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25. November 2024

Warum der Populismus (immer) siegt

Ein Artikel von Erich Feldmeier

Prolog 

"Zugleich tragen viele Demokraten ihre vermeintliche moralische Überlegenheit in unerträglicher Arroganz vor sich her. Ihre Selbstgerechtigkeit ist oft atemberaubend, und dass die Demokraten in der Mitte des Landes kein Bein auf den Boden kriegen, liegt daran, dass sie absolut keine Ahnung haben, was die Menschen dort bewegt“ (Trump wird zurückkommen, SZ, 12.12.2021)

30. Oktober 2015

Warum wir das Eine wollen und das Andere tun

Modulare Theorie zwischen Shakespeare, VW und Deutscher Bank

Erich Feldmeier (Institut für Querdenkertum und Innovation) erklärt uns in diesem Artikel mit Beispielen aus der Literatur, Politik und Wirtschaft, warum wir gegen unsere eigenen Überzeugungen handeln.

Romeo und Julia stammten aus zwei verfeindeten Familien, besser Sippen. Romeo stammte aus der Familie der Montagues und Julia stammte aus der Sippe der Capulets. Das Zerwürfnis ging so weit, dass sich Angehörige aus beiden Sippen auf offener Straße bekämpften, sobald sie einander gewahr wurden. Gleichzeitig gelten Romeo und Julia als das romantische Liebespaar schlechthin. Shakespeare hat uns damit ein zeitloses Stück Alltags-Philosophie hinterlassen und das berühmteste Liebespaar der Welt genießt bis heute eine ungebrochene Popularität in Filmen und Aufführungen. Was bedeutet diese so tragische und schwierige Konstellation eigentlich sozial-psychologisch für uns?

26. Mai 2015

Wie das Prinzip Leistung unsere Kinder überfordert

Eine Rezension zu Burnout Kids von Erich Feldmeier

Dieses Buch (Burnout-Kids: Wie das Prinzip Leistung unsere Kinder überfordert) von Michael Schulte-Markwort ist ein Muss! Für alle! Schulte-Markwort thematisiert in seinem Buch die "Traumatisierung der Kriegsgeneration, die Bankrotterklärung des Schulsystems und die maximale Ökonomisierung bis in den letzten Familienwinkel hinein." Und dem Lektorat des Pattloch-Verlags gebühren 5 Sterne für das prägnante Nachwort, das eine schonungslose und überaus gelungene Zustandsbeschreibung unserer Gesellschaft liefert und eine großartige Zusammenfassung des Buches ist.

Schulte-Markwort stellt sich unmissverständlich in den Dienst der heutigen Jugend, die Kinder und Jugendlichen sind ihm ein echtes Anliegen. Aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrungen in der Kinder- und Jugend-Therapie musste er zur Feder greifen. Er betont, daß er lange gezögert hat, dieses Buch zu schreiben, weil er glaubte nicht die richtigen Worte zu finden. Statt Hysterie, Anprangern und einseitige Schuldzuweisungen möchte er eine weitreichende und radikale Diskussion anstoßen ohne dabei pauschal (digitale) Medien, das Leistungs-Prinzip an sich oder gar 'den Kapitalismus' zu verteufeln. Er warnt vor Idealisierungen und romantischen Vorstellungen, etwa daß ‘früher alles besser’ war, denn - so der Autor - eine Idealisierung ist immer auch ein Abwehrmechanismus, und verhindert die Konfrontation mit der Realität.

18. Januar 2013

Ruhe in Frieden. Wie tickte Aaron Swartz?

Heute vor einer Woche nahm sich der Netzaktivist Aaron Swartz das Leben. Ein stiller Nachruf von Erich Feldmeier.

