Bibliothek

Auf dieser Seite findet Ihr einige von mir empfohlene und in meinen Artikeln besprochene Bücher. Für mich ist wichtig, dass diese Bücher nicht nur psychologisch oder philosophisch relevant und seriös sind, sondern dass ihre Inhalte uns auch ganz konkret in unseren Lebensfragen weiterhelfen. Am Ende einer jeden Kurzbesprechung findet Ihr einen Link zu dem Artikel, in dem das jeweilige Buch ausführlicher zurate gezogen wird. Die anderen Links führen zu Bestellmöglichkeiten der Bücher auf Amazon. Solltet Ihr über solch einen Link ein Buch bestellen, hilft mir die Werbekostenerstattung (zwischen 5 und 6 Prozent des Preises, etwa 20 bis 30 Euro pro Monat), meine Inhalte weiterhin kostenfrei und unabhängig zu veröffentlichen.

Lob der Liebe

Der Philosoph Alain Badiou erklärt in einem Gespräch mit Nicolas Truong seinen Begriff der Liebe: "Die Überzeugung, dass jeder nur seine Interessen verfolgt, ist heute weit verbreitet. Die Liebe ist nun der Gegenbeweis dafür. Die Liebe ist das Vertrauen auf den Zufall." Der Philosoph muss sicherlich ein geübter Wissenschafter sein, ein Liebhaber der Gedichte und ein politischer Aktivist, aber er muss es auch auf sich nehmen, dass das Denken niemals von den gewaltigen Ereignissen der Liebe zu trennen ist. Gelehrter, Künstler, Aktivist und Liebender, das sind die Rollen, die die Philosophie von ihrem Subjekt verlangt. Badiou nennt das die vier Bedingungen der Philosophie. Alain Badiou, geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker und Romancier in Paris.

Der Lauf der Liebe

Am Anfang ist jede Liebe leicht. Wie aber geht es mit ihr weiter? Wie gelingt es, zu zweit das Glück zu finden? In seinem neuen Roman durchleuchtet Alain de Botton gnadenlos, aber einfühlsam die Liebesgeschichte von Rabih und Kirsten. Die Wahl der Ikea-Gläser, das Kennenlernen der Schwiegereltern, die Frage, ob die Butter tatsächlich im Kühlschrank stehen soll - all das gibt Anlass für die größten Dramen. Und so wie de Botton mit seinem berühmten Scharfblick erzählt, erkennen wir jene Strukturen der Liebe, die uns allen gleichermaßen Glück und Leid bereiten.

Zorn und Vergebung

Wut und Zorn sind komplexe Gefühle, die sowohl Schmerz als auch in ihrer Aussicht auf Vergeltung und Wiedergutmachung einigen Genuss versprechen. Wir können also nicht erwarten, von einer plötzlichen Weisheit erleuchtet zu werden und danach auf jegliche Wut verzichten zu können. Wir können uns aber der Weisheit annähern, indem wir versuchen, von der Wut zur Trauer überzugehen und in unserer Persönlichkeit über uns hinaus zu wachsen, indem wir anderen leichter vergeben und davon absehen, unsere eigenen Bedürfnisse immer als alternativlos zu verstehen. Letztlich läuft es darauf hinaus, zu einer – wie es im Untertitel von Nussbaums Buch heißt – Kultur der Gelassenheit zu kommen.

