30. Januar 2014

Emporscheitern: der erfolgreiche Umgang mit Fehlern

Fehlerkultur und Strafmentalität in deutschen Unternehmen


Aus der Psychologie wissen wir ziemlich gut, welche Aspekte unserer Persönlichkeit zu unserer Zufriedenheit und damit zum Lebensglück beitragen und welche uns eher unglücklich machen. Neid und Reue sind typische Spaßverderber. Auch, wer übermäßig dazu neigt, sich Sorgen zu machen, hat es schwer. Wenn wir alles um uns herum bewerten und kritisieren, statt einfach mal wahrzunehmen und zu beobachten, verhageln wir uns und unseren Mitmenschen nachhaltig die Stimmung. Und alles kontrollieren zu wollen, endet genauso im Frust wie jeder Perfektionismus, der immer wieder an der Realität scheitern muss.

Lilienthal in flight
Bergab- und doch emporgescheitert: Otto Lilienthal am Fliegeberg im Juni 1895

Unterschiedliche Fehlerkulturen

Das ist für jeden einzelnen von uns ziemlich klar, aber wie ist es in den Organisationen, in denen wir uns bewegen? Erstaunlicherweise kranken Firmen oder Bildungseinrichtungen genau an denselben Verhaltensstörungen, wie einzelne Menschen. Am einfachsten kann man das an der sogenannten Fehlerkultur beobachten. Ich finde nicht, dass man ernsthafte unternehmerische Fehler irgendwie "auspendeln" muss oder im gemeinsamen Stuhlkreis schönreden soll. Ich denke aber auch, dass Fehler notwendigerweise zum Leben und zur Arbeit gehören und dass wir uns selbst kaputt machen und viel Potenzial lähmen, wenn wir uns Fehler nicht vergeben, weil wir dann nicht aus ihnen lernen. Interessanterweise gibt es im Umgang mit Fehlern kulturell große Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern, etwa den eher optimistisch-positivistischen US-Amerikanern und den gradlinig bis rechtwinklig pedantischen Deutschen.

26. Januar 2014

Was wäre, wenn...

Elena Welsch fragt uns heute, was wäre, wenn wir all die uns runterziehenden Überzeugungen über Bord werfen würden. Lesen Sie selbst...

"Was wäre, wenn wirklich alles möglich wäre? Ohne jegliche Einschränkungen. Wie würde dein Leben aussehen?"

Meine Lieblingsfrage. Ich stelle sie sehr oft. Allerdings erhalte ich sehr selten eine konkrete Antwort darauf. Zumindest, wenn ich die Frage zum ersten Mal stelle. Stattdessen treffen mich meist verwirrte Blicke und die Stille wird - wenn überhaupt - durch ein zögerliches Nachfragen gebrochen… "Wie jetzt? Was meinst du denn damit? Puh, keine Ahnung, da habe ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht." Und genau an dieser Stelle fängt der Spaß für mich erst richtig an.

Walking over Sarajevo
Wenn dir deine Träume keine Angst machen, sind sie nicht groß genug! (Foto: Nicolò Paternoster)

19. Januar 2014

Die Luft ist voll unsichtbarer Pfeile

Wie könnten wir unser Leben entschleunigen?


Henry Thoreau: "Sind die Menschen seit der Erfindung der Eisenbahnen nicht etwas pünktlicher geworden? Sprechen und denken sie nicht schneller auf dem Bahnhof als vor der »Posthaltestelle«? Etwas Elektrisierendes liegt in der Atmosphäre eines Bahnhofs." (Walden oder Leben in den Wäldern - Kapitel 7)

Afrika: Weniger Uhren, dafür mehr Zeit (Bild von Katja, Lizenz: CC0 )

Genau jetzt, also etwas später...