 
Foto von Sage Ross (Boston Wiki Meetup via Wikimedia Commons)


Er wurde nur 26 Jahre alt. Swartz war ein leidenschaftlicher Verfechter der Freiheit im Internet. Zuletzt lief eine Anklage gegen ihn wegen Datendiebstahls - er wollte wissenschaftliche Magazine aus einer Online-Datenbank allgemein zugänglich machen. Die betroffene Organisation (JSTOR) hatte die Anklage nach gütlicher Einigung zurückgezogen, die General-Staatsanwaltschaft hielt die Anklage jedoch aufrecht. Aaron Swartz war aber nicht nur Pirat, sondern hatte maßgeblichen und produktiven Einfluss auf verschiedene Dinge, die wir heute ganz selbstverständlich im Internet nutzen, z.B. die Common Creative License (u.a. bei Wikipedia), RSS, Open Library und weitere solcher Werkzeuge. Schule und Uni brach er ab, weil ihm das zu langweilig war. Seine Verhaltensauffälligkeiten wurden in Nachrufen der ZEIT und der Süddeutschen so beschrieben:

26. Juni 2012

Das Betreuungsgeld - Weiberwirtschaft

Hundert Male sind die Demographie-Argumente bereits verkündet worden: Wir brauchen Fachkräfte, wir brauchen mehr MINT-Fachkräfte, und wir brauchen mehr weibliche MINT-Fachkräfte. Außerdem brauchen wir natürlich Lehrerinnen, Landärzte, Kindergärtnerinnen und Altenpflegerinnen und das Handwerk sucht auch ganz dringend. Doch der Reihe nach... Erich Feldmeier erklärt, warum Verwaltungs-Vorschriften die Menschheit nicht ändern werden und wie wir den Dilemmasituationen durch Erkenntnis beikommen können. Aber lesen Sie selbst...

Als die Welt noch in Ordnung war
Als die Welt noch in Ordnung war, lebten wir Menschen mehr oder weniger friedlich in Horden und Großfamilien zusammen. Die Kinder wurden nebenbei, im Alltag, erzogen, die Alten wurden freundlich umsorgt, bis der Hof übergeben war. Das personalisierte Sozialkapital waren Töchter und Schwiegertöchter, die für die Reproduktion sorgten. Wir müssen dieses Sozialmodell und dessen Konflikte nicht weiter ausführen, die Geschichten wurden tausendfach in Heimatromanen, und -filmen erzählt. Und in der Tradition geht es nun auch weiter. Sehen Sie sich beispielsweise das Bild der Demographie-Initiative der Bundesregierung (Juni 2012) an. Was stimmt daran nicht?

Bilderrätsel: Tradierte Beziehungsgrammatik versteckt in den Personalpronomen (bundesregierung.de)

6. Juni 2012

B wie Börse, I wie Innovation

Erich Feldmeier macht sich heute Gedanken darüber, wie sich Börse, Innovation und Technik zueinander verhalten. Außerdem kommen vor: Digital Natives, Großmäuler und Dinosaurier.

B wie Bö(r)se
Wer die letzten Tage News gelesen hat, kommt an Zuckerberg's Coup nicht vorbei. Ein Zauberberg an allgemeinem Äquivalent wurde errichtet und einem Scheiterhaufen gleich - gleich wieder entzündet. Alle Medien, BLOGS eingeschlossen, zerreißen sich das Maul über den Börsengang und den Absturz von Facebook, irgendwie logisch. Im Alltag entzünden sich dagegen regelmäßig weit profanere Dinge.

Von 40 auf 26: Entwicklung der Facebook Aktie seit Ausgabe (Google Finance)

„Alexaaaaander, Leeeeoni, Finger weg vom Computer und kommt endlich zum Essen“

19. März 2012

Zwischen Bauchatmung und Bruststimme

Drei Männer reden über "die Frauen": Ein Artikel von Erich Feldmeier, Günther Wagner und Gilbert Dietrich. Na wunderbar! Das hat gerade noch gefehlt, nachdem "die Frau" über die Jahrhunderte von "den Männern" examiniert, klassifiziert und zuletzt unter Naturschutz gestellt wurde. Aber lesen Sie erst einmal, vielleicht ist es ja ohnehin bald vorbei mit "den Männern".



15. März 2012

Männer Cliquen bis zur Frührente

Unser Autor Erich Feldmeier macht sich heute darüber Gedanken, wie wir mit Menschen in unserer Arbeitsgesellschaft umgehen und ob wir zu einer fachgerechten Besetzung von Positionen kommen oder ob wir in einem Männer-Cliquen-Modell verharren: Ich kenne so unendlich viele Fälle, in denen die jungen, unausgebildeten, unerfahrenen und führungsunfähigen Vorgesetzten die Notbremse ziehen, weil sie dem Organisationsproblemen nicht gewachsen sind... Ich denke da an meine aufmüpfigen Kinder!


