10. November 2013

Lebenswege: Job gekündigt, losgelaufen und täglich ankommen

"Wenn du unzufrieden bist mit dem, was du gerade tust, dann verändere etwas!" Das ist der so fundamental einfache und unausweichliche Kerngedanke eines gelungenen Lebens, mit dem uns Katrin Linzbach vertraut macht. Klar, was verändern klingt gut. Aber was denn? Das muss wohl jeder selbst herausfinden, aber eines ist sicher: Man sollte dabei nicht zu klein und bescheiden denken. Kleine erste Schritte machen ist wichtig, aber irgend wann muss auch mal ein Sprung ins Ungewisse kommen. Katrin Linzbach erzählt, wie sie sich nicht von trügerischer Sicherheit und Angst zurückhalten ließ, sondern sich konequent auf die Suche nach ihrem Weg gemacht hat. Dabei scheint die Bewegung für sie das Wichtigste zu sein und nicht irgend ein fixes Ziel.


Warum es sich lohnt, seinen eigenen Weg zu gehen

So manches Mal habe ich mich gefragt, warum ich nicht ein "ganz normales" Leben führen kann, wie so viele andere Menschen. Ein sicherer Job, ein geregelter Tagesablauf, einen konkreten Plan vom Leben. Heute weiß ich – das passt einfach nicht zu mir. Und ich bin sehr froh, dass ich den Mut aufgebracht habe, mich für mein Leben zu entscheiden und nicht das der anderen: Vor vier Jahren hat mich mein Drang nach Selbstbestimmung dazu gebracht, meine sichere Festanstellung zu verlassen.

Einen langen Weg gegangen: Katrin Linzbach auf dem Jakobsweg

Ich bin lange einen Weg gegangen, von dem ich dachte, es sei meiner. Ich habe Abitur gemacht, bin im Ausland gewesen und habe BWL studiert. Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, ob ich das eigentlich will. Wenn ich heute zurückblicke, dann gab es damals schon diese inneren Stimmen, die mich davon abhalten wollten. Doch ich habe sie getrost ignoriert. Im Studium hat mich der Ehrgeiz gepackt und eins war klar: Wenn jemand Karriere macht, dann ja wohl Katrin. Also habe ich mich auf den Karriereweg gestürzt – mit dem Ziel vor Augen, irgendwann mal im Top Management zu landen. Doch die leisen Stimmen der Unzufriedenheit wurden immer lauter. Ich habe immer öfter hinterfragt, was ich tue und wollte kündigen.

Die Sicherheit aufgeben?

Das war nur ein erster Reflex. Ich wusste noch nicht, wie viele Alternativen zur Verfügung stehen, wenn man sich einmal auf die Suche macht. Ich hatte große Bedenken, was eine Zukunft ohne die gewohnten Sicherheiten bringen würde. Auch die Reaktionen aus meinem Umfeld waren alles andere als ermutigend: "Eine Festanstellung kündigt man doch nicht!" Oder: "Viele Menschen würden sich die Finger danach lecken, einen solchen Job zu haben." Also habe ich mich erst mal für einen Wechsel innerhalb der Firma entschieden. Aber schon damals war mir klar: Ich mache diesen neuen Job nur so lange, wie ich ihn mit Leidenschaft ausüben kann. Nach neun Monaten war die Leidenschaft verglüht und ich reichte die Kündigung ein. Plötzlich hörte ich überall nur noch: "Wow – ich bewundere deinen Mut.“ "Ich wünschte, ich könnte mich das auch trauen." Zunächst war ich verwirrt: Wieso haben mich meine Freunde nicht gleich so ermutigt? Ich glaube, sie meinten es zwar gut mit ihren Warnungen, aber es waren eben doch ihre eigenen Ängste, denen sie Ausdruck verliehen hatten. Ich aber muss meiner eigenen inneren Stimme vertrauen, die weiß am besten, was gut für mich ist.

