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Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.

30. Juli 2014

Folge deiner Angst

Von der Angst über die Wut bis zum Mut

Kennen Sie die Geschichte? Die Schlange starrte auf das Kaninchen. Das Kaninchen starrte auf die Schlange, und dann sagte das Kaninchen: "Buh!" Die Schlange zuckte zusammen und musste über das alberne Kaninchen lachen. Als die Schlange ihre Augen wieder aufmachte, war das Kaninchen weg.

Wie kann das Kaninchen seine Todesangst überwinden? Wo entsteht der Mut? Wie kann jeder von uns Zugang zu dieser Ressource erhalten? Wie können wir Mut und Angst ausbalanzieren? Und warum ist es gut, unseren Ängsten zu folgen? Diese Fragen beantwortet Ihnen heute Nadja Petranovskaja.


Mutiges Häschen (Bild von MaffersToys via Flickr CC)

Die sechs Gespenster der Angst

Wenn hier von "Angst" die Rede ist, sind die normalen menschlichen Ängste gemeint, nicht die verschiedensten Angststörungen und extreme Angstzustände. Viele Wissenschaftler haben sich bereits mit dem Begriff "Angst" auseinander gesetzt. Napoleon Hill, einer der Väter der amerikanischen Selbsthilfe-Szene, hat in seinem Buch Denke (nach) und werde reich die sechs Gespenster der Angst beschrieben, und auch wenn sein Buch sich primär dem Unternehmertum widmet, so sind doch diese sechs Gespenster allgegenwärtig in jeder Stadt dieser Welt. Diese lauten:

  1. Angst vor Armut
  2. Angst vor Kritik
  3. Angst vor Krankheit
  4. Angst vor Liebesverlust
  5. Angst vor dem Alter und
  6. Angst vor dem Sterben

Diese sechs Ängste, so Hill, bestimmen unser Leben. Einen Großteil unseres Tages verbringen wir damit, alles zu tun, um nicht zu sterben. Wir verdienen Geld, um Dach über dem Kopf, Kühlschrank und Essen im Kühlschrank bezahlen zu können. Auch die Angst vor Armut und Krankheit spielen hier mit rein, besonders wenn wir uns um den beruflichen Erfolg und Gesundheit kümmern.

26. Juli 2014

Was ist dran am Mythos von Genie und Wahnsinn?

Geister zwischen Kreativität und Psychose

Anders, als wir uns gern glauben machen, vertragen sich Kreativität und psychische Störungen nicht ohne weiteres. Mein Verdacht ist, dass wir als durchschnittlich begabte Menschen das Haar in der Suppe der überdurchschnittlich Begabten suchen. Da fällt es leicht, sie als etwas sonderbar hinzustellen und zu glauben, dass sie nicht ganz richtig im Kopf sind. Wir sind dann lieber "gesund" und dafür weniger kreativ.

Kreativität und Wahnsinn haben einiges gemein (Bild von figlioDiOrfeo via Flickr CC)

Die amerikanische Psychiaterin und Neurowissenschaftlerin Nancy Andreasen beschreibt in ihrem Buch The Creating Brain: The Neuroscience of Genius die viel komplexeren Zusammenhänge, die hinter der kreativen Psyche und dem Wahn stehen. Dabei wird deutlich, dass psychische Störungen wie Schizophrenie oder Depressionen dem kreativen Schaffen etwa in der Literatur oder auch in den Wissenschaften eher im Wege stehen. Wer beispielsweise unter Schizophrenie leidet, wird kognitiv zu "durcheinander" sein, um etwas sinnvolles hervorzubringen. Für viele kreative Arbeiten wie das Schreiben benötigen wir einen Geist, der ordnen, strukturieren und konstruieren kann. Schizophrenie kann zwar zu künstlerischen Tätigkeiten passen, die auf plötzliche Eingebungen bauen, sie passt aber nicht zu konzeptionellen Arbeiten. Häufig seien laut Andreasen unter den konzeptionell Kreativen jedoch affektive Störungen wie Depressionen oder Manien zu beobachten.

16. Juli 2014

Der edle Bruder Neid

Mit Nietzsche lernen, den Neid zu nutzen


"Wo die Gleichheit wirklich durchgedrungen und dauernd begründet ist, entsteht jener, im ganzen als unmoralisch geltende Hang, der im Naturzustande kaum begreiflich wäre: der Neid. Der Neidische fühlt jedes Hervorragen des anderen über das gemeinsame Maß und will ihn bis dahin herabdrücken – oder sich bis dorthin erheben: woraus sich zwei verschiedene Handlungsweisen ergeben, welche Hesiod als die böse und die gute Eris bezeichnet hat." (Nietzsche: Der Wanderer und sein Schatten)


Noch nicht ganz angekommen: Auf dem Weg nach oben.  (Foto: John and Christina via Flickr)

Neid gilt in unserer Gesellschaft gemeinhin als verwerfliche Gefühlsregung, die nur zu Missgunst, Zank und am Ende Totschlag führt. Die Griechen nannten das "Eris": Die Göttin der Zwietracht, die durch ihre Intrigen unter anderem den Trojanischen Krieg heraufbeschwörte. Aber bereits der antike Dichter Hesiod kannte eine zweite Eris, eine die den Menschen antreibt und zu Höherem streben lässt. Diese zwei Zwillingsschwestern kehren in Nietzsches Wanderer und sein Schatten als der "Neid und sein edlerer Bruder" wieder.

3. Juli 2014

Bin ich ein weiser Mensch?

Eine "Anleitung" zur Weisheit in 10 Punkten

Weise werden, das wollen wir alle irgendwie. Durch den eigenen Lebensweg die Ruhe finden, abgeklärt sein, nicht mehr mithetzen, sondern aus der Distanz beobachten und vielleicht kluge Ratschläge geben. Irgendwie ist es aber auch immer aufgeschoben: Alte Männer sind weise, altersweise. Alt und weise - das scheint nichts für uns mitten im Leben zu sein. Oder doch? Die School of Life von Alain de Botton verfolgt eine ganz pragmatische Idee der Weisheit im Alltag, von der ich mich hier inspirieren lies. Auch wenn wir nie vollkommen weise werden können, kann uns das Konzept der Weisheit als ein Fluchtpunkt im Leben den Weg zu einem bewussteren und glücklicheren Leben weisen. Was also ist Weisheit, wodurch zeichnen sich weise Menschen aus?

Unbenannt
Klischee von der Weisheit (Bild: Peter via Flickr CC)