tag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post2484210323387974423..comments2024-03-16T03:40:26.265+01:00Comments on Geist und Gegenwart: Alle Wesen entstammen dem SteinGeist und Gegenwarthttp://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comBlogger16125tag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-52919993457363173902021-05-23T19:42:03.266+02:002021-05-23T19:42:03.266+02:00Stimmt, danke für die Erinnerung zu den Findlingen...Stimmt, danke für die Erinnerung zu den Findlingen und Ovid, dass hatte ich schon ganz vergessen. Ich meine, dass das eine ganz andere Metapher ist, bzw. sehe ich nicht den Zusammenhang zu diesem Thema der Gnosis... Außer eine Bemerkung, die Sloterdijk vor der von Ihnen zitierten Stelle macht: "Aber es bleibt doch dabei, daß der Stein »ist«, während vom Menschen [...] gesagt werden kann, er »existiere«. Das wäre für Gnostiker vielleicht noch ein möglicher Schritt: Wenn schon Materie, dann lieber nur »sein« und nicht »existieren«.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-44663477424661097312021-05-19T13:08:46.107+02:002021-05-19T13:08:46.107+02:00PS: Das mit dem Stein läßt mich noch nicht los. Ei...PS: Das mit dem Stein läßt mich noch nicht los. Ein Spaziergang brachte nochmal eine Assoziation:1) Im Universum "glitt","schwebte" Materie, -"Steine"- aus denen ja irgendwann alle Kombinationen: Raum, Zeit, Sauerstoff, Wasser, ideale Temperatur, Mikroben etc. hervorgingen. Wir kommen somit von weit her. Wie die Hlg.Drei Könige aus dem "Morgenland", die ja einen König suchten und ein Kind fanden, so "suchte" die Materie Leben und fand "Mich". :-))))<br />2.) "Der einzige Grund, vomn Steinen auf Menschen zu kommen, ergibt sich aus dem Findlingseffekt, der auch bei Subjekten auftritt: Es kommt vor, dass Menschen inmitten der Landschaft der Dinge innehalten und auf ihr Ich aufmerksam werden....Ich bin von da an nur noch Schauplatz einer Frage. Mein Leben ein Theater des Zitterns darüber, dass ich anders zu sein habe als alles, was den Komfort genießt, Ding unter Dingen, Wesen unter Wesen zu sein. Warum trifft es mich?...Der Skandal des Menschen besteht darin, dass er sich finden kann, ohne sich gesucht zu haben." P.Sloterdijk: Weltfremdheit.FfaM 1993, S. 16f.phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-82521845716326585412021-05-19T06:58:44.971+02:002021-05-19T06:58:44.971+02:00Ja, ein guter Artikel von Ihnen...oder wenn er es ...Ja, ein guter Artikel von Ihnen...oder wenn er es auf die Raumfahrt überträgt, die uns unsere basalsten Bedürfnisse ( Sauerstoff, Ernährung, Entleerung) und unsere technische Ergänzungsbedürftigkeit dieses nicht festgestellten und nicht festzustellenden Wesens aufzeige. Neulich fand ich von dem Niederländischen Philosophen Henk Oosterling die kürzeste "Sloterdijk interpretation": "DASEIN IST DESIGN" phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-75646585792710291662021-05-18T22:16:32.233+02:002021-05-18T22:16:32.233+02:00Vielleicht ist es weniger eine Enttäuschung als ei...Vielleicht ist es weniger eine Enttäuschung als ein Erwachen aus einem Traum. Du kommst aus dieser warmen schwerelosen Wasseblase mit ihren atmosphärischen Klängen plötzlich in eine widrige Umwelt und gewöhnst dich unter Schmerzen daran. Als Embryo hat man ja ganz offensichtlich