Nun stand ich plötzlich ohne Job da und ohne einen Plan, wie es weitergehen soll. Leider hatte ich mir dazu keine Gedanken gemacht. Also bin ich erst mal in ein tiefes Loch gefallen. Zu erkennen, dass ich jahrelang das Leben der anderen gelebt habe, war sehr schmerzhaft. Und dann auch noch zu realisieren, dass ich überhaupt gar keine Ahnung hatte, wie die Alternative aussehen sollte, wer ich eigentlich war, was ich kann und was ich will, hat es nicht gerade besser gemacht.

Das Kartenspiel: Bewusst-
sein braucht Raum

Ins Tun kommen

Was macht man, wenn man die Orientierung verloren hat? Richtig: Den Jakobsweg gehen. Plötzlich hatte ich Raum und Zeit, auf mein Gefühl zu hören und meine Gedanken zu sortieren. Und mein Gefühl sagte ganz klar "Arbeite mit Menschen!" Diesem Impuls bin ich gefolgt. Zuerst habe ich als Hospitantin ein Jugendcamp begleitet. Ich bin regelrecht aufgeblüht und habe drei weitere Camps mitgestaltet. Bald habe ich ganze Klassenfahrten geleitet, diverse Trainerausbildungen gemacht und Bewerbungstrainings für Schüler gegeben. Bald kam auch noch ein Auftrag dazu, Seminargruppen beim Deutschen Roten Kreuz zu leiten. Ich habe alles ausprobiert, was mich interessiert hat und abgebrochen, sobald ich gemerkt habe, dass es nicht zu mir passt. Auf diesem Weg habe ich viele Erfahrungen gemacht, die mir gezeigt haben – alles wird gut, wenn ich mir treu bleibe, ins Tun komme und meinen Weg gehe. Und ich habe Menschen kennengelernt, die mir zum richtigen Zeitpunkt, die richtigen Impulse schenken konnten, um weiter voran zu schreiten. Schritt für Schritt konnte ich das Urvertrauen ins Leben zurückgewinnen.

Natürlich gab es auch mal schwierige Zeiten. Wenn ich voller Hoffnung einen neuen Auftrag angenommen habe mit dem Gedanken "Das ist es", nur um später zu merken – doch nicht. Heute weiß ich "Das" wird es nie geben. Es sind die unterschiedlichen Tätigkeiten, die mein Leben bereichern. So arbeite ich heute zum Beispiel als Coach, habe ein eigenes Kartenspiel veröffentlicht und bin erfolgreiche Bloggerin. Ich hätte nie für möglich gehalten, ein so vielfältiges Leben zu leben. Die Erkenntnisse, dass ich mein Leben aktiv und bewusst gestalten kann, hat mir unglaublich viel Kraft geschenkt. Ich gehe mit einem Dauergrinsen durch die Welt, bin absolut erfüllt, von dem, was ich tue, innerlich ruhig und vollkommen zufrieden.

Das Leben ändern

Wahrscheinlich ist dein Leben ein ganz anderes. Wenn du jedoch auch unzufrieden bist mit dem, was du gerade tust, verändere etwas! Es muss nicht gleich der große Schritt ins Unbekannte sein. Es gibt auch Möglichkeiten, Dinge im kleinen Rahmen zu verändern. Mache dir Gedanken darüber, was du kannst, welche Talente du noch entfalten möchtest und wie das mit deinem jetzigen Leben vereinbar ist. Du kannst nur erkennen, was alles in dir steckt und welche Möglichkeiten um dich herum existieren, wenn du den Blick weitest und dich auf die Suche nach deinem Weg machst. Jeder kleine Schritt zählt und bringt dich weiter nach vorne.

18 Kommentare:

  1. Schöner Beitrag, der mich inspirieren würde, aus Aufgezwungenem auszubrechen, wäre ich diesen Weg nicht schon selbst gegangen. Anstelle Jakobsweg, Blog und Kartenspiel waren bei mir Radweltreise, Alpenüberquerung, Blog und Wanderbuch. Alles Gute weiterhin, Katrin!

