26. Juli 2015

Was stimmt mit unserem Lebensglück nicht?

Drei grundlegende Denkfehler in unserer Philosophie vom Glück

Für Aristoteles war klar, dass alle Menschen glücklich sein wollen, ja dass das Glück das höchste Ziel des menschlichen Lebens sei. Lediglich worin dieses Glück bestehe, sei nicht unmittelbar klar. Seit der Antike haben sich ein paar Missverständnisse in unsere Auffassung von Glück eingeschlichen, die uns nun auf die Füße fallen. Auch wenn für Aristoteles selbst das Glück sich durch ein ethisches Leben, also durch gutes, tugendhaftes Handeln und in geistiger Betätigung manifestiert und mit vordergründigen Zielen, einer Karriere oder gar materiellen Gütern nichts zu tun hat, ist es doch gerade das Missverständnis vom Glück als individuelle Zielerreichung, das sich in unserem Verständnis von Lebensglück durchgesetzt zu haben scheint.

Lebensglück: Was können wir von China lernen? (Bild: gemeinfrei)

Wann, denken wir, sind wir glücklich? Werde ich endlich diesen Job bekommen oder in diese Position befördert, dann habe ich mein Ziel erreicht. Habe ich erst den richtigen Lebenspartner gefunden, dann werden wir zusammen glücklich. Ach nein, es stellt sich heraus, dass uns noch das gemeinsame Kind fehlt, um glücklich zu sein. Und das Kind muss natürlich ein Erfolg an Bildung und Karriere werden. Und dann nur noch das Haus mit Garten. Und um uns dieses Glück leisten zu können, benötigen wir wieder neue Ziele, eine neue Position, mehr Geld und immer immer wird uns etwas fehlen.

Im neuen Philosophie Magazin zeigt uns der Philosoph und Sinologe François Jullien drei grundsätzliche Missverständnisse in der Auffassung vom Lebensglück und kontrastiert unsere westliche aus der antiken Philosophie hervorgehende Auffassung mit dem Lebensverständnis der chinesischen Philosophie.

  1. Die Erreichbarkeit des Glücks als Lebensziel

    Wir haben uns angewöhnt, das Glück als Lebensziel zu verstehen, auf das wir hinarbeiten können, ja müssen. Damit kommt die Frage auf, wie eine erfolgreiches Erreichen des Ziels aussieht. Wann also können wir behaupten, das Glück erlangt zu haben? Natürlich nur denn, wenn es perfekt geworden ist. Das Ziel ein bisschen erreicht zu haben, wird uns nicht ausreichen. Der Job ohne Beförderung, der Lebenspartner mit Macken, das Kind ohne Bildungserfolg, das Haus ohne Garten? Das waren nicht die Ziele, die Ziele waren all das in perfekter Vollendung. Dass Perfektionismus jedoch nahezu ein Garant für Unzufriedenheit ist, dazu gibt es genügend Anahltspunkte. Die Psychologin Halvorson hat beispielsweise gezeigt, wie ein und dieselbe Aufgabe entweder zu Frust und Unzufriedenheit führt oder zu einem Erfolgserlebnis. Wenn man jemanden zum Ziel setzte, einen perfekten Origami-Schwan zu falten, wird die Person irgendwann frustriert aufgeben. Setzt man der Person hingegen zum Ziel, besser darin zu werden, einen Schwan zu falten, so ist das motivierend. Das Ergebnis ist hier weniger wichtig, als der Prozess und Imperfektion wird als Teil des Prozesses erwartet. Wenn etwas perfekt werden soll, dann interessieren wir uns nur für das Ergebnis als Ziel, der erlebbare Prozess hingegen, wird vernachlässigt. Perfektionismus ist im Grunde eine Angst. Und mit Angst wird man seinem Lebensglück nicht näher kommen.
     
