21. April 2019

Gedanken über Gefühle

Gegen eine Politik der Emotionen

Gefühle tauchen immer auf, wenn 
Manipulation ins Spiel kommt. Sie
sind der Werkstoff der Täuschung 
und die Grundlage der Diktaturen.
Wolf Lotter, brand eins, April 2019

Über Gefühle, die öffentlich zur Schau gestellt werden, müsse man kritisch urteilen, sagt Wolf Lotter in der aktuellen brand eins und spricht mir aus dem Herzen (wenn diese Gefühlsmetapher erlaubt ist). Es wird Zeit, dass wir in unserer Erregungsgesellschaft einmal tief durchatmen und dieses ganze Gerede von Authentizität, Empathie und EQ hinterfragen. Und dabei ist gar nicht gemeint, Gefühle abzulehnen, sondern sich über die Gefühle Gedanken zu machen.


Die Konjunktur der Gefühle im öffentlichen Raum und in der Politik ist vielleicht eine Reaktion auf die lange betonte Nüchternheit unserer auf Wissenschaft und Wirtschaft beruhenden technologischen Gesellschaften bzw. auf die Entfremdungserfahrungen und den erlebten Sinnverlust, die sie mit sich bringen. Es war sicherlich auch eine lange schon notwendige Korrektur, dem IQ einen EQ zur Seite zu stellen. Damit war aber nie gemeint, dass man deswegen auf Intelligenz zugunsten der Emotion verzichten solle. Oder ist es nun so, dass angesichts der uns versprochenen oder angedrohten Künstlichen Intelligenz Zeitgenossen meinen, sich auf die reine Emotion zurückziehen zu müssen, weil uns die Maschinen dahin noch nicht zu folgen vermögen?

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