26. Februar 2017

Das Leben feiern – Ihr wisst, was ich meine!

Nina Simones "I'm Feeling Good"

Die Vögel fliegen so hoch, ihr wisst, wie ich mich fühle. Die Sonne am Himmel, du weißt, wie ich mich fühle. Ein Luftzug streift mich, du weißt, wie ich mich fühle. Ein neuer Morgen, ein neuer Tag, ja ein neues Leben für mich. Und ich fühl mich gut.

Eine Libelle in der Sonne, du weißt, was ich meine, oder? Die Schmetterlinge amüsieren sich, ihr wisst, was ich meine. Friedlich schlafen, wenn der Tag vorüber ist, das meine ich. Und diese alte Welt ist eine neue Welt und eine kühne Welt für mich.

Wenn ihr scheint, ihr Sterne, wisst ihr, wie ich mich fühle. Der Geruch von Tannen, du weißt, wie ich mich fühle. Die Freiheit ist mein und ich weiß, wie ich mich fühle. Ein neuer Morgen, ein neuer Tag, ja ein neues Leben für mich. Und ich fühl mich gut.



Feeling Good ist einer meiner Lieblings-Songs von Nina Simone, einer der besten Sängerinnen überhaupt. Sie wurde 70 Jahre alt und starb 2003 in Südfrankreich. Simone litt unter einer bipolaren Störung, war also, was man auch manisch-depressiv nennt. Ihre extreme Persönlichkeit durchzieht nicht nur ihr Leben mit zahlreichen Höhen und Tiefen, sondern auch ihre Songs, von tief-melancholisch bis extrem lebensbejahend. Diese so schwärmend lebensbejahenden Songs wie "I'm feeling good" oder "I got life" haben einen ganz dinglichen Realismus zur Basis. Während ihr die interpersonalen Gefühle wie in der Liebe vor allem Trauer und Sorge zu verursachen scheinen, sind es die ganz grundlegenden Dinge des Leben, die es ihr wert sind, gefeiert zu werden. Da ist der eigene Körper, wenn sie singt, sie hätte keine Freunde, keinen Gott, keine Bildung, aber sie hat etwas, das man ihr nicht nehmen kann: "Hab mein Haar, hab mein Kopf, hab mein Hirn, hab meine Ohren ..." Und natürlich sind da die Vögel, der Wind, die Schmetterlinge, ein Luftzug, der Geruch von Natur.

Was ich daraus lerne: Unsere Körper, das Wetter, die Tiere, der Kosmos, all das ist dazu da, das Leben zu feiern, zu genießen. Wir müssen gar nicht so weit schauen, um das Sinnhafte im Leben zu erkennen. Wir müssen hinsehen, die Realität wahrnehmen oder, wie der Philosoph und Dichter David Whyte sagt: Von der Abstraktion zum realen Leben kommen.



Das passt dazu:

2 Kommentare:

  1. Ja, ein guter Reminder!
    Mit „Basisgefühlen“ könnte man die Hinwendung zum und Freude am Stofflichen umschreiben.
    Riechen, schnuppern, spüren, wahrnehmen, alles Sensationen, die uns das Leben „einfach so“ bereitstellt – und an die wir immer wieder andocken können. Sie sind das Salz unseres Lebens, die Nahrung, von der wir zehren können, nicht nur die Wendigkeit unseres Geistes oder die Fülle unserer Einfälle.
    Gerhard

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    1. Ganz genau richtig, wie du das beschreibst! Es ist auch die ursprünglichste Form der Lebensfreude, die wir schon bei Tieren finden.

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