tag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post1817573536304124509..comments2024-03-16T03:40:26.265+01:00Comments on Geist und Gegenwart: Fortschritt und EnttäuschungGeist und Gegenwarthttp://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comBlogger13125tag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-63854721561513178682021-01-03T22:30:06.147+01:002021-01-03T22:30:06.147+01:00Danke, da ist einiges zur Entlastung wirklich gut ...Danke, da ist einiges zur Entlastung wirklich gut zusammengefasst. Ich finde Sloterdijks Weiterdenken von Gehlen auch wirklich spannend. Die Pointe der Verwöhnung ist durch Sloterdijk gut gesehen und etwas, dass sich auch erst in der späteren Nachkriegszeit und also nach Gehlens Tod aufdrängte.<br /><br />Nur ist das alles wirklich schon so in Gehlen angelegt. Und er war da sehr emphatisch, was die Offenheit, die Entlastung und sogar die Entfremdung angeht. Der mensch "versagt/verzweifelt" keineswegs bei Gehlen an der Offenheit, im Gegenteil. Sie und die daher nötige Entlastung sind die Voraussetzungen für jegliche Kultur in Gehlens Anthropologie. Gehlen ging sogar soweit, die Entfremdung als Mutter der Freiheit zu analysieren. Habe dazu hier einiges zusammengetragen:<br /><br /><a href="http://www.geistundgegenwart.de/2016/12/entfremdung-freud.html" rel="nofollow">Das Unbehagen in der Kultur: Entfremdung, Freiheit und Idealismus bei Sigmund Freud</a><br /><br />und<br /><br /><a href="http://www.geistundgegenwart.de/2016/12/freiheit-und-naturzustand.html" rel="nofollow">Freiheit und Naturzustand: Die paradoxen Effekte gesellschaftlicher Institutionen</a><br /><br />Das ist übrigens ein wirklich treffendes und schönes Bonmot: "Der Mensch ist das Tier, das es sich gerne Schwer macht, um es leicht zu haben." Danke dafür!Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-13937826144176050302020-12-27T18:02:22.469+01:002020-12-27T18:02:22.469+01:00Was man mit "Entlastung" so alles anrich...Was man mit "Entlastung" so alles anrichtet:<br />Für Gehlen ist der Mensch ein Mängelwesen der wegen seiner „Vielfalt“ Entlastung benötigt.<br />Für Sloterdijk ist der Mensch ein Luxuswesen, weil es „Welt-Offen ist“, nicht fixiert wie ein Tier das etwas enger, "Umwelt" hat. Der Mensch "das nicht festgestellte Tier".<br /><br />Bei Gehlen versagt/verzweifelt der Mensch an seiner Offenheit, an der Fülle der Möglichkeiten und benötigt deshalb „Entlastung“ durch Ordnung, Verwaltung, Aufsicht, Erziehung, Hierarchie! Denn Gehlen war der letzte große Konservative.<br />Gehlen sieht die Gefahren der Möglichkeiten-Fülle und begründet damit einzäunende, konservative Politik.<br /><br />Bei Sloterdijk ist das Unspezifische am Menschen, seine Weltoffenheit, seine Wesensoffenheit ein Luxus der Offenheit die den Menschen zu einem reichen, weil unangepassten Wesen macht. Für ihn benötigt der Mensch aus seinem Werden heraus allerdings „Sphären“: Das sind „Räume“ i.w.S.- die ihn bergend-freistellen für weitere Ausgriffe auf einer nach oben offenen Verwöhnungsskala – durch Entlastung.<br /><br />Entlastung ist bei Sloterdijk jedoch nicht ohne Verwöhnung zu denken.<br />Luxus, Entlastung und Verwöhnung geben sich bei ihm die Klinke in die Hand.<br /><br />Die Verwöhnung beginnt für den Innenbrüter in der „Klausur in der Mutter“, der damit verbundenen arbeitsfreien 24/7 Versorgung und der „inneren Plazenta-Sicherheit“ im Gegensatz zur riskanten äußeren Eiablage in Nestern.<br />Aber die Sicherheit hat ihren Preis: Verwöhnung! + Entlastung.