"Ich denke dabei an meine aufmüpfigen Kinder!" (Foto: Feldmeier)

"Es stand schlimm um Spanien, schlimmer als Goya es in seinem Inneren hatte wahrhaben wollen... Es lag daran, dass die Königin und Don Manuel die Ämter mit ihren Günstlingen besetzt oder schlankwegs verkauft hatten. An den entscheidenden Posten saßen schlechte Männer, die sich, statt Spaniens Interessen zu wahren, von der Republik bestechen ließen" (Lion Feuchtwanger, Goya)

10. Februar 2012

Die Vermögenssteuer ins Jenseits

Unser Autor Erich Feldmeier macht sich heute Gedanken über die Zeit der Finsternis, auch bekannt als Ihre Zukunft. Ja, wir machen Ihnen heute Angst, zeigen aber auch, wo es lang gehen kann und welche Möglichkeiten wir haben, der Finsternis zu entrinnen. Aber lesen Sie selbst...

Zeit ist inflationsfrei... (Grannies von Banksy auf Goldmilk gefunden)

21. Januar 2012

Frauen und Männer sind verschieden

Unser Autor Erich Feldmeier kommt mit sensationellen Neuigkeiten: Frauen und Männer sind verschieden. Also doch! Wir haben es irgendwie schon immer geahnt. Und nun?

Die Wissenschaft hat uns wieder einmal eine bahnbrechende Erkenntnis geliefert: Männer und Frauen sind verschieden. Das ist ja doll, mag die geneigte Leserin einwenden. Wenn man die Augen aufmacht, fällt das jedem noch so vertrottelten Deppen auf. Doch in diesem Fall lohnt es tatsächlich genauer hinzusehen.

31. Dezember 2011

Müssen unsere guten Vorsätze auch 2012 wieder scheitern?

Den falschen Ansatz verfolgt (von Design You Trust)
Unser Autor Erich Feldmeier hat sich zum Jahresende Gedanken gemacht, wie wir mit dem noblen Wahnsinn der guten Vorsätze in 2012 umgehen sollen. Es ist nicht weniger nötig, als rund 4 Millionen Jahre Evolution an entscheidenden Stellen zu korrigieren. Sollten Sie sich weniger um die Menschheit als um Ihre eigenen guten Vorsätze sorgen, dann lesen Sie bitte unten Gilbert Dietrichs Tipps zu den privaten guten Vorsätzen, bevor Sie uns morgen Champagner-selig das Blaue vom Himmel versprechen.

"Programme, die sexuelle Enthaltsamkeit zum Schutz vor Aids propagieren, sind in den USA ebenso erfolglos wie in Entwicklungsländern", schreibt Kristen Underhill im British Medical Journal (1). Ganz öffentlichkeitswirksam wurde dies in Sarah Palins Feldzug gezeigt. Die konservativ auftretende Mama war bei der Wertevermittlung gegenüber ihrer minderjährigen Tochter nicht ganz erfolgreich. Dass sich vollmundige Versprechen durch unsere Taten oft in ihr Gegenteil verkehren, ist nichts grundlegend Neues. Aber warum ist das so? Etwas ganz Vergleichbares wird seit Jahrzehnten, aus den Diät- und Übergewichts-Programmen berichtet. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass Aufklärung und Information nicht ausreichend sind, um unser Ess- und Bewegungsverhalten dauerhaft zu verbessern", sagt Manfred Müller, Ernährungsmediziner an der Universität Kiel. Und Johannes Hebebrand, Kinderpsychiater an der Universität Duisburg-Essen, ergänzt: "Die wenigen Programme, die es bei uns gibt, richten nichts aus, weil sie den falschen Ansatz verfolgen. Da wird viel Geld versenkt." Auf internationaler Ebene ist das übrigens genauso. Carolyn Summerbell, Ernährungsmedizinerin aus England, kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass "die überprüften Präventionsprogramme großteils keinen Einfluss auf das Gewicht der Teilnehmer hatten."  (2)

18. Dezember 2011

Sturm der Innovation

Erich Feldmeier hört Bob Dylan und Gilbert Dietrich The Doors. Dann schreiben sie zusammen einen Text darüber, in dem es knirscht. Rüttelt der Sturm der Innovation an unseren Fensterläden oder bläst er durch uns hindurch? Die beiden Autoren sind sich nicht völlig einig, aber doch genug, um diesen Text zu veröffentlichen...