  2. Die Seele als Instanz des Glücks

    Tatsächlich finden wir auch in Aristoteles' Vorstellung vom Glück eine Fokussierung auf die Psyche. Mit dem Körper und der Biologie des Lebens, eigentlich ja die Grundlage unserer Existenz und auch der Psyche, hat das Glück in der traditionellen Vorstellung wenig zu tun: "Die Seele wird so zum Wesensmerkmal des Menschen und ist die Instanz des Glücks, wenn dieser seiner vornehmsten Tätigkeit der Erkenntnis beziehungsweise der Kontemplation (der theoria) nachgeht" (Jullien, Philosophie Magazin Nr. 05/2015, S. 50). Mit dieser Einseitigkeit vernachlässigen wir die Integration des Geistigen und Körperlichen. Wir wissen heute, dass wir das eine nicht ohne das andere haben können, dass jegliches Körperempfinden all unseren psychischen Leistungen und insbesondere unserem Verständnis von Ich-sein zugrunde liegt. Wie könnte ein Glücksbegriff hilfreich sein, der all das Grundlegende, den Körper mit all seinen Teilen vernachlässigt?
     
  3. Das Individuum als Hort allen Glücks

    Es lässt sich nicht abstreiten, dass unser moderner Glücksbegriff auf kleine Einheiten abzielt, also auf die Familie, die Paar-Beziehung oder einfach das Individuum. Schon bei Aristoteles gibt es einerseits die Auffassung, das Glück sei mit der Gemeinschaft, der Polis verknüpft und später andererseits den Fokus auf das persönliche Glück des Individuums: "Hier zeichnet sich das große Drama der griechischen Philosophie ab, als nämlich das Glück in der Polis zu schwinden beginnt und sich schließlich in das zurückzieht, was 'das Subjekt' werden wird. Das ähnelt ein wenig dem, was wir aktuell in Europa erleben mit dem Rückzug auf die weiche Ideologie der persönlichen Entwicklung, die von der politischen Desillusionierung profitiert, da wir die großen Ziele aufgegeben haben: Revolution, Utopie und Heil" (Jullien, Philosophie Magazin Nr. 05/2015, S. 51). Natürlich besteht immer ein Spanungsverhältnis zwischen dem Glück der Gemeinschaft und dem Glück des Individuums. Je stärker die Gemeinschaft, desto weniger kann sich das Individuum in seinen Eigenheiten entfalten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die westlichen Konservativen die heterosexuelle Ehe als Bastion der geschlechtlichen Normalität und als Garant der Familie und mithin der Gemeinschaft nicht einfach aufgeben wollen. Die Liberalisierung der Werte läuft dem Gemeinschaftswesen entgegen. Und das scheint uns nun auch wieder nicht besonders zu bekommen. Die Liberalisierung der Werte und die daraus resultierende Atomisierung der Gemeinschaft verlangt den hohen Preis des Kontext- und damit des Sinn-Verlustes und diesen können nur die stärksten Psychen als dem Glück zuträglich erleben, nämlich die, die keine Gemeinschaft für Kontext und Sinn-Erleben benötigen und somit nur die Freiheit genießen ohne unter der Vereinzelung zu leiden.

Das Leben als Fluss

Wir erwähnten anfangs, dass François Jullien nicht nur Philosoph, sondern auch Sinologe ist. So lautet die sich an diese Analyse anschließende Frage natürlich: Welche Alternative bietet die chinesische Denktradition?

Die chinesische Philosophie verfolge keine Vorstellung von Glück als Ziel, sie denke nicht in solchen Kategorien wie Mittel und Zweck zur Zielerreichung. Vielmehr gehe es beim Handeln um das vitale "Im-Fluss-Sein", es sei ein Prozess der Wiederholung wie beispielsweise das Atmen. Die oberste Devise sei dabei, nicht ins Stocken zu geraten, sondern sich dem Fluss alles Seienden hinzugeben.

Anfang und Ziel seien uninteressant, denn auf das Dazwischen komme es an. Ich denke, auch wir in der westlichen Denktradition können da zustimmen, denn weder die Geburt noch der Tod definieren uns und unser Leben, sondern es ist das, was dazwischen passiert, was das Leben ausmacht.