<br />Die Verwöhnung geht über in den ‚Außen-Mutter-Kind-Raum‘ denn wir hätten eigentlich nicht nur 9 Monate brüten müssen, sondern 21 wegen der Konstitution und Komplexität. Da wir aber als Innenbrüter schon zerebral luxurierten (großer Kopf, großes Gehirn), wäre eine normale Geburt nach 9 Monaten nicht mehr durch den Geburtskanal gegangen. Also sind wir eine „Frühgeburt“ und angewiesen auf weitere 12 Monate im externen Brutkasten zu verbringen, weiter verwöhnt zu werden, auch materielle Verwöhnung aber überwiegend mentale Verwöhnung: Vater und Mutter schauen auf das Kleine wie auf eine handgeblasene-bemahlte Weihnachtskugel. Die Mutter ist im Idealfall „reich“ für das Kind, dann auch der Vater und die nahen „reichen“ Verwandten. Das entlastet die Mutter um dem Kind „Auftrieb und Verwöhnung“ 24/7 zu sichern. Das Kind wird „Kultur-Stifter“.<br /><br />Und nochmal zurück: Dazu kam die Entlastung, die bereits mit der Entdeckung der Pfote die bald zur Hand wird, den Stein ergreift und sich damit vom Umweltdruck (genauso stark wie andere Tiere zu sein) befreit (entlastet). Er braucht nicht mehr zu flüchten, er kann werfend Distanz herstellen, so geht es weiter… Steinwürfe entlasten von angriffen, Feuer wärmt, macht Speisen genießbar, erwärmte Speisen halten länger –das entlastet von der Jagd usw. usw.<br />ein stetiger Entlastungsprozess wird in Gang gesetzt, nicht linear, auch gefährlich, aber Entlastung ist ALLES, will ALLES, will MEHR, also Luxus durch weitere Entlastung.Der Mensch ein luxurierendes Wesen.<br /><br />Entlastung wird „schwer“ erarbeitet, unter größten Opfern. Das ist der "Charme" der Entlastung: Der Mensch ist das Tier, das es sich gerne Schwer macht, um es leicht zu haben.<br /><br />Kennen Sie heute noch jemanden der wirklich Schwerstarbeit verrichtet und nicht von Maschinen entlastet ist? Was macht Digitalisierung? Sie schafft Entlastung – , immer mit Opfer, es gibt wohl keine „reine“ Entlastung: z.B. die Entlastung belastet die Umwelt....<br />phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-81313436138737688722020-07-30T17:10:58.537+02:002020-07-30T17:10:58.537+02:00Großen Dank für diese Hinweise! Es ist in der Tat ...Großen Dank für diese Hinweise! Es ist in der Tat skurril, sich vom Genuss entlasten zu wollen :) Bei meinem Sohn (4) sehe ich, wie er sich vom Spielen entlastet, indem er darauf besteht, dass ich spiele. Die Frage ist: Was gewinnt er dadurch? Ebenso beim Genuss: es wäre nicht einsichtig, sich davon zu entlasten, wenn man dafür nicht etwas besseres erhält. Genuss gehört ja wie Schlaf oder Faulsein eher auf die Habenwollenseite der Entlastung, dies sind die Dinge, die man erhält, wenn man sich von den belastenden Dingen (Arbeit, Denken, Laufen, Stehen) entlastet.<br /><br />Bei den Sitcoms nehme ich das eher als Versuch der Steigerung des Authentizitätserlebnisses wahr. Ist auch paradox, dass man mit Fakes, mit Täuschung die Authentizität steigern kann.<br /><br />Die KI geht ganz klar in diese Richtung, die du andeutest. Vor 10 Jahren waren alle im Business super happy und entlastet, als endlich einsehbare Online-Kalender für alle da waren. Heute ist das unzumutbar, in den Kalendern von drei Leuten einen Termin zu suchen und man deligiert das an Algorithmen. Entlastung x-ter Ordnung.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-58880952497596455332020-07-25T13:05:12.009+02:002020-07-25T13:05:12.009+02:00Ein sehr schöner Artikel, vielen Dank dafür!
