22. Mai 2022

Von der Sorge und vom Denken

Warum ist das Denken so unbeliebt?

Denken hat heutzutage nicht unbedingt den besten Ruf. Lange habe ich mich am Kopf gekratzt, wenn ich mitbekam, dass Menschen um mich herum in Zweifel zogen, dass das "Philosophieren" ein guter Weg wäre, einen Zugang zur Welt und zur eigenen Position in dieser Welt herzustellen.

Zuviel denken macht krank! Solche Aussagen haben mich immer sehr irritiert. Oder: Meditieren, statt denken! Wir müssen im Hier und Jetzt sein. Oder: Nicht immer nur denken, auch mal machen! Das hat sich mir dann schon eher erschlossen, wenn ich auch immer umgekehrt dachte, dass zu viel machen ohne genügend nachgedacht zu haben, das eigentliche Problem sei. Besser verstanden habe ich das Problem bei typischen Fagen wie: Wie kann ich es abstellen, dass meine Gedanken immer so rasen?

Es geht bei all den oben so unbehaglich problematisierten kognitiven Vorgängen gerade nicht ums Denken. Wie soll denn denken, krank machen können? Und gerade beim Denken bin ich doch am ehesten im Hier und Jetzt! Und denken schließt doch das Handeln nicht aus, ist hier vielleicht "zögern" gemeint? Und "rasende Gedanken" ist eigentlich schon das Gegenteil von denken.

5. Mai 2022

Wie Abtreibung in den USA wieder illegal werden könnte

Wie man amerikanischen Frauen die Rechte an ihren Körpern wieder zu entziehen versucht

Seit rund fünfzig Jahren (50!) haben amerikanische Frauen in allen Bundesstaaten prinzipiell ein Recht auf Schwangerschaftsabbruch. Dieses Recht könnten sie nun wieder einbüßen, weil der Oberste Gerichtshof der USA laut einem Entwurf plant, dieses Grundrecht wieder zu kassieren. Sollte es dazu kommen, dann wird es auf die Gesetzgebung des jeweiligen Bundeslandes ankommen, wie die Gesetzeslage rund um Abtreibung gehandhabt wird. 

(Update 25.6.2022: Inzwischen ist die Entscheidung tatsächlich so gefallen und alle Konjunktivformen in diesem Artikel müssen nun als Indikativ gelesen werden.)

Upside down – Wenn eine Minderheit die Mehrheit politisch dominiert
 
In manchen Ländern, die wie zum Beispiel Irland in dieser Frage lange rückständig waren, drehen sich die Uhren zwar langsam, aber wenigstens nach vorn. Das heißt, Frauen wird zugestanden, auf Kosten des ungeborenen Lebens, die Entscheidung selbst zu fällen, ob sie dieses Leben austragen und in die Welt setzen wollen oder nicht. Die Abwägung ("auf Kosten des ungeborenen Lebens"), die dabei stattfindet, nimmt sich die Frage zum Angelpunkt, ab wann das gezeugte Leben zu einem Menschen mit Grundrechten wird. Das ist natürlich eine schwierige Frage, denn Leben, Menschwerdung, Individualwerdung, Bewusstsein etc. sind alles graduelle Phänomene, bei denen es schwer fällt, ganz klar zu trennen in ein Vor oder ein Danach.

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