Leben wir in Zeiten der Innovation? Oder war nicht vielmehr immer schon Innovation? Oder nur die Rede davon, obwohl alles gleich blieb? Um das zu beurteilen, sollten wir überlegen, was Innovation ist. Innovation ist das Voran- oder Hervorbringen von etwas Neuem. Aber warum gibt es eigentlich immer etwas Neues?

Ist es ein Drive der Evolution, der unseren Nachwuchs dazu treibt, immer mal wieder alles anders zu machen? Es muss eine human-soziale Variante der Evolution sein, denn im Tierreich sehen wir diesen Drang nicht. Da wird höchstens genetisch mal etwas Neues ausprobiert und das funktioniert dann besser oder stirbt. Ansonsten aber macht das Bären-Junge ohne Zwang die Dinge nicht viel anders als Papa- und Mama-Bär. Es gibt im Tierreich kaum selbstmotivierte soziale Evolution und Innovation. Sie scheint einer Bewusstseinstufe vorenthalten zu sein, die sich regelmäßig erst in uns Menschen zeigt. Ein Grund mag sein, dass Tiere in der Regel ihrer Umwelt unterworfen sind, während Menschen ihre Umwelt unterwerfen. Mit jeder Generation kommen so andere Vorstellungen davon auf, wie diese Umwelt auszusehen habe.

"There’s a battle outside and it is ragin’/It’ll soon shake your windows and rattle your walls." (1)

7. Dezember 2011

Die Bestie zähmen. Statt Meeting.

Unser Autor Erich Feldmeier zeigt in diesem Artikel, woran wir in unseren täglichen Versammlungen immer wieder scheitern und was wir beachten sollten, wenn wir aus Klimawandel und Finanzkrise evolutionär gestärkt hervor gehen wollen.

"Die Senatoren sind gute Männer, doch der Senat ist eine Bestie." (1) Bild von The Capitains Memos

Wir taumeln von Krise zu Krise, von Meeting zu Meeting. Wer die letzten Monate die Dauer-Sitzungen etwa zur Finanz- und Wirtschafts-Krise betrachtet hat, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir auf höchstem Niveau aneinander vorbeireden.

26. November 2011

Das sexistische Hirn

Unser Autor Erich Feldmeier schreibt über die Vorfahrt der nackten Haut auf useren Wahrnehmungs-Autobahnen.

Vor einigen Tagen erschien ein Interview mit der Soziologin Catherine Hakim, in dem sie sich dafür aussprach, "erotisches Kapital" im Beruf einzusetzen, aus dem einfachen Grunde, weil ihre Untersuchungen gezeigt hätten, dass "die Schönen und Attraktiven… auch im Beruf größere Aufstiegschancen und höhere Gehälter" hätten. "Warum ermutigt niemand Frauen, Männer zu instrumentalisieren, wo immer das möglich ist?" (1) Eine Antwort darauf war: "Ich denke nicht, dass Männer so einfach gestrickt sind."

Wahrnehmungs-Autobahn
Die korrekte Antwort darauf lautet: Nein, sie sind noch viel, viel einfacher gestrickt – und das gilt ironischerweise für Männer und Frauen, wenn auch in differenzierten Ausprägungen. Entdeckt haben dies Jari Hietanen und Lauri Nummenmaa, die vor wenigen Tagen eine Studie zur Wahrnehmung von Nacktheit veröffentlicht haben.

16. November 2011

Jonah Lehrer: Prousts Madeleine

Erich Feldmeier rezensiert Jonah Lehrer: Prousts Madeleine: Hirnforschung für Kreative, Piper 2007.

Dieses Buch ist die absolute Synthese von Geistes- und Naturwissenschaften in einem unglaublich intelligenten Arrangement. Jonah Lehrer ist Neurobiologe und hat bei Eric Kandel promoviert. Er schreibt zum Beispiel bei wired.com über Themen wie unbewusstes Entscheidungsverhalten, dem wir hier auf Geist und Gegenwart ja auch schon einige Sätze gewidmet hatten. In seinem Buch Prousts Madeleine würdigt er die "chaotischen" Ansätze aus Kunst und Kultur, über die moderne neurobiologische Forschungskenntnisse mit unkonventionellen Mitteln erreicht wurden. Folgerichtig fordert der Text eine drastische Öffnung der Geisteshaltung von Geistes- und Naturwissenschaftlern für die jeweils andere Seite. Das Buch stellt eindringlich unter Beweis, dass Kunst und Kultur zu 'Wahrheiten' kommen können, die sogar erst viel später von den Naturwissenschaften bewiesen werden, doch zunächst - wie stets üblich bei allen außergewöhnlichen Meinungen - mit unglaublicher Ignoranz des Zeitgeists, vernichtend abgelehnt und verspottet werden. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch persönlich Details:  Zum Beispiel musste Lehrers Lektorin die konfusen und (w)irren Gedanken im Manuskript erst ordnen, bevor man sie auf die Menschheit loslassen konnte.

In einem furiosen Ritt durch Literatur, Malerei, Musik und Kochkunst bringt er uns Sichtweisen nahe, die eine unglaubliche Wahrnehmung aber auch Offenheit voraussetzen, Dinge aus vollkommen verschiedenen Welten miteinander in Beziehung zu setzen. Diese Zusammenschau ist schlichtweg sensationell. Das Buch zeigt außerdem, die Menge aller großen Leistungen, die von grenzwertig Verrückten geschaffen wurden, die in großer Armut und Verzweiflung dahinvegetierten. Besonders hoch anrechnen muss man Lehrer, dass er nicht versäumt, die hochqualifizierten aber gemeinhin unsichtbaren Postdoktoranden in den unbekannten Labors der Welt als die darbenden Künstler des 21. Jahrhunderts zu bezeichnen. Ganz nebenbei erklärt Lehrer eben auch diverse kognitive Vorgänge an seinen künstlerischen Paten interessant und anschaulich.

8. November 2011

Vater werden ist nicht schwer...

Es vergeht kein Tag, an dem nicht in der Tagesschau über eine neue und vorgeblich vernünftige Familienpolitik geredet wird. Ein Aspekt, der dabei noch immer am Rande zu laufen scheint, ist die Elternbildung, also Bildungsangebote für Eltern mit dem Ziel der Stärkung ihrer Erziehungskompetenz. Es wird immer klarer, dass wir als Gesellschaft dringend die Effektivität und Effizienz solcher familienpolitischer Maßnahmen gewährleisten müssen. In diesem Zusammenhang rezensiert Erich Feldmeier das in diesem Jahr erschienene Buch Mütter und Väter im evolutionären Licht betrachtet - Überraschende Antworten auf alte Fragen: Neue Perspektiven für die Elternbildung vor dem Hintergrund der Biowissenschaften von Annette Mennicke.

Die Thesen, die Annette Mennicke höchst fundiert und plausibel entwickelt, ergeben sich aus der Einbeziehung der evolutionären Sichtweise auf die Familien-Tätigkeit. Mit recht drastischen historischen Belegen zur Kinder-Sterblichkeit und zum Ammenwesen zeigt sie, dass das Aussetzen und Weggeben von Kindern aus Armut und Not in weiten Bevölkerungskreisen recht verbreitet war. Das eigentliche Problem besteht fort, wie Sarah Hrdy zeigt: "Wie kann sich eine Mutter der Erhaltung ihres Status oder ihrer Lebensgrundlage widmen, ohne von der Last eines Kindes daran gehindert zu werden? [...] Damals wie heute stehen Mütter [...] vor chronisch unlösbaren Dilemmata".

21. Oktober 2011

Gunter Dueck: Professionelle Intelligenz (Rezension)

Erich Feldmeier rezensiert Gunter Duecks Professionelle Intelligenz: Worauf es morgen ankommt, erschienen 2011 bei Eichborn. Ein Telefon-Interview mit Gunter Dueck finden Sie hier im Text.