Zum ...Ein sehr schöner Artikel, vielen Dank dafür!<br /><br />Zum Thema Entlastung würde ich auch unbedingt zur Lektüre Lacans und darauf basierend das Konzept der Interpassivität von Slavoj Zizek/ Robert Pfaller empfehlen. Es geht unter Anderem bei Pfaller um die Delegation von Genuss. Wir erfinden Kunstwerke, die sich selbst betrachten, um der Last des Genießens aus dem Weg zu gehen. Das erste Beispiel, was zum Thema Interpassivität genannt wird, ist das Dosengelächter in Sitcoms. Von Außen betrachtet könnte man meinen, dass die Darbietung bereits ihren Zuschauer inkludiert und man eigentlich gar nicht gebraucht wird.<br /><br />Manchmal frage ich mich, ob der Fortschritt in der KI-Forschung nicht letztlich diesem Zweck dienen soll. Die ganze Komplexität der digitalen Welt soll bereits ihren Rezipienten beinhalten und uns quasi "in Ruhe lassen".<br />Anonymousnoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-71882034736608045362020-07-02T09:10:15.718+02:002020-07-02T09:10:15.718+02:00Die Frage bei der Existenz als bloßes Bewusstsein ...Die Frage bei der Existenz als bloßes Bewusstsein ist dann: Warum überhaupt noch existieren? Die meisten Menschen beziehen einen Sinn aus (leiblichen) Widerständen und deren Überwindung, die bei der Existenz als bloßes Bewusstsein größtenteils wegfielen. Es bliebe nur Ennui, das andere Extrem beim Pendel des Leidens. (Philosophischen) Pessimismus (Zapffe, Ligotti: Bewusstsein als Holzweg) und Antinatalismus hatte ich auch im Hinterkopf, als ich an die konsequente Entlastung dachte. Wusste nicht, dass du auch über Innozenz III. geschrieben hattest; das werde ich mir zusammen mit dem Misanthropie-Text mal genauer angucken :)<br /><br />PS: Das Buch über die Bibel als lineare Story war übrigens "The Bible and Literature: A Reader" von David Jasper und Stephen Prickett.B.https://www.blogger.com/profile/02352757210448928853noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-38217132093220724742020-06-30T22:06:46.726+02:002020-06-30T22:06:46.726+02:00Danke für die Präzisierung zum zyklischen vs. line...Danke für die Präzisierung zum zyklischen vs. linearen Denken. In den westlichen Auffassungen muss sich das graduell nach der Antike und trotz der Auffassung ausgeprägt haben. Dass es dann zu wirklichem Fortschrittsdenken kam, hat dann trotz dieser linearen Story noch eine Weile gedauert. <br /><br />An diese letzte Konsequenz der Entlastung muss ich auch immer denken. Und es gibt ja diese Leute wie Ray Kurzweil, die darauf hintheoretisieren, dass wir einst nur noch als Bewusstsein und ohne Leib (und dann auch unsterblich) existieren werden. Eine konsequente Spekulation, wie ich finde, aber keine, die mit heutigen Theorien von menschlicher Existenz kohärent ist (wir sind eben doch zutiefst leiblich und auch das geistige funktioniert nur Dank des Konvergierens von Körper und Geist).<br /><br />Es gibt aber auch noch die anderen Entlastungsprediger, die aus der Gnosis kommen und bis Emile Cioran im Pessimismus zu finden sind (siehe <a href="http://www.geistundgegenwart.de/2017/09/asketischer-stern.html" rel="nofollow">Die vergnügliche Verzweiflung am Sein</a> oder <a href="http://www.geistundgegenwart.de/2018/02/gnosis-verletztes-leben.html" rel="nofollow">Misanthropie, die Erkenntnis des verletzten Lebens</a>.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-80478669808436189992020-06-25T21:46:28.356+02:002020-06-25T21:46:28.356+02:00Sehr interessanter Text! Zum Fortschritt: Das Denk...Sehr interessanter Text! Zum Fortschritt: Das Denken in geraden Linien könnte auch der Bibel entstammen. Entgegen dem zyklischen Denken von Naturreligionen entwirft die Bibel eine Geschichte von einem perfekten Urzustand, Sündenfall und schließlich endgültiger Erlösung: eine lineare Story (nicht mein Gedanke; irgendein Literaturwissenschaftler hat das mal proponiert). Natürlich ist dieses Bild statisch und deshalb nicht wirklich mit einer Fortschrittsideologie in Einklang zu bringen, wie du schon bemerkt hast, aber der Bruch mit zyklischen Vorstellungen ist merklich. Gerade aufgrund dieses vermeintlichen antizyklischen Denkens steht das Christentum bspw. in der modernen Umweltbewegung in der Kritik (vgl. Townsend White Jr. "The historical roots of present-day ecologic crisis", wobei er andere Argumente anführt).