tag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post2442454699380881896..comments2024-03-16T03:40:26.265+01:00Comments on Geist und Gegenwart: Wie man sich richtig schämtGeist und Gegenwarthttp://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comBlogger6125tag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-62320081256271252942016-01-25T22:29:42.743+01:002016-01-25T22:29:42.743+01:00Oben sage ich "Die bewusste und unfreiwillige...Oben sage ich "Die bewusste und unfreiwillige Nacktheit vor anderen ist der Inbegriff der Scham, denn hier sind wir allen schützenden Hüllen in der Gesellschaft beraubt." Dass FKK und Sauna schamfreie Zonen sind, ist nicht verwunderlich. <br /><br />Zu deinen Zweifeln meiner Herleitung des Psychischen aus dem Physischen kann ich im Moment nichts beweisendes beitragen, vielmehr will ich die These versuchshalber noch viel steiler machen und sagen: Evolutionär kommt alles Psychische aus dem Physischen. Das leugnet doch keineswegs die Psyche. Wenn du also sagst, "Scham ist doch gerade sehr psychisch", dann widerspricht das meiner steilen These gar nicht. Ich meine vielmehr, dass man die psychischen Ereignisse, wie komplex, individuell und sozial kodiert sie auch sein mögen, nicht von den physischen trennen kann. Das zeigen schon die unwillkürliche und sehr physische Reaktionen (z.B. Stresssymptome wie das Erröten). Diese haben ja sehr alte evolutionäre Funktionen, z.B. uns kampf- und fluchtbereit zu halten. Was sich geändert hat, ist der auslösende Reiz: Ein Tier, das anderen eine Blöße zeigt (verletzlich, schwach, irgendwie defizitär) will sich genauso verkriechen, wie ich, wenn ich mich vor anderen blamiert habe. Die Gründe sind jeweils verschieden, aber das, was du "kulturell vorkonfiguriert" und "Prägung" nennst, zieht sich eine sehr alte und physische Gestalt an, eben genau, weil es eher Feature als Bug ist.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-18139787122919148022016-01-25T00:40:24.710+01:002016-01-25T00:40:24.710+01:00Die These der Herleitung vom Physischen wundert mi...Die These der Herleitung vom Physischen wundert mich - und ich zweifle daran. Denn Scham ist doch gerade sehr psychisch, kulturell vorkonfiguriert, von individuller Prägung abhängig. An einem FKK-Strand oder in der Sauna ist Nacktheit KEIN Grund zur Scham. Und ein bisschen Schwächeln angesichts der Anforderungen zeitgemäßer Selbstoptimierung ist in manchen Szenen eher Feature, not a Bug. :-)ClaudiaBerlinhttp://www.claudia-klinger.de/digidiarynoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-20507993176084571372016-01-23T15:56:33.559+01:002016-01-23T15:56:33.559+01:00Absolut richtiger Punkt, Gerhard! Da setzt die Psy...Absolut richtiger Punkt, Gerhard! Da setzt die Psychoanalyse an: Was unbewusst war, soll bewusst werden. Mit der Hoffnung verknüpft, dass uns der bewusste Zugang in die Lage versetzt, die Störung zu beseitigen.<br /><br />Übrigens kann man über viele psychischen Störungen sagen, dass sie aus funktional sinnvollen Verhaltens- und Denkweisen herrühren, aber gewissermaßen pervertiert, vereinseitigt wurden.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-4943282013789391612016-01-23T15:28:49.105+01:002016-01-23T15:28:49.105+01:00Dieser Gedanke mit der Physiologie ist interessant...Dieser Gedanke mit der Physiologie ist interessant. Das kann die Grundlage sein.<br /><br />Auch Deiner Auslegung der Scham als Schmerzvermeidung würde ich beipflichten.<br />Aber: Es gibt Scham, die sich durch ein ganzes Leben ziehen kann. Hier fragt man sich, was die Funktion ist.<br />Die lebenslange Scham ob eines relativ harmlosen Vorfalls scheint mir nicht in Vermeidung ähnlicher Umstände wie den Vorfall begründet zu sein, sondern in so etwas, wie ich angedacht hatte.<br />Ich sage nicht, daß diese Auslegung unumstösslich ist oder die einzige, aber ich denke, auffällige (irrationale) Scham kann oft geheilt werden, wenn man den Auslöser, das Pendant, in der Kindheit betrachten kann.<br />Gerhard<br />Anonymousnoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-18392648538398155502016-01-23T12:04:27.969+01:002016-01-23T12:04:27.969+01:00Hallo Gerhard,