"Das großartige Bild vom Weisen, der sich im Tao wie ein Fisch im Wasser tummelt, beschreibt Leben als ein Wogen, Kommen und Gehen, bei dem man immer entwicklungsfähig bleibt, fließt und aufpasst, nie stecken zu bleiben. Die Chinesen streben also nicht nach dem Glück, sondern nach dem Im-Fluss-Sein... Das Wesentliche ist diese Bewegung, bei der man weder an den Beginn noch an das Ende denkt." (Jullien, Philosophie Magazin Nr. 05/2015, S. 51)

Ich bin nicht überzeugt, dass wir einfach mal so östliche Philosophien übernehmen sollten. Wir sind einfach kulturell keine Daoisten oder Buddhisten. Alles, was wir davon imitieren, kommt unbeholfen als esoterischer Lifestyle bei uns an. Ich denke aber, wir sollten uns kulturell inspirieren lassen, so wie es bereits Jahrtausende geschieht. Wir können von einander lernen und besser im Umgang mit dem Leben und seinen Herausforderungen werden. Zum Beispiel können wir aufhören, in Extremen zwischen Geburt und Tod zu denken, zwischen gut und schlecht, Glück und Unglück. Auf das Dazwischen kommt es an. Anstatt immer ans Ideal zu denken und den Perfektionismus als Angst im Nacken zu spüren, können wir das Vitale stärker beachten. Unseren Atem, die Jahreszeiten, das Wogen des Windes, Ebbe und Flut, das Kommen und Gehen - all das ist das Leben, das auch wir verkörpern. Wir leben nicht nur im Geist, wir sind keine bloßen Seelen, wir sind Körper im Rhythmus des Werdens und Vergehens. Von übergeordneten Zielen können wir da gern hin und wieder absehen und vor allem mal leben.



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11 Kommentare:

  1. Sehr interessanter Artikel, aber diesem Absatz muss ich vehement widersprechen :

    Die Liberalisierung der Werte und die daraus resultierende Atomisierung der Gemeinschaft verlangt den hohen Preis des Kontext- und damit des Sinn-Verlustes und diesen können nur die stärksten Psychen als dem Glück zuträglich erleben, nämlich die, die keine Gemeinschaft für Kontext und Sinn-Erleben benötigen und somit nur die Freiheit genießen ohne unter der Vereinzelung zu leiden.

    Ich glaube, gerade die Liberalisierung der Werte hilft der Gemeinschaft, da diese dann nicht nur aus Gründen des Zwangs besteht, sondern aus freien Stücken. Wenn man nicht mehr in ein konservatives Moralkorsett gezwängt wird, kann man freier und offener auf andere Menschen zugehen und daraus wird mehr als weniger Gemeinschaft entstehen - so zumindest meine persönliche Erfahrung

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    1. Ja, ich glaube, da ist etwas dran: Liberalisierung bis zu einem bestimmten Grad hilft zu einer toleranten Gesellschaft. Man muss nur sehen, dass man die Kurve zum Zusammenhalt der Gesellschaft noch bekommt. Sehen Sie sich den Konflikt Süd(ost) gegen Nord(west) an mit Terrorismus etc. Im Grunde ein Konflikt der Clans, Stämme und Familien gegen die atomisierte und individualisierte Gesellschaft ohne Zusammenhalt.

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  2. Ich verstehe nicht ganz, warum erstens die Liberalisierung der Werte zu einem Kontext- und damit Sinn-Verlust führen könnte und zweitens nur die stärksten Psychen die Freiheit genießen, die keine Gemeinschaft für Kontext und Sinn-Erleben benötigen und damit auch nicht unter der Vereinzelung leiden?