<br /><br />Zur Entlastung: Die letzte Konsequenz dieser fortwährenden Entlastung wäre die Entlastung des Menschen von sich selbst, von der subtilen Last des bloßen Daseins. Bewusstes Dasein ist im Grunde ein Zwangszustand. Biologische Reize und Strafen empfinden ist beschwerlich, sich ihnen gegenüber verhalten müssen ist beschwerlich, ja das bloße Wahrnehmenmüssen ist letztlich beschwerlich. Werden wir uns je so weit entlasten, um diese letzte, subtilste Last wahrzunehmen und zu beseitigen? B.https://www.blogger.com/profile/02352757210448928853noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-7730502726227920702020-06-18T10:40:35.138+02:002020-06-18T10:40:35.138+02:00Komplexität eines Sachverhalts erfordert im Idealf...Komplexität eines Sachverhalts erfordert im Idealfall ständiges Ringen mit kaum endgültigem Ausgang. So ähnlich wie es Evolution tut.<br />Dieses Ringenmüssen und -wollen wird oft als bedrohlich empfunden.<br /><br />Gerhardhttp://www.kopfundgestalt.comnoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-1702993309999435562020-06-17T15:18:27.904+02:002020-06-17T15:18:27.904+02:00Hallo Gerhard, danke für deinen Kommentar!
Wenige...Hallo Gerhard, danke für deinen Kommentar!<br /><br />Weniger Leiden am Daseion wäre jedem zu wünschen! Ich wünsche es dir!<br /><br />Das gesellschaftliche Ringen um Verbesserung ist sicher das, was am ehesten das trifft, was auch ich darunter Verstehe. Die Schwierigkeit ist zum einen, dass es so viele Teilnehmer mit so verschiedenen Interessen gibt, die alle jeweils ganz unterschiedlich urteilen, was Verbesserung ist. Beispiel:<br /><br />Einen neuen Flughaven bei Lissabon zu bauen, ist für viele Reisende ein Fortschritt. Für die Menschen, die dort lieber den Kultur-Naturverbund mit seinen Korkeichen und Störchen sehen, wäre ein Naturschutzgebiet und der Verzicht auf den Flughafen ein Fortschritt. Und Bruno Latour würde jetzt sagen, dass es noch komplizierter ist: Wir müssten auch die nichtmenschlichen Interessen dabei vertreten, also z.B. die der Eichen und Störche... Was ist für die Fortschritt?Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-64653977818310206902020-06-17T11:43:40.674+02:002020-06-17T11:43:40.674+02:00Fortschritt ist ein wohl schwieriger Begriff. Was ...Fortschritt ist ein wohl schwieriger Begriff. Was man unter ihm verstehen kann, muß ständig neu bestimmt werden.<br />Persönlicher Fortschritt wäre für mich weniger Leiden.Leiden am Dasein.<br />Fortschritt für die Gesellschaft wäre allene schon das ständige Ringen um Verbesserung.Gerhardhttp://www.kopfundgestalt.comnoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-10102032503976973742020-06-01T13:53:28.347+02:002020-06-01T13:53:28.347+02:00Ja, die 5-er-Systematik ist mir einfach so in die ...Ja, die 5-er-Systematik ist mir einfach so in die Tasten geflossen. <br /><br />Werde das Wort "Fortschritt" in Zukunft bewusster nutzen bzw. meiden.Claudiahttps://www.claudia-klinger.de/digidiary/noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-71842850324566429362020-05-25T22:29:47.805+02:002020-05-25T22:29:47.805+02:00Danke für das Kompliment und den schönen Kommentar...Danke für das Kompliment und den schönen Kommentar! Die 5er-Systematik ist ja spitze, hast du die selbst zusammengestellt? Kenne ich so nicht.