    Viele Grüße aus Franken

    Christof

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    1. Hallo Christof, vielen Dank für deinen Kommentar. Das macht mich neugierig :) Habe mich gleich für deinen Newsletter angemeldet. Die Einfachheit auf dem Jakobsweg kann ich nur bestätigen. Ein herrliches Gefühl zu wissen, dass man mit wenigen Kleinigkeiten im Gepäck alles hat, was man zum Leben braucht. Das lebe ich auch hier in Deutschland. Ich habe keinen Keller und besitze nur, was ich wirklich brauche. Einerseits ermöglicht das Flexibilität und andererseits schaffe es auch Freiraum. Alles, was man besitzt bindet doch irgendwie Aufmerskamkeit. Die auch alles Gute! Liebe Grüße, Katrin

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  2. Jeder Mensch hat die Wahl, wir müssen nur beginnen in Alternativen zu denken.

    Ein solches Leben leben wir jetzt auch. Loslassen und dadurch ankommen… Wir bezeichnen das als Downgrade Deluxe ;-)

    Hab weiterhin viel Erfolg und noch mehr Erfüllung!
    Liebe Grüße
    Emi

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    1. "Jeder Mensch hat die Wahl, wir müssen nur beginnen in Alternativen zu denken."

      Hier steht: jeder Mensch. Also egal, wo er lebt. Hauptsache, er "denkt in" Alternativen. Die Privilegien einer bestimmten Gesellschaft(sschicht) hochgerechnet auf den Rest der Erdenbewohner.

      Jetzt frage ich mich: Denken die, die aus Afrika in nicht immer luxuriösen Booten übers Mittelmeer reisen in Alternativen, oder diejenigen, die das Zuhause bleiben wählen? Oder schon beide Gruppen?

      So viel zur Schwierigkeit, Aphorismen präzise zu formulieren, respektive Sprache korrekt zu benutzen oder überhaupt (übern kulturellen) Tellerrand hinaus zu denken.

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    2. Hallo Mensch hinter Anonym,

      da es sich in diesem Beitrag nicht um andere Kulturkreise handelt, entschuldige ich mich nicht für den aus Deiner Sicht missbräuchlichen Einsatz meines spontanen Gedanken zu Kathrins Entscheidung. Sie beschreibt, als Partizipant unseres Kulturkreises, ihre Entscheidung, einen anderen Weg zu gehen und somit eine Alternative zu ihrem bisherigen, vermeintlich vorgegebenen Leben zu wählen.

      Ein Vergleich ihrer Situation mit der der Menschen in Afrika ist in höchstem Maße unpassend und demnach für das Thema irrelevant.

      Und ja, „jeder Mensch“ gilt auch die Menschen in Afrika.

      Was glaubst Du, treibt die Menschen an, die in der Alternative denken, in eines der Boote nach Europa zu steigen? Hoffnung auf Besserung.
      Was glaubst Du, treibt einen Menschen an, der seine finanzielle Lebensgrundlage in unserem Kulturkreis aufgibt? Etwa auch Hoffnung auf die Besserung seiner Situation?
      Sollte also jeder Mensch, auch die Menschen in Afrika, Deiner Meinung nach in Lethargie verfallen? Ist es nicht auch der Tod, niemals eine Alternative sehen zu können?

      Jeder Mensch DARF und KANN in Alternativen denken.

      Und wieder ein Aphorismus und Missbrauch der Sprache für Dich:
      Die Hoffnung, und somit die Alternative, stirbt zuletzt.