Der berüchtigte Graf Dracula des zeitgenössischen Managements hat wieder ein scharfsinniges Buch geschrieben. Zwischen Wollen und Tun ist ein Unterschied, deshalb schreibt er gleich zu Anfang: "Ich sage hier nicht, dass wir Altenpflege oder Bildung als reinen Service zum Lebens-Change-Management auffassen sollten. Wir tun es." Insofern schließt Professionelle Intelligenz an Duecks vorheriges Buch Homo Oeconomicus an, in welchem über viele Seiten hinweg das Geiz-Dilemma samt Schaden und Ruin, die uns daraus erwachsen, dargelegt wird.

So heißt es nun in der Professionellen Intelligenz: "Ich hoffe, die Werte der Welt schwingen wieder zurück... Erwarte ich das? Nein" (S. 69). Dass Duecks Buch Lean Brain Management (Zitat: "der Verzicht auf Intelligenz birgt enormes Einsparpotenzial") als Satire von 2006 heute nahezu in die Realität umgesetzt ist, zeigt, mit welcher Vehemenz der Wandel über uns kommt. Unsere (Arbeits-)Welt ändert sich, nicht nur Industrie, auch Dienstleistungs-Jobs verschwinden in der Automatisierung. Mit den herkömmlichen Kompetenzen kommen wir nicht mehr viel weiter. Die Aufforderung, sich doch bitte auf die neue Zeit der "Digital Natives" (siehe Piratenpartei) einzulassen und nicht als dauerhafter Exilant darin zu wohnen, ist insofern schlau.

13. Oktober 2011

Evolutionäre Aspekte unseres Entscheidungsverhaltens

Uralte Belohnungssysteme und die Neurobiologie unseres Verhaltens

Als Ergänzung zur Rezension seines Buches Sonntags Reden, montags Meeting hat der Autor Erich Feldmeier diesen Artikel geschrieben, der auf die evolutionären Wurzeln unseres Innovationsunvermögens eingeht. Aber lesen Sie selbst:

1) Abgrenzung
Menschen streben nach Einzigartigkeit und die ist in Zeiten der Globalisierung gar nicht so einfach zu erreichen, weil wir uns zunehmend mit den vielen anderen Menschen vergleichen. "Massenmedien mit ihrer Informationsflut... machen nämlich alle Teilnehmer am medialen Geschehen faktisch zu einer einzigen kompetitiven Gruppe. Man gerät als Medienkonsument - trotz besseren Wissens - in Wettbewerb" (1). Wer heute noch etwa ein wirklich bedeutender Bergsteiger sein will, muss man nicht nur alle 14 Achttausender besteigen, sondern da auch die steilen, sehr schwierigen und noch nicht begangene Routen gehen (2). Und wer kennt schon den zweiten Mann auf dem Mond? (3).

22. August 2011

Still: Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

Eine Rezension von Erich Feldmeier zu Susan Cains Still: Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt, Riemann-Verlag 2011.

Das Grandiose an diesem Buch ist, dass es Susan Cain geschafft hat, eine überwältigende Fülle an neuesten Forschungserkenntnissen und wissenschaftlichen Argumenten in Alltagssprache und -Szenarien zu übertragen. Wer dieses triviale, 'amerikanische' nicht mag, sollte sich trotzdem nicht irritieren lassen. Das Buch ist eine Meisterleistung mit weitreichender Bedeutung.

Das Buch beginnt mit einem Zitat von Allen Shawn: "Ich denke daher, dass die Erde Sportler, Philosophen, Sexsymbole, Maler und Wissenschaftler braucht... Sie braucht Menschen, die ihr Leben der Fragestellung widmen, wie viele Wassertröpfchen die Speicheldrüsen von Hunden unter bestimmten Umständen absondern, und sie braucht Menschen, die die flüchtige Impression von Kirschblüten in einem 17-silbigen Gedicht einfangen... Wenn jemand außergewöhnliche Talente besitzt, setzt das voraus, dass die für andere Gebiete benötigte Energie von diesen abgezogen wurde."

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