20. Januar 2018

Der Urmensch und der Motor der Geschichte

Ein einmalig raffiniertes Tier

"Es ist ein sonderbarer, surrealistischer, doch naheliegender Gedanke,
daß dieser Erdball seinen Weg weiterstürmt, umkreist von den neuen Monden,
nämlich den Paketen des giftigen Atommülls, die man in die Stratosphäre hinausschießt,
während irgendwo immer noch die Indianer den Tanz des roten Felsenhahns aufführen."
(Arnold Gehlen, Urmensch und Spätkultur, S. 307)

Parallele Welten um 1900: Eine Saami Familie in Norwegen, Nomaden zwischen Steinzeit und Moderne

Die Geschichte ist nicht gerecht und die Evolution ein brutaler und blinder Prozess, so könnte man Yuval Noah Harari zusammenfassen, wenn er in seinem Buch Eine kurze Geschichte der Menschheit der Zeit hinterher trauert, als der Mensch in Gestalt des Homo erectus, Homo ergaster, des Neandertalers und schließlich für einige zehntausend Jahre auch als Homo sapiens in kleinen Horden sammelnd und jagend durch die Wälder und Savannen streifte. Denn es blieb uns aus evolutionären Gründen nicht vergönnt, diese von Harari sehr romantisch dargestellte Lebensweise aufrecht zu erhalten. Dabei hat der Mensch als Gattung sehr wohl die meiste Zeit, nämlich zweieinhalb Millionen Jahre, als Jäger und Sammler und erst seit relativ kurzen zehntausend Jahren als seßhafter Bauer und Handwerker (und jetzt knowledge worker) gelebt.

13. Januar 2018

Good News, Bad News: Was willst du lesen?

Warum uns der mediale Pessimismus lähmt

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass du lieber schlechte Nachrichten liest. Wir haben uns auch lange schon dran gewöhnt. Außerdem ist es sowieso zu schwer, Optimist zu sein oder Optimisten ernst zu nehmen. Zum einen, weil die kolportierte Realität der Welt um uns herum ein ständiger Ansturm schlechter Nachrichten auf die Hoffnung in uns ist, dass wir ein gutes Leben haben können. Zum anderen, weil es schick ist und als intelligent gilt, wenn man schlechte Laune verbreitet. Optimisten werden von Pessimisten schnell als "naiv" bezeichnet, Pessimisten selbst hingegen, verstehen sich als Realisten. Es gibt für diese Neigung ganz archaische und tiefe psychlogische Gründe.

Beispiel eines Titelbildes (Quelle: Stiftung Deutsches Historisches Museum)

Ich wurde kürzlich in einer Diskussion als naiv bezeichnet, weil ich meinte, dass es neben den ganzen vermeintlich schlechten Menschen einer Berufsgruppe auch viele gute gäbe. Das finde ich absurd, denn der Pessimist kann einfach so pauschalisieren und sagen "alles ist schlecht" und sich damit als Realisten rühmen. Während der Optimist herabgewürdigt wird, wenn er sagt: "Moment mal, nicht alles ist schlecht, manches ist auch gut." Ist das nicht viel realistischer und vor allem wahrscheinlicher? Pessimisten haben Dank der negativity bias, also der menschlichen Tendenz, die Dinge im Zweifel negativ zu sehen, einen Realitätsbonus auf ihrer Seite.

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