14. Mai 2011

Ordnung und Symmetrie zum Überleben

Parkanlage - der Sieg über die Natur
Als ich den letzten Artikel schrieb, fing ich an, darüber nachzudenken, warum ich eigentlich Geometrie, Symmetrie und Sachlichkeit dem Gemütlichen, etwas Chaotischen vorziehe. Und ich bin damit ja nicht alleine. Besonders in der Architektur (und hier besonders in der Moderne) herrschen rechtwinklige Formen, helle Räume und Symmetrie vor. Zum einen ist es viel einfacher, schneller und billiger, wenn man rechtwinklig baut. Alles runde und unregelmäßige ist kompliziert herzustellen, zu transportieren und zusammen zu setzen. Das ist aber nicht der Grund, warum wir meistens das Symmetrische und Geometrische lieben.

Warum wurden symmetrische Parks angelegt, auf die der Adel und später das Bürgertum aus dem Schlossfenster oder dem Balkon herunterblicken konnte? Es ist der Sieg über die Natur, die menschliche Ordnung, die das teuflische Chaos besiegt. Aus unserer heutigen natur-romantischen Betrachtungsweise heraus, fällt es uns manchmal schwer zu verstehen, dass die rohe Natur der Feind des Menschen ist. Erst die Kultur, die Ordnung, die Zähmung und Bewirtschaftung macht die Natur ungefährlich und dem Menschen zu Diensten. Das liegt dem Gedanken des gepflegten Parks zugrunde: Planzen und Tiere in eine vom Menschen entworfene und kontrollierte Ordnung eingegliedert. Entschärfte Natur, nützlich und erholsam.

Warum spüren wir eine Ruhe im Geist, wenn wir durch einen schönen Park, durch einen weiten, hellen und aufgeräumten Saal gehen oder wenn wir von einem hohen Berg auf die Stadt mit ihren sie wie ernährende Blutgefäße durchziehenden Straßen hinunterschauen? Wir können vorausschauen und ohne Sorge oder Angst auf unser Lebensumfeld sehen. Das Chaos und seine überraschenden Gefahren (z.B. im Urwald) ist besiegt. Die von uns geschaffene Ordnung versichert uns, dass wir überleben werden.

2 Kommentare:

  1. Sehr interessant und eine Sichtweise, der ich für unsere westliche Welt zustimmen kann. Denn wir haben uns schon immer mehr durch ein "gegen die Natur" statt durch ein "mit der Natur" ausgezeichnet.
    Ohne Frage schätze ich die großen europäischen Parkanlagen, in meinen Augen kann es aber keine von ihnen auch nur im Ansatz mit einem japanischen Garten aufnehmen. Symmetrie und Rechtwinklingkeit sind hier die Ausnahme, hier wurde mit der Natur gearbeitet, versucht, die Natur nachzustellen. Und anders, als in symmetrischen europäischen Parkanlagen empfinde ich hier mehr als nur Wohlbefinden: echte Harmonie.

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  2. Jan, danke für diesen tollen Kommentar. Das wäre mal eine interessante Unterscheidung, die man anstellen sollte: asiatische und westliche Ästhetik und ihre psychogesellschaftlichen (gibts so ein Wort?) Gründe und Auswirkungen.

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