Meine poetische Reise in die Feldberger Seenlandschaft
Hans Fallada ist der Schriftsteller, der mich bereits seit meiner Kindheit begleitet. Mein Vater las mir immer wieder aus meinem Lieblingskinderbuch Fridolin, der freche Dachs![]() |
Das Hans Fallada Haus mit Garten in Carwitz (Fotos: Gilbert Dietrich) |
Später las ich auch Falladas Erwachsenenbücher Wer einmal aus dem Blechnapf frißt, Kleiner Mann - was nun? oder Bauern, Bonzen und Bomben
Zwischen Berlin und Feldberger Landschaft
Ich wohne jetzt in Pankow Niederschönhausen, wo auch Fallada eine Weile in der Künstler- und Intellektuellenkolonie (später das SED-Bonzenviertel) um den Majakowskiring herum gelebt hat. Heute noch wirkt dieser kleine Teil Pankows irgendwie abgeschirmt von der Welt und man kann Falladas kleines Haus heute in der nach seinem wirklichen Namen benannten Sackgasse Rudolf-Ditzen-Weg sehen und sich vorstellen, wie er dort im damaligen Eisenmengerweg seine letzten traurigen Tage verbrachte, während der Rest Berlins aus dem Krieg aufwachte und sich dem Alptraum einer vollendeten Zerstörung stellen musste.Carwitz heute
Seit meiner frühen Liebe zum frechen Dachs Fridolin wollte ich immer diesen Ort am schmalen Luzin sehen, wo die Dachs-Familie neben den Ditzens lebte, wo sich Fridolin mit Kuh, Hund und Fuchs anlegte und wo die Natur dem Alltag noch ihre Form aufzwang und damit das Leben zwar strenger, aber auch einfacher machte. Jetzt endlich hatte ich einmal die Gelegenheit ergriffen, Zelt, Schlafsack und Kanu ins Auto gepackt und die schön bewaldete Strecke durch den Nordosten Brandenburgs nach Mecklenburg befahren. Nach wenig mehr als einer Stunde Fahrt in Carwitz angekommen, wurde sofort alles entschleunigt: Die Kopfsteinpflasterstraße erlaubt nur 20 km/h, Menschen tragen Paddelboote über die Straßen und die Wege sind eng.![]() |
Natur in der Feldberger Seenlandschaft (Fotos: Gilbert Dietrich) |
Auf dem kleinen Carwitzer Zeltplatz schlug ich meine Unterkunft auf und machte mich zu Fuß daran, die Gegend zu erkunden. Zu meiner Freude stellte ich fest, dass es am nächsten Abend eine Lesung im Fallada Haus geben würde. Ich vertrieb mir die Zeit mit der Suche nach etwas zu Essen und nach Bier. Dann lungerte ich auf dem Zeltplatz rum, las, hörte Musik und beobachtete die neu ankommenden Familien. Ich liebe das Zelten, die Langeweile, die reduzierte Daseinsweise, das bisschen Brot mit einer Hand Wurst, die Anstrengung, die es kostet, bei Wind und Wetter einen Tee zu kochen, die abendliche Dunkelheit, die der täglichen Geschäftigkeit ein frühes Ende setzt und der zeitige Sonnenaufgang, der einen nach kurzer frischer Nacht in den nächsten langen Sommertag drängt.
Den ganzen nächsten Tag wanderte ich auf den Naturpfaden rund um Carwitz und atmete die Ruhe, dachte an Fallada und Fridolin, fotografierte Blumen und Hasen, badete im Luzin, traf Rehe und sah abends den Fischen zu, wie sie nach den Fliegen schnappten. Dann schlenderte ich ins Fallada Haus und lauschte dem Briefwechsel zwischen Vater und Sohn. In der Dunkelheit meines Zeltes freute ich mich dann auf den nächsten Tag, an dem einer meiner ältesten und besten Freunde zu mir stoßen sollte, auf dass wir das Wochenende in endlos vertrauten Gesprächen in der Natur, beim Baden und Campen rumbringen würden. Freunde, Natur, Literatur und Muße - das alles heißt auch nach Fallada noch Leben und ist gleichzeitig Poesie, ein Traum und nun schon wieder Geschichte. Bis zum nächsten Mal in Mecklenburg.
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