      Viele Grüße an den Menschen hinter Anonym,
      Emi

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  3. Hallo Emi, meine letzte Antwort ist nicht hochgeladen worden. Daher ein 2. Versuch :) Danke für deinen Kommentar. Downgrade Deluxe ist ein toller Name! Viel Erfolg bei der Veröffentlichtung deines Buches. Es ist toll, etwas eigenes in der Welt zu hinterlassen und zu sehen, wie es langsm Kreise zieht... Liebe Grüße, Katrin

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  4. Wow, Katrin,

    dein Schreibstil gefällt mir außerordentlich gut.
    "Was macht man, wenn man die Orientierung verloren hat? Richtig: Den Jakobsweg gehen."

    Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob das wirklich lustig gemeint war, zumindest musste ich bei diesem Satz laut loslachen. Da steckt so viel drin!

    Weiter so, werde deinen Blog ab jetzt verfolgen

    Grüße

    Tim

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    1. Hallo Till,

      das mit meiner Antwort will hier nicht so richtig - letzter Versuch :)
      Danke für deinen Kommentar. Mir ist Humor total wichtig. Das Leben ist zu kurz, um es bierernst zu betrachten! Allerdings muss ich gestehen, dass sich der Satz nach Gilberts Korrekturlesung eingeschlichen hat und nicht auf meiner Kreativität gewachsen ist :)

      Liebe Grüße, Katrin

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  5. Hallo Karin,
    erstaunlich, deinen Weg zu lesen und gleichzeitig kommt er mir so bekannt vor!
    Ich habe es genauso gemacht: Eine sichere, sehr gut bezahlte Festanstellung gekündigt und mich seitdem auf meinen eigenen Weg begeben. Mal ist er holprig, mal geht es bergauf oder bergab, aber er ist nie eintönig :-) Im Gegenteil: ich werde oft mit meinen Ängsten konfrontiert, meinem Kopfkino, um dann letztendlich festzustellen, dass sich alles irgendwie regelt, wenn ich offen für mein Umfeld und Impulse bleibe. Ein festes Ziel habe ich keins, sondern setze die Segel immer wieder neu. So bleibt das Leben lebendig :-)
    Liebe Grüße in meine alte Heimat!
    Nima

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    1. Hallo Nima,

      mein Herz hüpft, wenn ich das lese. Ich finde es so schön, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich für ihren individuellen Weg entscheiden. Und diese Erkenntnis, dass sich letztlich alles regelt, ist so so wertvoll. Ich selbst bin auch ein Fan davon, ohne festes Ziel voranzuschreiten. Es gibt so viele Möglichkeiten, die immer wieder neu entstehen. Und diese zu nutzen bedeutet für mich zu leben!
      Ich drücke dir die Daumen auf deinem weiteren Weg!
      Ganz herliche Grüße,
      Katrin

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  6. Danke, Katrin, für Deine spannende Schilderung. Ich habe sie sehr interessiert gelesen und nach Hilfe gesucht, selbst "ins Tun" zu kommen - denn das ist mein Problem. Meinen bisherigen IT-Beruf habe ich faktisch aufgegeben. Endlich :-) Mit einem kleinen selbstständigen Nebenjob verdiene ich ein wenig Geld. Blogger bin ich auch geworden, leider kein erfolgreicher. Aber Dauergrinsen sieht anders aus, Ausgeglichenheit auch.
    Berichte wie Deinen liest man dann und wann und staunt und ist neidisch. Langsam habe ich aber das Gefühl, dass Ihr alle zu einer bestimmten Gattung Mensch gehört. Zum einen seid Ihr Mitglied einer Gesellschaft, die einen auffängt, wenn man scheitert. Andere Kulturen und die Menschen in ärmeren Ländern wurden hier in den Kommentaren bereits angesprochen.
    Wichtiger aber scheint mir, dass Ihr alle "Macher" seid und "fähig". Nicht jeder hat aber das Zeug, Jugendgruppen zu leiten, Bücher zu schreiben, Spiele zu erfinden, oder oder oder. Und bevor jemand schreibt: "Irgendwas kann jeder" - nein, manche können gar nichts, jedenfalls nichts, womit man seinen Lebensunterhalt finanzieren kann.
    Ich selbst bin z.B. das Gegenteil von einem "Macher". Phlegmatik und Antriebslosigkeit bestimmen eher mein Leben. Klar, ich könnte und müsste mich mal zusammenreißen und aktiv "ins Tun" kommen, aber auch zum Zusammenreißen fehlt mir derzeit die Fähigkeit. Ins Selbstmitleid versinken kann ich dagegen ganz gut ;-)
    Würde ich das überwinden, hätte ich viele Möglichkeiten, mein Leben sinnvoll neu zu gestalten und auch finanziell zu bestehen. Doch ich denke an die vielen Menschen, für die die Voraussetzungen nicht so sind, dass sie "Aussteigen" könnten. Und das ist m.E. der Großteil der Weltbevölkerung. Da bleibt nur der Knochenjob, der frustrierende Billiglohnsektor, die stupide Hilfsarbeit oder das Wühlen auf der Müllkippe.

