erleben und unsere Persönlichkeit?

Wenn ich mit Klienten oder Kollegen über Persönlichkeitspsychologie rede und wir an einem Punkt sind, wo sie mit Testergebnissen konfrontiert werden, die etwa eine deutliche Introversion nahelegen, dann kommt es fast immer zu Gegenreaktionen. Die häufigste ist: Ich bin doch nicht immer dieselbe Person. Das hängt doch von der Situation ab. Klar bin ich oft still, aber manchmal rede ich auch ganz viel oder ich mag allein sein, aber neulich war ich auf einer Party, habe bis zum Ende durchgetanzt, getrunken und Leute kennengelernt. Ich bin also beides: introvertiert und extrovertiert. Natürlich! Niemand ist eindimensional. Aber die Situation kann nicht das Persönlichkeitsmerkmal bestimmen, sondern die Persönlichkeit sucht sich die Situation, wie wir gleich zeigen werden.

unit four PHOTOGRAPHY - PRACTICE SHOOT.
Sind und bleiben wir immer dieselben Personen? Foto: Paige Nolan via Flickr

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