Geist und Gegenwart

Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.

1. Oktober 2025

Schleimpilze, Menschen und andere Strukturen

Emergenz und Intelligenz

Technik-Optimisten benutzen den Schleimpilz – eine gehirnlose, einzellige Amöbe – als Metapher für die Tugenden der Künstlichen Intelligenz. Doch ein tieferes Verständnis der Kraft des Schleims könnte uns zurückführen zur einzigartigen Fülle und Komplexität des Menschen. 

Ein Essay von Eliane Glaser 

Schleimige Quadratzentimeter im Deutschen Wald (G. Dietrich CC BY-SA 4.0 CC BY-SA)

21. September 2025

Aktenzeichen XY Ungeliebt

Ein komisch-autokratischer Versuch, die Medien unter Kontrolle zu bringen

Zu wenig Lob für des Königs fragiles Ego

In den USA sehen wir gerade die historisch größten Zensurbemühungen gegen die freie Meinungsäußerung in den Medien. Ich konnte mir das bisher nicht vorstellen, in einem Land, in dem man sogar den Holocaust leugnen darf oder frei mit Hakenkreuzen und Runen um sich schmeißen kann, wenn man will. 

Die Regierung setzt mithilfe ihrer Behörden Fernsehsender und Medienhäuser unter Druck, Comedians zu feuern, wenn sie sich über Trump lustig machen oder verklagt Zeitungen wie die New York Times oder das Wallstreet Journal, wenn sie unliebsame Fakten beispielsweise über Trump und seinen "long time buddy" Epstein veröffentlichen.

Natürlich ist das furchtbar, denn selbst wenn das nicht erfolgreich ist, macht es immer Druck und Medien versuchen, diesem Druck durch vorauseilendem Gehorsam zu entgehen. Aber es ist auch echt komisch, denn wie bei allem, was diese Regierung macht, ist es stümperhaft, auf Grundschullevel. Denken wir an die unausgegorenen Zölle; an eine Mauer, die gebaut und von Mexiko bezahlt werden sollte oder an den Versuch, Trumps Freundschaft zum Sexualstraftäter Epstein zu vertuschen und sich dabei um Kopf und Kragen zu reden... das alles ist echtes Comedy-Gold.

1. August 2025

Angst und autoritäre Persönlichkeit

Warum wir Grausamkeit wählen

Wenn die Herabsetzung anderer wichtiger ist, als gute Politik und die eigene Lebensqualität 

Immer wieder kratze ich mir am Kopf, weil ich nicht verstehe, wieso so viele Menschen solchen clownesken Autokraten und Möchtegerndiktatoren wie Orban, Le Pen oder Trump hinterher laufen oder warum sie Parteien wie die AfD wählen, die durch grausame Sprache auffallen, immer nur andere herabwürdigen und in alle Richtungen bittere Galle versprühen. Das ist doch höchst unattraktiv! Wenn man dann noch beobachtet, dass die eigentliche Politik dieser Autokraten den Unterstützern eher noch schadet (siehe Abschaffung von Sozialleistungen und das Ruinieren der Wirtschaft etc.), dann bin ich komplett ratlos.

Da diesem Phänomen mit philosophischen und politischen Analysen schon gar nicht beizukommen ist, wird es Zeit für ein bisschen Psychologie und Soziologie. Ganz knapp zusammengefasst: die tragisch-grausamen Clowns werden nicht trotz, sondern wegen ihrer Grausamkeit gewählt. Aber warum wählen wir Grausamkeit überhaupt?

 
Was die Wähler sehen wollen: "Illegal aliens are returned to Ecuador" (DoD, Public Domain*)

18. Juli 2025

Über Moderne, Mythos und Maschinen

Was vom Menschen übrig bleibt – Fortschritt, Krise und Selbstverlust

In Zeiten radikalen Wandels – technologisch, ökologisch, existenziell – stellt sich eine alte philosophische Frage mit neuer Dringlichkeit: Was heißt es heute, Mensch zu sein? Dieser Text ist eine intime Reflexion über Fortschritt, Grenzen, das Dazwischen und das Unverfügbare – über das, was uns zu Menschen macht, gerade in dem Moment, in dem wir es aus der Hand geben.

Die englische Originalversion des Textes wurde am 17. 7. 2025 in Xavier Faltots Radioshow Cashmere Talks Zuper Wok #00: Escaping the Dark Hole gelesen. 

9. Juli 2025

Moral für ein neues Mittelalter

Alasdair MacIntyres moralische Orientierung in unübersichtlichen Zeiten

Die Botschaft des kürzlich verstorbenen Philosophen Alasdair MacIntyre hat für viele eine besondere Resonanz – insbesondere für jene, die nach Orientierung inmitten des kulturellen Lärms der Gegenwart suchen.  

Ein Artikel von Christopher Akers

Alasdair MacIntyr, London, March 24, 1992 (Levan Ramishvili, Public Domain)

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