<br /><br />Ich finde die Patenidee gar nicht so utopisch und denke mir, dass es solche Dinge doch vielleicht bereits schon gibt. Notwendig in unserem zur Vereinzelung neigenden Individualismus wäre das allemal!<br /><br />Zu deinem ersten Punkt: Ich glaube auch nicht, dass sich viele Menschen davon überzeugen lassen, aber das ist in sprachlichen Dingen (Ideengeschichte) auch nicht nötig, denn es gibt eine sehr kleine Gruppe an Sprachproduzenten, die den Sinn von Wörtern prägen. Stell dir vor, erst Philosophen wie Sloterdijk, dann Historiker, Autoren und schließlich Journalisten, Blogger etc. fangen an, das Wort Fortschritt zu meiden und das Wort Modernisierung mit den genannten zwei Implikationen zu nutzen... Binnen weniger Jahre könnten wir uns von dem irreführenden Begriff lösen und zu einem erhellenden Begriff kommen. Innerhalb einer Generation könnten Menschen von Misstrauen und falschen Erwartungen gegenüber dem Lauf der Geschichte befreit werden. <br /><br />Ich würde aber auch verstehen, wenn jetzt jemand sagt: Moment mal, haben wir keine größeren Probleme? Dann würde ich sagen: Akutere Probleme schon.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-836479105556152482020-05-22T12:30:00.943+02:002020-05-22T12:30:00.943+02:00Spannende Gedanken, inspirierende Einsichten, ein ...Spannende Gedanken, inspirierende Einsichten, ein schöner Artikel! <br /><br />Ganz grundsätzlich bezweifle ich allerdings, dass sich eine relevante Mehrheit zu veränderten Begrifflichkeiten bewegen lässt - und dass die damit erhoffte Einsicht zustande kommt, bzw. wesentliche Veränderungen bewirkt. Insbesondere jene, die sich in der Drift hin zu vermeintlich einfachen Lösungen befinden, sind so wohl nicht erreichbar.<br /><br />Wie man es auch nennen mag: letztlich wollen Menschen die Verbesserung ihrer Situation, das Verschwinden vorhandener Belastungen und Leiden. Dafür bieten sich verschiedene Herangehensweisen an:<br /><br />1. individuelle Lösungen durch Verhaltens- und Zieländerungen<br />2. Kooperation mit anderen Betroffenen, um gemeinsam den Missstand zu verändern<br />3. Forderungen an den Staat, der solle es richten! (mit oder ohne 2.)<br />4. Depressiv werden oder wütend - mit entsprechenden Folgen, Abdriften nach rechtsaußen oder in Fantasie-Welten diverser Art.<br />5. Verwahrlosung, Sucht, Obdachlosigkeit... einsamer Tod in der Wohnung.<br /><br />Wer zu 1., 2. und 3. (in Verbindung mit 2.) in der Lage ist, kommt mit unserer Welt im Grunde zurecht, doch ist es nicht immer leicht, diese Möglichkeiten anzúgehen. <br /><br />Meine Idee wäre: ein "Pate für Erwachsene" für jede und jeden. Viele Menschen sind einsam, haben keine Freunde, wissen sich nicht zu helfen und reagieren irrational. Z.B. gibt es das verbreitete Phänomen, unangenehme Briefe einfach zu stapeln und wegzuwerfen, bis im schlimmsten Fall irgendwann die Wohnung weg ist! <br /><br />Die Vereinzelung ist eine negative Folge der Individualisierung, der Befreiung von vielen Zwängen, der Liberalität unseres Staatswesens. Jeder hat das Recht, sich selbst zu schaden - und erst, wenn dieser Schaden zur Gefährdung Anderer führt, kümmert sich jemand, wenn überhaupt.<br /><br />Könnte man "einen Coach für jeden" kulturell etablieren, wäre eine Menge gewonnen!<br /><br />Ja, ich weiß, ziemlich utopisch.... :-)<br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br />ClaudiaBerlinhttps://www.claudia-klinger.de/digidiarynoreply@blogger.com