Während der letzten zwei Wochen war ich in Südafrika unterwegs. Mit dem Auto vom Atlantik zum Indischen Ozean die Küste entlang, die Sonne und das Meer genießen, die exotischen Früchte entdecken und die Tiere bestaunen. Und - wie immer, wenn ich etwas weiter weg bin - die Mentalität der Menschen in mich aufnehmen. Der erste Restaurantbesuch hat mir beispielsweise vor Augen geführt, wie unterschiedlich Menschen mit der Zeit umgehen. Ich hatte zwar Urlaub, aber dennoch kam mir das Warten auf die bestellten Getränke und Speisen viel zu lange vor. Ich brachte mich durch Nachfragen beim Kellner in Erinnerung, weil ich dachte, vergessen worden zu sein. Das war aber nicht der Fall, es dauert eben nur etwas. Die Kellner kennen die Ungeduld der Touristen schon und beschwichtigen: "I'll bring your order just now." Just now, also wörtlich übersetzt "jetzt sofort", heißt in Südafrika jedoch so viel wie "etwas später" und kann eine Dauer von 10 Minuten beschreiben oder auch zwei Stunden. Auch sonst fällt die Ruhe auf, mit der sich die Menschen in Südafrika bewegen. Manchmal kann ihre Schrittgeschwindigkeit an Schildkröten erinnern und tatsächlich hielten wir in Städtchen wie Sedgfield, die sich das Label "slow town", also etwa "langsame Stadt" und als Wappentier eine Schildkröte gegeben haben.

16. Januar 2014

Unfreiwillig allein?

"Die Kunst des Alleinseins" 

Ellen Dunne rezensiert das Buch von Ursula Wagner


Ellen Dunne, Autorin solch spannender Romane wie Wie du mir und Für immer mein, habe ich vor einigen Jahren in Management-Trainings bei unserem ehemaligen Arbeitgeber kennengelernt. Die Initiative dazu muss wohl anfänglich von ihr ausgegangen sein. Denn in unseren Persönlichkeitstests während dieser Trainings wurden wir beide jeweils am anderen Ende des Spektrums von Extroversion (sie) und Introversion (ich) verortet. Extrovertierte Autoren stehen täglich vor ganz speziellen Herausforderungen, zum Beispiel weil das ungeliebte Alleinsein ein essentieller Teil ihrer Profession sein muss. Ellen hat sich immer wieder damit beschäftigt, wie sie sich am besten mit der Notwendigkeit allein zu sein, aussöhnen kann. Nun hat sie auch ein Buch mit dem Titel Die Kunst des Alleinseins gelesen, das inzwischen zu ersten "Friedensverhandlungen" zwischen ihrem extravertierten Selbst und dem nötigen täglichen Alleinsein geführt hat. Aber lesen Sie selbst...


Einsamkeit oder doch ein “goldener Stein”? Eine Annäherung ans Alleinsein.

Die Introvertierten unter Ihnen werden jetzt vielleicht den Kopf schütteln und sich fragen, warum man sich einem so begrüßenswerten Zustand wie dem Alleinsein denn erst annähern muss. Und auch in meiner Kindheit wurde mir immer wieder das Sprichwort vorgebetet: Allein ist ein goldener Stein. Trotzdem: Als vorwiegend extrovertierte Schriftstellerin stellt mich der Kampf zwischen dem für meine Arbeit unverzichtbarem Alleinsein einerseits und dem schier unwiderstehlichen Drang meiner Persönlichkeit danach, in Gesellschaft von Menschen zu sein andererseits, jeden Tag neu auf die Probe.

In ihrem Buch Die Kunst des Alleinseins richtet sich Diplompsychologin Ursula Wagner primär an all jene, die unfreiwillig allein sind. Weil sie langjähriger Single sind, aus einer gescheiterten Beziehung kommen oder durch tragische Lebensumstände ins Alleinsein “gefallen” sind. Nichts davon trifft auf mich zu. Trotzdem habe ich mithilfe des Buches begonnen, das Alleinsein für mich zu erforschen.

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