danke für diese Ergänzung! Du hast...Hallo Gerhard,<br /><br />danke für diese Ergänzung! Du hast völlig Recht, psychologisch gesehen kommt die Scham (zu einem Großteil) aus der Prägung in unserer Kindheit. Es wäre interessant zur weiteren Unterscheidung zu schauen, welche Tiere (wenn überhaupt) Scham kennen und in welchen Situationen. <br /><br />Meine Vermutung ist, dass Scham aus rein physiologischen Zusammenhängen in die Psyche übersetzt wurde. Z.B.: Schau dir einen Polypen an mit Nervensystem, aber ohne Gehirn für irgendeine Psyche. Wenn ein Polyp am Meeresgrund angestoßen wird, zieht er sich reflexhaft zusammen und versinkt im Boden, um Schaden zu vermeiden. Das ist das Grundprinzip, das sich ausdifferenziert in verschiedene Schutz- und Vermeidungsstrategien bis hin zu einem sehr subtilen Schamgefühl, das uns auch veranlasst, "im Erdboden zu versinken", uns zurück zu ziehen. Scham liegt also auf einer Linie mit Schmerz. In der Kindheit lernen wir (über die Strafe durch Schmerz), die Hand von der Herdplatte schnell wegzuziehen und die Berührung in Zukunft ganz zu vermeiden, später ziehen wir einen Schutzhandschuh beim Kochen an. Gleichfalls lernen wir durch Bestrafung/Sanktion nicht uns nackt in der Öffentlichkeit zu zeigen. Wir ziehen uns an, wie die nackte Hand den Handschuh. Werden wir später doch entblößt, schmerzt das psychisch.<br /><br />So ungefähr würde ich mir das vorstellen.<br /><br />Ein Punkt noch, du sagst: "Viele scheinen sich eines eigenen Faupaxs nicht zu schämen. Sie schütteln ihn meist leicht ab." Das ist, was du von außen beobachten kannst. Was du nicht siehst ist der tatsächliche psychische Schmerz, den diese Leute vielleicht gut verbergen. Sicher gibt es auch solche, die keine Scham kennen, aber das ist wohl kaum gesund (so als wenn du keinen Schmerz bei der Berührung der Herdplatte empfindest).<br /><br />Beste Grüße,<br /><br />GilbertGeist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-43291257441779086472016-01-22T19:57:48.476+01:002016-01-22T19:57:48.476+01:00Das folgende mag ich schon mal sinngemäss gesendet...Das folgende mag ich schon mal sinngemäss gesendet haben (es erscheint hier aber nicht), daher probiere ich es noch einmal:<br /><br />Viele scheinen sich eines eigenen Faupaxs nicht zu schämen. Sie schütteln ihn meist leicht ab.<br />Wenn ich mich für einen Vorfall schäme, dann kann es doch auch sein, daß ich etwa Unwissen oder eine unangemessene Reaktion als Bestätigung einer tiefliegenden Kindheitsüberzeugung sehe, daß ich "minderwertig" bin. Dieses Gefühl macht zu schaffen und tut nachhaltig weh.<br />Irgendetwas in mir will den Schmerz. Es findet Wege, ihn bisweilen zu wiederholen, schafft quasi die Grundlagen, damit ein Fauxpas entstehen kann. Man fragt sich nämlich manchmal hinterher: Ich hätte das doch eigentlich wissen müssen und trotzdem ist mir der Fehler passiert.<br />Das Wiederaufleben alter Überzeugungen aus der Kindheit durch die Scham sollte man als solches erkennen und verstehen. Dann misst man dem Fauxpas einen anderen Stellenwert zu. Man versteht den Sinn.<br /><br />GerhardAnonymousnoreply@blogger.com