Bewusstseinformen

"Wir erzeugen als Organismen, als Lebewesen ständig unsere eigene Zeit. Atmend sind wir diese Zeit. Dies ist unsere elementare Weise zu sein." In der westlichen Philosophie ist Bewusstsein traditionell reflexiv und intentional, also ein Geisteszustand, den ich auf etwas richte und der mir gleichzeitig selbst bewusst ist. Böhme versucht unser Verständnis von Bewusstsein durch einen Blick auf die Mannigfaltigkeit von Bewusstseinsformen wie Selbstbewusstsein, Präsenzbewusstsein, Leibbewusstsein oder auch das leere Bewusstsein aus der Meditation zu erweitern. Dabei nimmt er ganz bewusst Bezug auf den Leib, der in der traditionellen westlichen Bewusstseinsphilosophie lange unterschlagen wurde. Gernot Böhmes Bewusstseinsformen ist ein wirklich inspirierendes Buch, in dem sich auch schöne Ansätze zur Klärung so wichtiger Fragen wie die rund um unser Zeiterleben  finden. Warum leben wir nicht in dem Bewusstsein, jetzt und hier gegenwärtig zu sein? Warum scheint die Zeit vor uns zu fliehen? Was stimmt nicht mit unserem Umgang mit der Zeit? Ist es alles vielleicht ein einziges Missverständnis? Achtung: Ich empfehle das Buch nur für Leser, die ein klein wenig Vorbildung zur Philosophie haben.

Du musst dein Leben ändern

Über Anthropotechnik: Peter Sloterdijk analysiert in diesem Buch die Geschichte der Menschheit unter dem Aspekt der Übung und der Vervollkommnung. "Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf orientalischen Meditations- und Askesepraktiken [von griechisch askein = üben], die Sloterdijk auch noch im europäischen Denken vor Anbruch der Neuzeit am Werke sieht, ehe sie systematisch ausgetrieben wurden, weil sie nicht ins neue System des Kapitalismus passten." (FAZ) Ein Merkmal des Menschen sei es, dass er sich in all seinen Lebensdimensionen versuche zu verbessern. In diesem Zusammenhang stellt Sloterdijk auch alle Religionen, die er als "spirituelle Übungssysteme" versteht. In "dem Maße, wie das Üben zum neuen Schlüsselbegriff Sloterdijks geworden ist, rückt auch der Begriff der Leistung in den Vordergrund – nicht nur als sportliche Wettkampfmetaphorik. Doch es wäre [...] für Sloterdijk ein Unding, wenn man darin Leistungen im Sinne des neuzeitlichen Gesellschaftssystems erkennen würde, dem er völlige Verirrung deshalb attestiert, weil es die Übungskultur umgemünzt habe zu Training, Ausbildung und Arbeit – also zu Übungen, die nicht länger spirituell-individuelle Ziele verfolgen, sondern einem reibungslosen Teamgeist dienen sollen, der die moderne Arbeitsteilung erst ermöglicht." (FAZ) Wie der Titel vermuten lässt, ist das Buch auch als ein Aufruf zu verstehen, die Arbeit an sich selbst als Individuum nicht aufzugeben. Diese moderne Entpassivierung, wie Sloterdijk sagt, ist die Grundlage für unsere Ethik und sie setzt an drei Punkten an: Leidenschaften, Gewohnheiten und Denken. Der Titel des Buches ist Rainer Maria Rilkes Gedicht "Archaischer Torso Apollos" entlehnt, das mit diesen Zeilen endet: und bräche nicht aus allen seinen Rändern / aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle, / die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern. Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, vor allem weil Sloterdijk auch hier wieder seine eigene Sprache entwickelt und implizit an eine lange Geistesgeschichte anknüpft, die er nicht an allen Stellen explizieren kann. Ein intellektueller Spaß für philosophisch oder geschichtlich geübte oder wenigstens übende Leser.
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Nietzsche: Biographie seines Denkens 