keine Hoffnungen und daher dann später auch keine Enttäuschungen. <br /><br />Das hieße, der Sturz macht uns realitätsfähig und dennoch haben wir diese ganz alte viszerale "Erinnerung" an einen paradiesischen Schwebezustand. <br /><br />All das sind zugegebenermaßen nur Metaphern, eine Art uns einzudenken, in das, was uns allen passiert ist. Ich glaube, dass Sloterdijk da einer wichtigen Sache auf der Spur ist. Komisch angewendet auch auf Alltagsphänomene wie das Auto: <a href="http://www.geistundgegenwart.de/2020/02/philosophie-des-autos.html" rel="nofollow">Psychologie und Philosophie der Pferdestärken</a>.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-29903550230383626372021-05-18T16:48:00.439+02:002021-05-18T16:48:00.439+02:00Ja,man könnte es "umdrehen" und sagen, w...Ja,man könnte es "umdrehen" und sagen, wesentlich der Sturz holt uns aus allen Träumen macht uns zu realitätsfähigen, auch nüchternen, Traumfreie. Denn was kann man von einem Ort erwarten, auf dessen Boden der harten Tatsachen man stürzt. Aber etwas kann ja nur Enttäuscht werden, wenn es vorher voller Hoffnung war. Denn wenn uns der Sturz realitätsfähig macht, woher dann die "massenhaften" Heils- und Paradieserwartungen, der realitätsferne Glaube (i.S. von nicht von dieser Welt),woher die "macht" der Märchen, warum soviel fantasierende Literatur, woher die unbändige Hoffnung die ja zuletzt stirbt? Woher die "Melancholie", die unbegründete Traurigkeit, das Sonntagsnachmittags"loch"?phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-67765437376335941472021-05-18T16:13:32.933+02:002021-05-18T16:13:32.933+02:00Schön, diese Assoziationen :) Bei "Pudels Ker...Schön, diese Assoziationen :) Bei "Pudels Kern" dachte ich eher an Goethes Faust, wo Mephisto der Kern des Pudels war. Aber egal. <br /><br />Natürlich sind wir Wesen nicht aus Stein bzw. kommen nicht daher. Diese Metapher soll letztlich nur die Verbundenheit alles "leidenden Seins" mit der Materie beschreiben: "Stein ist die verdichtete Materie überhaupt, alle andere Materie wie das weiche Fleisch, die brechenden Knochen, das gallertartige Auge sind schwächere Manifestationen und können sich daher nur graduell aus dem Stein degeneriert haben. Der Stein, vom Himmel gefallen, ist die Ursünde, der Bruch, das Ende der göttlichen Singularität."<br /><br />Und das widerum ist nicht meine Interpretation des Seins, sondern eine religiöse, wie wir sie bspw. aus der Gnosis kennen.<br /><br />Man kann zur Heils-, Entlastungs-, Luxus- und Paradieserwartung auch sagen, dass wir zwar aus diesem Muttermeer kommen, aber dass das ja auch eine vergleichsweise kurze Zeit war. Die meiste Zeit unseres Daseins gleicht dann doch eher dem Sturz auf die Erde, eine große Enttäuschung, die uns dann aber eben zu realitätsfähigen Menschen macht.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-84492412984673225052021-05-18T08:03:59.080+02:002021-05-18T08:03:59.080+02:00Oder vielleicht das Dalmatiner Problem. Die wissen...Oder vielleicht das Dalmatiner Problem. Die wissen ja auch nicht`s über ihre sie besonders auszeichnenden Punkte. Aber der Pudel ist auch ein hilfreicher Hinweis. Dem entzieht "HerrchenFrauchen" seine eigentliche Hundheit durch ein überbordendes Styling. Beide wiederum bleiben hart an ihrem Kern und sich weitestgehend treu. Fliegen nicht, bauen keine Wolkenkratzer, glauben an NICHTS, nur an die Regelmäßigkeit eines ausreichend gefüllten Freßnapfs. Ließe man sie frei laufen, sie kämen mit ihrem Hund-Sein weitestgehend klar. Offensichtlich bietet die Domestikation aber überragende Vorteile:...Entlastung? (PS: Wenn ich jetzt mit dem Texten so weitermache, würde ich mir sicherlich bald wie ein befreiter, freistreunender Hund vorkommen. Jeder Baum böte mir Anlass, daran zu schnuppern. Sorglos, ohne GPS, ohne Sinn-Sorgen, würde ich Felder und Höhen durchstöbern und mich im Gras wälzen. Dringliche Sorgen würde ich durch "nehmen was rumliegt" abstreifen und jeden freilaufenden Vormund seiner Schule zurückgeben und um Umwidmung von Schule in scholé ersuchen, d.h. in «Muße». Denn von "dort" kommen wir doch: aus diesem matriachalem Meer, der Alma Mater. Wir sind kein Stein.phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-28644559695820674252021-05-17T22:36:02.174+02:002021-05-17T22:36:02.174+02:00Stimmt, das ist ein guter Punkt, diese Entlastungs...Stimmt, das ist ein guter Punkt, diese Entlastungserwartung oder -forderung, zu der sich jeder Mensch berechtigt fühlt, macht so vieles schwierig und kann anthropologisch auch als "des Pudels Kern" betrachtet werden.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-34764772713800719172021-05-16T20:09:17.521+02:002021-05-16T20:09:17.521+02:00Ja der Mensch. Sorry für die Wiederholung, aber er...Ja der Mensch. Sorry für die Wiederholung, aber er ist und bleibt ein ein geburtlicher und will direkt vom Moment der Geburt an umsonst, was es vorher auch umsonst gab und zwar direkt und in Hülle und Fülle. Da werden es die Grünen nicht einfach haben, wenn sie auf Verzicht, also "den neuen Menschen setzen.phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-33781934553858814452021-05-14T22:03:43.278+02:002021-05-14T22:03:43.278+02:00Vielen Dank für diese Klärung und die Erläuterunge...Vielen Dank für diese Klärung und die Erläuterungen rund um die Göttervögel. Finde ich gut, dass Sloterdijk der Vertikalspannung auc das nötige Quentchen Glück zur Seite stellt.<br /><br />Es ist eine gute Frage, warum "der Mensch" die Tiere liebt und bewundert und nicht den Menschen. Ich habe im <a href="http://www.geistundgegenwart.de/2016/07/kuscheltiere.html" rel="nofollow">Zeitalter der Kuscheltiere</a> versucht, daruf eine ANtwort zu finden. Hier ganz konkret beim Schneeleoparden jedoch gibt Tesson die Antwort selbst: Der Mensch ist überall, hinterlässt vor allem Müll und ist als Masse unerträglich. Der Leopard ist schön, selten und diskret. Deshalb wird er bewundert und nicht der überall auszuhaltende Mensch.<br /><br />Gäbe es 8 Milliarden Schneeleoparden und nur ein paar Hundert Menschen, dann sähe die Sache vielleicht anders aus.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-29422627909634944472021-05-12T10:12:34.241+02:002021-05-12T10:12:34.241+02:00Zit meint: Sloterdijk zitiert hier eine Geschichte...Zit meint: Sloterdijk zitiert hier eine Geschichte. Also: Zit bei: <br />Zum Artikel:<br />Der erste Abschnitt hinterließ bei mir den Eindruck, als klänge aus ihm etwas Ratloses das dann „bei den Göttern“ landet. Der Mensch stammt wohl nicht so sehr vom Stein ab, aber manchesmal fragt er sich: warum er kein Stein sei?<br />Auch der „Schneeleopard“ bleibt ein „Quelle“ Suchernder. <br />„ Er staunt. Er bewundert all die ...“ nur nicht „den bestaunenswerten Menschen“.<br />Deshalb war die Geschichte von den Göttervögeln ein „spontaner“ Beitrag nach dem Tesson-Zitat: "Jedes Tier ein Funkeln der verlorenen Quelle".<br />Er hätte ja auch schreiben können: „Jeder Mensch ein Funkeln der vergessenen Quelle“. Warum vermeiden wir „uns“ so gerne, oder geraten in ratlose, rasende, ver-zweifelnde Göttersucherreien“ oder andere gar in höllisch-teuflische Taten. <br /><br />Sloterdijks Frage: wie hat der Mensch es angestellt zur Welt zu kommen, wie ist er unter die Dinge geraten. Wie unterschiedlich wir den Sturzflug beherrschen und fassungslos, ja konsterniert wir sind, wenn wir „unten landen“. Einige richten sich wieder auf, andere brauchen noch und deuten an das sie einen Plan machen werden. Ihr Tun wird von da an unaufhaltsam sein.<br /><br />Es wird im Leben „eines Jeden“ immer wieder Momente geben, sich an „die Kunst, die Leichtigkeit des Fliegens“ zu erinnern, befreit von den Kräften der Schwerkraft.<br /><br />Den Göttervögeln geht es ähnlich: Sie müssen nicht mehr zur Erde zurück. Sie leben selig in den Lüften, sie lieben sich unter offenem Himmel und der offenen Erde.<br />Für diese Vögel gibt einen einzigen schwierigen Augenblick in ihrem Leben und der liegt naturgemäß ganz am Anfang. Denn da auch die Mütter nicht mehr auf der Erde landen, müssen sie die Eier in der Luft ablegen. Das bringt ein Problem mit sich. Damit ein neuer Göttervogel entsteht, müssen alle äußeren Zeichen günstig stehen: Wind, Sonne, Temperatur etc.<br /><br />Vor allem muss die Mutter sehr, sehr hochfliegen. Dann schlüpft das Junge noch in der Luft und bevor es von der Schwerkraft auf die Erde gezogen wird. Ein neuer Göttervogel ist geboren. Eine äußerst seltene Möglichkeit: für eine große Mutter und einem besonders beglückten Jungvogel.<br /><br />Die meisten landen auf der Erde. Fallen der Schwerkraft zum Opfer mit all ihren Folgen. Sie gehen daran nicht zugrunde, überleben den Sturz und organisieren ihr Dasein. Diejenigen mit tiefer Erinnerung werden immer wieder behaupten, dass der Mensch zu etwas Höherem berufen sei. Die rebellischen werden behaupten, der aufrechte Gang sei das allerwichtigste.<br /><br />In seiner Frankfurter Vorlesung geht es um das „letzte“ umgangene „Geheimnis“: der Frage nach „dem Menschen“ und besonders seiner Geburtlichkeit.<br /><br />Sie beginnt mit einem Zitat:<br />„Die Poesie zwingt sich nicht auf, sie setzt sich aus“ ( Paul Celan)<br />Existieren ist „ein sich hinaushalten“ in die Weltnacht. Damit sind Existenz und Poesie in ihren Grundbewegungen identisch:<br />Sichaussetzen und Sichhinaushalten sind konstitutive Bewegungen des Menschen.<br />Auch ein Sichaushalten?<br />Der wirkliche Anfang ist für uns nie anders als in den Resultaten des Schon-angefangen-seins. Da sind schon Rillen im Gesicht, Falten um den Mundwinkel, eine Angst im Nacken, die Härte im Rücken, ein Zittern in den Knien, eine Spannung im Herzen. Jeder Mensch könnte eine Silbe verkörpern, jede dieser Silben wäre ausgewachsen individualisiert zu einer Gestalt, wie sie in keiner zweiten wiederkehrt.<br /><br />Dabei soll die Annahme gelten, dass diese Silbe sich selber nicht lesen kann. <br />Es geht ihm um insgesamt acht Apriori: Entbindungsapriori, Initiativapriori, Bühnenapriori, Dringlichkeitsapriori, Erleichterungsapriori, Sprach- Redeapriori, Weitergabapriori, Freispruch- und Vergessensapriori.<br /><br />Also kein einfacher, gerader Weg der zur „Geburtlichkeit“ führt. Auch fehlen uns für vieles die Worte. Sie aber bei allen Weltbetrachtungen zu „übergehen“ ist m.E. „unverzeihlich“. <br /><br />„Durch die positiven Weltspachen hindurch ist der Atem wiederzuentdecken, der vor jeder Nationalität unserer Natalität, unserer Geburtlichkeit gehört“ S. 174<br />phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-24385973988906715602021-05-12T08:35:33.400+02:002021-05-12T08:35:33.400+02:00Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-75386125470425813542021-05-05T22:30:30.224+02:002021-05-05T22:30:30.224+02:00Hallo phs und danke für die schöne Geschichte. Was...Hallo phs und danke für die schöne Geschichte. Was meinen Sie mit "Zit. nach Peter Sloterdijk"? Ist der ganze Absatz das Zitat oder ist das ein Text "nach einem Zitat", also ein Text, der auf Inspiration beruht? Habe die Frankfurter Vorlesungen nicht gelesen.<br /><br />Auch wäre eine Einordung schön, also lassen Sie uns doch gern wissen, welchen Zusamenhang sie herstellen wollen zwischen dem Artikel und Ihrem Kommentar.Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-54656641225234721522021-05-04T13:13:17.310+02:002021-05-04T13:13:17.310+02:00Meine Damen und Herren, läge Zürich nicht in der S...Meine Damen und Herren, läge Zürich nicht in der Schweiz, sondern am Ganges, dann säßen wir hier jetzt unter Mangobäumen in der Abendbrise am Fluss, und wir schauten hinüber zu den Ghats, wo die Frommen zum Tauchbad in den heiligen Ganges hinabsteigen. Draußen, auf dem offenen Wasser sähen wir hin und wieder mit Stoffen verschnürte Pakete schwimmen, die die Formen menschlicher Körper andeuten, die Luft wäre erfüllt von Geräuschen und Gerüchen, die an das Tote und das Lebende erinnern. Die Sonne stünde schon tief über dem Strom, und ich würde .....also die Legende von den Vögeln erzählen, die höher fliegen, als die Gipfel des Himalaya aufra-gen. Sie heißen die Göttervögel, weil sie unsterblich sind. Schweben sie erst einmal in den Lüften, sind sie von den Schwerkräften der Erde entbunden. Sie brauchen keine Nahrung aufzunehmen, da sie sich voll-ständig selbst genügen. Nie landen sie auf dem Boden, ihr Aufenthalt sind ausschließlich die höchsten Regi-onen der Luft, sie schlafen auch in der freien Höhe, sie lieben sich unter offenem Himmel und über der offe-nen Erde, sie scheinen nichts zu brauchen außer Höhe und Weite, als seien sie imstande, sich durch die Nabelschnur der eigenen Seligkeit zu versorgen. Der einzige Augenblick im Göttervogelleben, in dem dieses losgelöste Dasein in Gefahr kommt, gestört zu werden, existiert ganz am Anfang. Denn als erdentbundene Geschöpfe legen die Göttervögel ihre Eier in die Luft. Während das Ei aus größter Höhe der Erde entgegen-fällt, brütet die Sonne es aus. Wenn die Mutter hoch genug geflogen ist, dann ist die Zeit, die bis zum Aus-schlüpfen des Jungen vergeht, gerade ausreichend, damit das stürzende Ei noch über der Erde von innen her zersprengt wird – der junge Göttervogel schlüpft in der Luft aus, er fühlt den Sturzwind in den Federn, er fängt sich im freien Fall, er breitet die Flügel aus und beginnt wieder zu steigen. So ist zur der Gattung der seltenen und wunderbaren Vögel ein neues Exemplar hinzugekommen. Aber längst nicht alle Jungen sind so glücklich, noch über der Erde auszuschlüpfen und sich noch in der Luft zu fangen. Vielleicht flog der Muttervogel bei der Eiablage nicht, wie nötig, bis in die äußersten Höhen, viel-leicht haben Wolken die Sonne verdeckt und dem stürzenden Objekt die zum Brüten notwendige Wärme vorenthalten, jedenfalls kommt es mehr als einmal vor, dass die Zeit für das Götterküken nicht genügt, um sich rechtzeitig zu befreien. Die Schwerkraft ist zu stark, der Sturz zu schnell, die zusammengepresste Ges-talt des Vogels bleibt in dem kalkigen Gefängnis eingeschlossen, während der Erdboden sich bedrohlich nähert. Verzweifelt will das Junge heraus, aber es ist zu spät, die Erde saugt mit ungeheurem Sog das stür-zende Ei zu sich hinunter, und so geschieht, was nie hätte geschehen dürfen und was sich doch allzu oft ereignet, das Ei zerschellt am Boden. Wie betäubt steckt das Junge in der zerbrochenen Schale, es ahnt noch einmal, dass es versäumt hat, rechtzeitig aufzufliegen, flügellahm liegt es auf der Erde, vom Blitz getrof-fen, von Helligkeit und Schwere niedergeschmettert. Nun wird es nie mehr fliegen lernen. Ist der erste Schock vorüber, so rafft es sich auf, es flattert auf der Stelle, dann resigniert es vor der Schwerkraft und ver-sucht, wenigstens selber gehen zu lernen. Das gelingt auch meistens – manche von den abgestürzten Göttervögeln reden in ihrem späteren Leben immerzu davon, wie wichtig für ihresgleichen der aufrechte Gang sei. Aber soviel die vertikalen Tiere auch auf dem Erdboden herumlaufen, sie werden nie das Gefühl ab-schütteln, dass etwas mit ihnen nicht völlig in Ordnung ist. In einem verborgenen Winkel ihres Gedächtnisses lebt eine Ahnung davon weiter, dass einmal andere Möglichkeiten offen standen, die ihnen vorenthalten blieben.<br /><br />Zit. nach Peter Sloterdijk Kapitel 4 von ‚Zur Welt kommen- Zur Sprache kommen. Frankfurter Vorlesungen‘S. 99-102, Edition Suhrkamp<br />phshttps://www.blogger.com/profile/17115711463645150035noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-53846811256942721452021-04-25T11:14:16.030+02:002021-04-25T11:14:16.030+02:00Danke Claudia, auch für den Hinweis auf deinen Bei...Danke Claudia, auch für den Hinweis auf deinen Beitrag, in dem es ja auch wie in diesem hier ums Staunen als Lebensbewältigung geht. Geist und Gegenwarthttps://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-25316263602672810562021-04-23T11:15:43.114+02:002021-04-23T11:15:43.114+02:00Dass das Paradies auf Erden unaushaltbar wäre, müs...Dass das Paradies auf Erden unaushaltbar wäre, müssten alle wissen, die regelmäßig in guter Stimmung und ohne eigene Sorgen/Probleme mutwillig Twitter aufsuchen oder Krimis mit Mord&Totschlag zu hohen Einschaltquoten verhelfen!<br /><br />Faszinierende Einblicke ins Große/Ganze und seine Basis im Allerwinzigsten setzte ich gerne dagegen:<br /><br />Tschüss Corona-Blues: Vier sehenswerte Wissenschaftskanäle und ihre Wirkung<br />https://www.claudia-klinger.de/digidiary/2021/04/22/tschuess-corona-blues-vier-sehenswerte-wissenschaftskanaele-und-ihre-wirkung/ClaudiaBerlinhttps://www.claudia-klinger.de/digidiary/noreply@blogger.com