    Ich weiß, Du hast einen persönlichen Bericht gegeben, keinen allgemeingültigen. So manchem wird er auch Motivation sein und ihn zum Gehen bewegen. Und das Lob meiner Vorkommentatoren hast Du verdient! Besonders Dein Satz "Wenn du jedoch auch unzufrieden bist mit dem, was du gerade tust, verändere etwas!" verdient große Aufmerksamkeit, die ich nicht schmälern möchte!

    Dennoch werfe ich hier meine persönliche, desillusionierte und sehr pessimistische Ansicht in die Runde, dass Aussteigen (z.B. aus dem ungeliebten Job) für die allerallermeisten Menschen dieser Erde, aber auch speziell unserer Kultur, kein gangbarer Weg ist, da sich meist eben nicht letztlich alles regelt.

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    1. Das ist interessant, denn genau aus dieser (psychologischen) Differenz, die sich im Vergleich Ihrer Feststellungen und denen des Originalbeitrags ergibt, entsteht dann das erfolgreiche Geschäftsmodell des Heilers, Ratgebers, Coaches usw.
      Sympathische, positive Beispiele einer gelingenden Existenz wie der Autorin (die natürlich so nur unter den hier herrschenden Bedingungen aufgrund denkbarer realistischer Alternativen möglich ist) führen dazu, dass sich die Schere unserer Erwartungen an uns und unser Vermögen, diese Erwartungen erfüllen zu können, immer weiter öffnet. Ergebnis: Aus dem Willen zum Müßiggang, zum süßen Nichts-Tun, zum Sinnlosen (wie Gerhard Polt das nennt) wird Phlegma und Antriebslosigkeit, die praktische und konsequente Umsetzung einer Idee eines anderen Lebens führt zur Geschäftsidee, und schon treffen sich Angebot hier und Nachfrage dort.

      Um es wie Sie wertend zu sagen: Ich finde Ihren inaktiven Ansatz durchaus sympathisch, weil wer nicht ins Machen kommt, wird nicht Heiler oder Berater oder Coach. Und Ihre Analyse, dass das für die meisten Menschen kein gangbarer Weg ist, würde ich eher als illusionslos und realistisch bezeichnen.