Friedrich Nietzsches Texte sind nicht unbedingt einfach zu lesen. Das liegt zum Teil am Kontext seiner Zeit, seiner Vorgänger wie Goethe und Schopenhauer, aber auch am Format seiner Texte. Man kann Nietzsche zum Glück in gemeinfreien Online Bibliotheken wie im Projekt Gutenberg lesen. Das kann man also einfach mal probieren und schauen, was einem gefällt. Wer tiefer einsteigen möchte, dem würde ich unbedingt eine Einführung empfehlen. Eine, die mir besonders gefallen hat, ist Nietzsche: Biographie seines Denkens von Rüdiger Safranski. Hier geht Biographie und Denken Hand in Hand, wie der Titel das auch ankündigt. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Nietzsches Denken und nicht etwas auf der Biographie seines Lebens. Das ermöglicht einen leichten Einstieg in den geschichtlichen Kontext seines Denkens, befördert ungemein das Verständnis solche schon zu Schlagworten gewordenen Ideen wie "Übermensch", "Sklavenmoral" oder "Tod Gottes" und zeigt darüber hinaus die enorme Wirkmächtigkeit der Ideen Nietzsches auf. Rüdiger Safranskis Bücher kann ich im Allgemeinen sehr empfehlen, auch Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit und Schopenhauer und Die wilden Jahre der Philosophie habe ich sehr gern gelesen.

Heidegger und seine Zeit

Wer eine gut lesbare Biographie zu Heideggers Leben und Werk lesen möchte, dem empfehle ich Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit von Rüdiger Safranski. Das Buch ist umfangreich und ein wenig philosophische Vorbildung kann bei der Lektüre auch nicht schaden. Aber wer sich darauf einlässt, der lernt nicht nur Heidegger und seine Denkgebäude verstehen, sondern wird schaglichtartig die gesamte deutsche Philosophie des jungen 20 Jahrhunderts und seiner Vorgänger wie Kierkegaard und Nietzsche kennen lernen. Dieses Buch konnte noch nicht auf Heideggers erst kürzlich veröffentlichte private Aufzeichnungen eingehen, die seine problematische Gesinnung und verbrecherische Kooperation mit dem Nazi-Regime ganz drastisch darstellen. Trotzdem ein sehr empfehlenswertes Buch, wie eigentlich alles von Safranski.

Wie unser Gehirn die Welt erschafft

Wer glaubt, dass wir durch eine Welt laufen, die ganz genauso beschaffen ist, wie sie uns erscheint und dass es vor allem ganz einfach und selbstverständlich ist, diese Welt wahrzunehmen, der täuscht sich. So wie wir alle uns ununterbrochen in der Wahrnehmung unserer Umwelt täuschen. Das jedenfalls beschreibt Chris Frith in Wie unser Gehirn die Welt erschafft. Was man dem Buch wirklich zugute halten muss: Es ist sehr unterhaltsam geschrieben und lässt sich auch ohne viel Vorverständnis von Laien lesen. All die bekannten Wahrnehmungstricks vom Necker-Würfel über die Domino-Illusion bis hin zur Fremdkörpererfahrung meiner eigenen Hand sind hier erklärt. Das liest sich sehr gut, macht Spaß und man lernt tatsächlich etwas über die Mysterien der Wahrnehmung und der daraus resultierenden Konstruktion unserer Realität. Enttäuscht dürfte der Leser sein, der sich mehr Tiefe gewünscht hätte oder gar neue Erkenntnisse hinsichtlich der hirnphysiologischen und molekularen Grundlage unserer Wahrnehmung.
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Leise Menschen – starke Wirkung

Ratgeberliteratur zum Thema Kommunikation und Umgang mit Menschen orientiert sich so gut wie immer an den extrovertierten Menschen, die sich in ihrem Verhalten dynamisch, spontan und gern nach außen öffnen. Mit Leise Menschen – starke Wirkung schließt Sylvia Löhken eine Lücke. Das Buch macht leise Menschen auf positive Weise mit sich selbst bekannt. Leise Menschen – starke Wirkung ist speziell für Introvertierte geschrieben, aber auch für alle, die jeden Tag mit ihnen zu tun haben. Leise Menschen können bei der Lektüre ihre besonderen Stärken und auch ihre Hürden in der Kommunikation erschließen. Außerdem zeigt das Buch an typischen Gesprächs- und Vortragssituationen, wie diese Stärken zum Vorteil werden und wie man als leiser Mensch auf seine Bedürfnisse achtet. