tag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post4358622530921424129..comments2024-03-16T03:40:26.265+01:00Comments on Geist und Gegenwart: Menschen sind einfach netter als SchimpansenGeist und Gegenwarthttp://www.blogger.com/profile/09734004134678739065noreply@blogger.comBlogger3125tag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-72101136562091555342013-11-25T10:41:28.065+01:002013-11-25T10:41:28.065+01:00Hallo
„Aber als Menschheit scheinen wir immer weit...Hallo<br />„Aber als Menschheit scheinen wir immer weiter dazu zu lernen und zum Beispiel immer weniger Gewalt zu tolerieren.“<br />Das ist eine alte, aber sehr seltsame These. Wir haben gerade ein Jahrhundert hinter uns, in dem kapitalistische Kulturnationen in Europa (keine „Primitiven“ in Papua Neuguinea) so viel Menschen grausam getötet haben wie noch nie!<br />Oder auf einem etwas anderen Gebiet: noch nie wurden so systematisch Tiere massenhaft getötet wie von uns kultivierten ach so gewaltintoleranten Menschen.<br />Wir kommen also mit einer Art angeborenen Freundlichkeit auf die Welt. OK. Ich würde sagen, dass wir zwischen Nähe und Distanz unterscheiden und dass wir kontaktfähig sind. Diese Koordinaten werden unterschiedlich variiert. Ein Kind hat da andere Grenzen als ein Erwachsener. Ein Apple- oder HSV-Fan andere als ein Islamist. Aber immer geht es um die Frage: wen oder was lasse ich wie an mich ran kommen? Welche Art von Nähe baue ich auf? Da können eben auch ein gemeinsamer Urlaub oder Abhängigkeiten wichtig sein.<br />Und auf der anderen Seite: wie wird Distanz hergestellt. <br />Hannah Arend ist auch von einem „animalischen Mitgefühl“- also Empathie ausgegangen. Und sie hat analysiert, dass der Holocaust eben nur möglich war, weil es dem modernen Staat der Nazis gelungen war mittels Kultur (z.B. Bürokratie) Distanz aufzubauen.<br />Entwicklungsorientierte Leute – wie Paul Bloom – haben oft den Nachteil, dass sie alles versuchen eben in eine Entwicklung zu pressen. Er als Optimist sagt dann halt, dass es gute Anlagen gibt und dass wir in einer guten Entwicklung sind und dann ist eben Kapitalismus, Kultur … irgendwie besser als primitiv.<br />Ich fände wichtiger genau hinzuschauen, was unsere Mechanismen sind Nähe bzw. Distanz herzustellen. Mit dem Finger auf die Primitiven und Schimpansen zu zeigen führt nicht weiter.<br />Danke für den anregende Artikel<br />Ingo<br />Ingohttp://ingo-diedrich.denoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-47802580887330366702013-11-22T08:30:14.771+01:002013-11-22T08:30:14.771+01:00Zitat: "Selbst wenn wir nichts durch unseren ...Zitat: "Selbst wenn wir nichts durch unseren Altruismus zu gewinnen haben, tun wir das Richtige."<br />Diese einführende Formulierung hat mich zucken lassen. Wie kommt er nur darauf, dass wir nichts zu gewinnen haben, dachte ich, denn ich bin überzeugt, dass wir nichts tun, gar nichts, ohne etwas davon zu haben. Selten nur ist es der finanzielle Vorteil, den man sucht. Viel häufiger erkauft man sich durch gute Taten gute Gefühle (oder hält schlechte fern).<br /><br />Wichtig dabei scheint mir die Neigung zu sein, vom eigenen Denken und Handeln auf das einer ganzen Gesellschaft zu schließen. Nachdem ich Vegetarier geworden war, dachte ich: "Super! Jetzt wird alles gut. Endlich werden keine Nutztiere mehr gequält." Ein wirklich angenehmes Gefühl machte sich in mir breit. Tatsächlich brauchte ich eine Weile zu erkennen, dass sich objektiv durch meine Handlung nichts Bedeutendes geändert hatte. Mein schönes Gefühl hatte keinerlei rationale Grundlage.<br /><br />In der Tat scheinen es die von Dir angeführten "gegenseitigen Abhängigkeiten" zu sein, die wir so sehr im Kern begriffen haben, dass wir in den jeweiligen Situationen oft nicht mehr unterscheiden. Wir handeln nur noch nach den Gefühlen, die dieses Wissen (auch zunächst ohne rationale Grundlage) induziert: Wir haben die (trügerische) Hoffnung, dass uns geholfen wird, wenn wir helfen, aber auch die (überzogene) Angst, dass uns nur dann geholfen wird, wenn auch wir helfen.<br /><br />Wenn so aber eine ganze Gesellschaft hofft und fürchtet, funktioniert das Ganze sogar: alle lassen sich von diesen Gefühlen leiten, und plötzlich ist die Hoffnung nicht mehr trügerisch und die Angst nicht mehr überzogen. Die Gefühle bekommen einen rationalen Grund. Und man bekommt plötzlich Trinkgeld von Leuten, die man nie wiedersehen wird.<br /><br />Eine interessante Version der selbsterfüllenden Prophezeiung :-)Pithttp://www.coonlight.denoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7288310468234093504.post-4077648744861711352013-11-20T21:22:49.298+01:002013-11-20T21:22:49.298+01:00"dass moralischer Fortschritt nicht durch rat..."dass moralischer Fortschritt nicht durch rationale Argumente oder gar staatliche Gesetze erzielt wird sondern durch Geschichten."<br /><br />Sehr sympathischer und vernünftiger Ansatz, für den es auch durchaus genügend historische Beispiele gibt. In der alten Bundesrepublik zum Beispiel hat die Ausstrahlung des Films "Holocaust" in den Siebzigern eine Sensibilisierung erzeugt, die vorher nicht zu erreichen gewesen war. <br /><br />"Ich finde das eine erfrischende Perspektive, die mal aus dem üblichen Kulturpessimismus ausbricht und ohne ideologische Scheuklappen auf unsere Gesellschaft schaut."<br /><br />Wo wäre der Kulturpessimismus zu verorten? Ist das speziell aufs berühmt-berüchtigte Feuilleton bezogen, oder auf die Gesamtlage unter Einschluss der Wissenschaft?<br /><br /><br />"Sind also gute rationale Argumente gegen Sklaverei, Rassismus, Homophobie oder Gewalt gegen Tiere sinnlos? Bloom meint, nein: Rationale Argumente haben einen Effekt auf uns, aber nur indirekt und vermittelt durch ein emotionales Medium wie eben Geschichten, die uns bewegen und unsere Herzen für das Leben anderer aufschließen. Ist das Herz offen, dann finden auch die guten Argumente einen Weg ins Hirn."<br /><br />Ja, gute Geschichten sind in der Tat Empathie-stiftend. Eine Geschichte aktiviert vermutlich mehr Hirnregionen als ein Gesetzesparagraph, und ich würde einfach mal behaupten, dass sich im Erlebnis eines fesselnden Buches oder Films der für Moral- und Ethikfragen so problematische Fernhorizont in einen Nahhorizont verwandelt. (Wobei man ehrlicherweise anmerken muss: Das ist umgekehrt die Chance schlechter Propagandafilme wie Jud Süß etc.).<br /><br />Nur in einem ist an der Forderung nach Rationalität uneingeschränkt festzuhalten: Bei der Formulierung ethischer und moralischer Leitsätze.Anonymousnoreply@blogger.com