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    2. Hallo Pit,
      vielen Dank für deinen Beitrag. Ich finde es schön, dass du deine Sichtweise einbringst, da es sicherlich viele andere Menschen gibt, denen es ähnlich geht, aber die sich nicht die Zeit nehmen, das zu teilen. Ich versuche mal darauf zu antworten:
      Zunächst einmal ist es richtig, dass die Gesellschaft uns (zumindest finanziell) auffängt, wenn wir Scheitern. Für diese Gewissheit im Rücken bin ich sehr dankbar. Aber nur, weil viele Menschen anderswo diese Möglichkeit nicht haben, möchte ich meine nicht schmälern. Denn wenn ich Erfolg habe, mit dem, was ich tue, kann ich auch die Menschen unterstützen, die noch in anderen Verhältnissen leben. Ich war oft in Asien unterwegs – viele Menschen dort haben nichts und sind trotzdem glücklich und zufrieden. Gerade in den Ärmsten Regionen konnte ich das beobachten. Sicherlich haben wir weltweit nicht die gleichen Möglichkeiten. Aber Möglichkeiten haben wir alle!
      Ich möchte Menschen in unseren Kulturkreisen motivieren, ihre individuellen Möglichkeiten Schritt für Schritt beim Schopfe zu packen. Das bedeutet ja nicht unbedingt, dass man gleich seinen Job schmeißt. Für mich war das damals die richtige Alternative. Ich bin mir aber auch nicht zu schade, auf dem Weihnachtsmarkt oder Messen zu arbeiten, wenn es finanziell eng wird. Das ist sicherlich nicht die pure Erfüllung, aber für mich besser, als das Angestelltendasein. Und was ich tue, das tue ich mit Freude!
      Das Dauergrinsen wird auch unterbrochen, wenn es mal nicht so läuft. Aber diese Ausgeglichenheit und vor allem das Vertrauen sind tief im inneren immer da. Das war nicht immer so, sondern ich bin Schritt für Schritt darauf zugegangen.
      Mit dem Macher-Gen hast du sicherlich Recht. Ich mache: wenn es funktioniert super, wenn nicht, dann mach ich neu. Aber es gibt auch Phasen, in denen ich nicht mache, sondern antriebslos bin und mich frage, warum ich das hier alles tue. Die gehören zum Leben ebenso dazu. Ich lasse das zu, tue dann eben nichts, so lange wie es sein muss. Der Antrieb kommt dann wieder von ganz alleine.
      Ich glaube das wichtigste ist, sich erst mal so zu nehmen wie man ist. Sich zu respektieren für das, was man tut oder eben nicht. Und wenn man spürt – mir tut es nicht gut, wie ich mich momentan verhalte, dann kommt der Schwung von ganz alleine. Menschen mit Depressionen möchte ich hier mal ausklammern – damit habe ich keine Erfahrungen.
      Auch du bist fähig!! Vielleicht nicht Bücher zu schreiben und Jugendgruppen zu leiten – aber es gibt ganz viele andere wundervolle Fähigkeiten, die du in dir trägst. Hast du dir diese schon mal aufgeschrieben? Frag mal andere Menschen, welche Fähigkeiten sie an dir sehen. Ich weiß, zu Beginn ist es gar nicht leicht, sich alle positiven Eigenschaften über sich selbst aufzuschreiben. Aber versuche es trotzdem mal – ich bin mir sicher, da kommen irgendwann 20 Punkte oder mehr zusammen! Vielleicht motiviert es dich, dass auch du den Menschen, die aktuell noch nicht die gleichen Voraussetzungen haben, viel besser helfen kannst, wenn du selbst „in den Tritt“ kommst. Und halte dir vor Augen, was der Welt alles entgeht, wenn du deine Möglichkeiten nicht nutzt.
      Ich hoffe, dieser Beitrag kann dich ein wenig motivieren „Ins Tun zu kommen“. Es muss ja nicht von Null auf Hundert sein.
      Ich wünsche dir ganz viel Erfolg!
      Katrin

      P.S. Ich versuche übrigens von den Besten zu lernen. Wenn du sagst, dein Blog ist nicht so erfolgreich: Schau doch mal, was andere Blogs machen, die du für erfolgreich hältst und kopiere Dinge, die dir gut gefallen. Ich mache aktuell ein Blogprojekt auf www.Bloggen.co, um meinen Blog noch besser und erfolgreicher zu machen. Deine Kurzgeschichten gefallen mir sehr gut!