    Ich denke, dass es eher umgekehrt ist, nämlich, dass die "Rahmen-Werte" der Gesellschaft die Basis schaffen für Ausgrenzung und Vereinzelung. Ich meine damit die eher unwichtigen Rahmen-Werte, die vermeintlich als wichtig in der Gesellschaft angesehen werden, die in den kleinsten Kleinlichkeiten doch gerade in der jetzigen Zeit aufschlagen. Wenn ich in Foren lese, dass die Entscheidung, ob ich Vegetarier(in) bin oder nicht zu einem "Wespennest-Thema" mutiert. Da sollte doch die Toleranz des jeweils Anderen kein Thema sein, denn es kann ja nicht einfach unterstellt werden, dass eine Person, die Fleisch bevorzugt, damit bewusst eine Tierquälerei aufgrund unwürdiger Massentierhaltungsbedingungen unterstützt. Diese Person geht ja nicht selbst zum Schlachthof, um irgendein Tier zu quälen. Es ist doch auch zeitlich praktisch, eine Scheibe Brot pragmatisch zu sehen mit einer Salami, die ja auch schmeckt. Ich selbst bin Vegetarierin, kann aber die Gründe "pro Fleisch" verstehen. Man sollte doch so liberal sein können, dass man den Zeitpunkt der Entscheidung jeder Person selbst überlässt. Ich muss mich nicht in alles einmischen.
    Die Grenze meiner Toleranz, meiner Liberalisierung setze ich da, wo das schlechte Motiv im Spiel ist, und zwar ganz eindeutig von der Person selbst ausgeht mit der vollen Absicht, jemanden zu schädigen. Das grenzt ja dann auch schon an Hass oder Sadismus. Diese Grenze finde ich wichtig. Denn da hört für mich auch schon der ganze Liberalismus auf.

    Aber in den einfacheren Fragen sehe ich eine Tendenz dazu, das diese für mich "einfachen Fragen" vermehrt die Fettnäpfchen und Steine des Anstoßes sind, die zu Gewalt und Ausgrenzung führen. Existiert dann aber Gewalt und Ausgrenzung ganz massiv, will plötzlich niemand mehr davon wissen oder darüber streiten. Habe ich schlechte Erfahrungen mit irgend einem Homosexuellen, bin ich dagegen. Hat ein Homosexueller Diskriminierung erfahren, sind alle Heterosexuellen die Diskriminierer. Eine schlechte, oft sehr schlechte Erfahrung vermasselt den Weitblick.

    So auch Urteile über Gewinner und Verlierer. Die Gewinner sollten sich nicht gegenseitig beneiden, wer selbst da noch der bessere Gewinner sein möchte. Ebenfalls ist traurig, wenn jemand scheitert. Meist weiß man von den genaueren Gründen nicht so viel. Nur so vom Hörensagen. Oft ist das Hörensagen natürlich ein Paradebeispiel dafür, dass entweder die Person selbst schuld ist, weil sie irgendetwas (verbotenes) getan hat, oder man sagt sich, ich kann nicht die Welt retten. Das muss auch keiner, aber oftmals bleibt es nicht dabei, sondern mündet ins Gegenteil, wenn der Gescheiterte als Alibi fungiert, warum die Welt immer schlechter wird. Die Person stört. Manchmal bilden sich Gruppen, die sich dann irgendwie auf "störende Personen" einschießen. Man schaut nur noch nach außen, aber fragt nicht nach den Motiven. Oder will nicht wahr haben, dass es keine kompakten Antworten gibt. Diese Erwartungshaltung auf Kompaktlösungen verhindert Chancen, die im Fluss entstehen können.

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    1. Danke für Ihren ausführlichen Kommentar, Gabriele Fritz!

      Ich will kurz auf die Ausgangsfrage zurückkommen, mit der Sie anfangen, warum die Liberalisierung und Vereinzelung nur schwer zu ertragen ist:

      Ganz einfach gesagt, benötigen wir Menschen als soziale Wesen andere Menschen, Gruppen, mit denen wir uns identifizieren und einen gemeinsamen Kontext herstellen können. Wenn uns das fehlt, wir keine gemeinsamen Gespräche und Horizonte aufbauen können, werden wir sogar krank. Können Sie da mit gehen, können wir uns auf das einigen? Dann hätten wir eine Ausgangsbasis.