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  7. Hallo Katrin ich habe soeben mit großer Neugier deinen Beitrag gelesen und finde mich selbst darin wieder. Zum ersten Mal seit Wochen fühle ich mich etwas besser und irgendwie "wach". Vor einiger Zeit habe ich meinen Job gekündigt und weiß nun auch überhaupt nicht wie es weitergeht. Trotz dessen das ich die Entscheidung nicht bereue, befinde ich mich gerade im sogenannten Loch. Mein Kopfkino ist 24h auf Sendung und Kernfragen wie-> soll ich in Berlin bleiben, soll ich nach England aufs Dorf zu meinem Freund nach nem kanppen Jahr Fernbeziehung ziehen, soll ich endlich eine Weltreise machen (bevor es viell. zu spät ist, weil ich Kinder habe) beschäftigen mich die ganze Zeit. Diese Fragen wird mir keiner beantworten können, dessen bin ich mir bewusst. Ich hoffe einfach, dass ich ganz bald wieder meine innere Stimme höre, die mir auch all die Jahre zuvor gesagt hat, was ich machen soll. Wie auch immer. Ich freue mich über deinen Beitrag im world wide web gestolpert zu sein und Danke für deinen offenen Worte. Ob allein, zu zweit, zu Fuß oder mit Drahtesel, ich werde meinen Weg gehen. Liebe Grüße Susann

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    1. Liebe Susann, vielen Dank für deinen Kommentar! Ich weiß zu gut wovon du sprichst. Genieße diese Phase! Sie bietet dir große Chancen für Neues und egal, welche Entscheidung du jetzt triffst - sie ist nicht für die Ewigkeit und du kannst jederzeit neu entscheiden. Weltreisen sind zum Beispiel auch mit Kinder möglich - dann sicherlich auf eine andere Weise, doch gibt kein entweder oder sondern immer ein sowohl als auch. Ich selbst habe in solchen Phasen immer das ausprobiert, wo ich in dem Moment glaubte, es sei das Richtige. So hab ich zum Beispiel Klassenfahrten für Grundschüler geleitet und schnell gemerkt - das ist nicht Meins. Dann kam die nächste Idee und so bin ich Schritt für Schritt dem nahegekommen, was ich heute tue. Deine innere Stimme ist für dich da - vertrau darauf, dass sie dir Antworten gibt, wenn du soweit bist. Herausfordernde Phasen gehören zum Leben dazu, sonst könnte man die Schönen nicht genießen. Ich wünsche dir viele tolle Entdeckungen, Glück und Freude auf deinem Weg. Herzliche Grüße, Katrin

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    2. Viiiieeeeelen Dank Katrin & ganz liebe Grüße Susann

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  8. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  9. Liebe Katrin,

    auch ich bin über deinen Beitrag gestolpert, als ich im Internet Dinge wie "Burnout", "Existenzangst" etc. gegoogelt habe. Deine Geschichte gefällt mir sehr gut und es freut mich zu lesen, dass es sich bei dir so sehr zum Guten gewendet hat!
    Ich befinde mich momentan in einer Situation, wo ich einfach nicht mehr weis, was ich tun soll. Gestern habe ich die Reisleine gezogen und meinen Job zum Ende des Monats gekündigt, obwohl ich noch keinen neuen Job in Aussicht habe. Hinzu kommt, dass mir das Arbeitsamt natürlich eine Sperre aufbrummen wird, ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, wie ich die Kreditraten bedienen und meine Miete, Rechnungen, etc. zahlen soll... Seinen Ursprung hat meine ganze Misere sicher schon vor einigen Jahren. Mir ging es mental kontinuierlich immer schlechter und ich konnte mich noch nie wirklich öffnen und über meine Probleme und Sorgen sprechen. Wenn ich solche Erfahrungen wie die Deine lese, versuche ich mir immer wieder Mut zu fassen und mir einzureden, dass auch meine Situation wieder besser werden wird, nur leider weis ich überhaupt nicht wie...

    Viele liebe Grüße!
    Patrick

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