      Das, was Sie jetzt reinbringen ist auch interessant, denn Sie beziehen sich offenbar auf größere Gruppen, die ihnen irgendwelche Meinungen aufdrängen wollen. Verstehe ich das richtig? Dann wäre erst mal eine Frage, die Sie sich selbst beantworten könnten: Warum schlagen Sie sich mit solchen Foren herum. Lassen Sie es doch einfach sein. Aber egal, ich wollte auf etwas anderes hinaus: Der Philosoph Thomas Metzinger sagt, Menschen können mit ca. 160 anderen Menschen solidarisch sein, nicht aber mit 7 Milliarden. Das heißt, wir brauchen Sozialisation in relativ kleinen Gruppen, werden die Gruppen zu groß, gibt es Identfikationsprobleme. Aber wie gesagt: Es gibt sowieso immer eine Spannung zwischen individueller Freiheit und Gesellschaft, wir brauchen beides und müssen die Spannung ertragen und fruchtbar nutzen.

      Ansonsten scheinen Sie aber von etwas andrem zu reden, als ich, z.B. Cyber-Mobbing oder so. Solche speziellen Gruppendynamiken meine ich nicht, wenn ich von Gesellschaft, Familie o.ä. rede.

      Viele Grüße und ein schönes Wochenende!

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    2. Hallo Herr Dietrich und Danke, dass Sie mir Ihre Einschätzung zu meinem Text geben. Ich sehe, dass es Ihnen und mir um die Solidarität in der Gesellschaft, in der Gemeinschaft geht. Und Sie haben mir den Anstoß dafür gegeben, dass ich jetzt besser sehe, dass das Problem bei mir gerade irgendwie anders herum läuft wie bisher. Solidarität in Gruppen bis zu höchstens 160 kann man irgendwie nachvollziehen, dass diese Solidarität, auch wenn es zu Spannungen kommen kann, dennoch auf fruchbarem Weg erreicht werden kann. Und in der Familie versteht sich das ja von selbst. Oder? Und nun zu dem eigenartigen Problem, was sich bei mir auftut. Denn: Wenn man mit 7 Milliarden oder auch mehr Menschen, eigentlich egal wie viele, nicht mehr solidarisch ist, kann es auf Dauer auch in der Kleingruppe nicht mehr funktionieren. Was ich meine, die Unterscheidung, ob es die Solidarität in der Kleingruppe oder mit 7 Milliarden ist, ist irrelevant. Und ich meine damit auch, wenn das Geschehen im Makrokosmos ausgeblendet wird, schlägt es auf den Mikrokosmos zurück. Mit Mikrokosmos meine ich die kleinen Gruppen, bei denen dann schon auch die Fetzen fliegen können, weil kein Solidaritätsgefühl mit dem Makrokosmos (Welt) entstehen konnte und gepflegt wurde. Und die neue Spannung nimmt einen größeren Kreis ein. Aber eigentlich haben Sie ja auch die Lösung, dass es seinen Anfang nur im kleinen Kreis nehmen kann, welche Werte ich für den großen Kreis zusammen mit meiner KLEINGRUPPE definieren möchte. Welche Werte wünschen wir uns für die 7 Milliarden, um bei Ihrem Beispiel zu bleiben mit den Zahlen. Aber ich würde so gerne davon ausgehen, dass diese Werte nicht in meiner Kleingruppe festgelegt werden müssen, sondern, dass sie seit jeher existiert haben und nur wiedergefunden werden müssen. Und dass es wirklich völlig egal ist, ob sie in einer Kleingruppe oder zusammen mit 7 Milliarden wiedergefunden werden. Oder haben Sie doch recht mit Ihrer Kleingruppe. Das das eben doch der Anfang ist für die Werte? Wahrscheinlich Ja. Obwohl ich mich etwas sträube. Oder ist die Gewichtung exakt 1 : 1? Ich habe das Thema noch nicht abgeschlossen. Es ist nur so eine Zwischenbilanz und ich spüre, dass ich nicht ganz zufrieden damit bin.

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  3. Zitat: Die Liberalisierung der Werte und die daraus resultierende Atomisierung der Gemeinschaft verlangt den hohen Preis des Kontext- und damit des Sinn-Verlustes und diesen können nur die stärksten Psychen als dem Glück zuträglich erleben, nämlich die, die keine Gemeinschaft für Kontext und Sinn-Erleben benötigen und somit nur die Freiheit genießen ohne unter der Vereinzelung zu leiden

    Und ich wäre glücklich, wenn Blog-Artikel es dem Leser leicht machen, gelesen und verstanden zu werden. C. G. jung sagte: Selbstverwirklichung macht einsam. Und das muss man aushalten können.

    Herzlich, SG

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    1. Vielen Dank für das Zitat von Jung, das ist echt Klasse!

      Was genau meinen Sie damit: "Und ich wäre glücklich, wenn Blog-Artikel es dem Leser leicht machen, gelesen und verstanden zu werden"?

      Viele Grüße!

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  4. Vielen Dank für den wunderbaren Artikel!

    Ich muss mich allerdings auch den vorangegangenen Kommentaren anschließen: Nie gab es so viele Gemeinschaften wie heute. Früher gabe es nur eine Familie, eine Kaste, ein Dorf, eine Berufswahl, eine Religion, eine vorbestimmte Gesellschaftsschicht, eine Ehemöglichkeit - alles war eingeschränkt, Ausbrechen bedeutete Ächtung.

    Heute kann jede/r sich aussuchen, zu welchen Gemeinschaften (Plural) man gehören möchte und kann sie auch wechseln.

    Es hat nach meinem Versändnis auch nichts mit Psyche, sondern mit mangelnder Menschenkenntnis und gar Faulheit zu tun, wenn man nicht die richtige Gemeinschaft findet. Man muss nämlich etwas dafür tun. Früher wurde man hineingeboren Das war Glück oder Pech, aber man gehörte dazu (denke ich). Heute muss man sich schon etwas bemühen, sich erkundigen, zu Veranstaltungen gehen und als Veganer sollte es vielleicht nicht der Jagdclub sein. Gerade das Internet eröffnet einem ungeahnte Welten, überall Gleichdenkende zum Austausch zu finden. Ich bin zB die einzige Minimalistin in meinen Kreisen, nur im Netz finde ich Gleichgesinnte. Und das reicht völlig.

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  5. Der Artikel zeigt, dass ein Wechsel der Perspektive sehr erhellend sein kann. Selbstverständlichkeiten verlieren eben diese Eigenschaft.
    Nur eine kurze Ergänzung: Ich glaube, dass Glück bei uns oft mit Befriedigung verbunden wird. Darum die Nähe zum Ziel.
    Es ist erstaunlich, was zielstrebige und willensstarke Menschen erreichen können. Sie sind erfolgreich. Erfolg befriedigt aber nicht. Und darum sind erfolgreiche Menschen nicht glücklich. Zur Befriedigung gehört es eben auch, die „Atmung des Lebens“ zu spüren (Schmid, selbe Heft, S.63) und sich diesem Rhythmus hinzugeben. Neben der erfolgsführenden Willkür bedarf es eben auch viel Raum für das Unwillkürliche. Nur wer den Mut hat, sich auch diesem Unwillkürlichen hinzugeben, kann Befriedigung (Glück) erleben.
    Für dies Wissen muss ich kein Buddhist sein, aber es kommt dem östlichen Denken schon nahe.
    Viele Grüße
    Ingo

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    1. Ich bin sehr fasziniert von diesen Worten. Sie machen mich glücklich, weil sie mich berühren. Es gibt Leute, die mit Leichtigkeit und Sätzen, die mich bewegen, so etwas für mich aussagen wie Wahrheit und Liebe. Vielen Dank an Ingo D.

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    2. Vielen, vielen Dank!
      Diese Worte habe mich berührt und sehr gefreut!
      Ingo

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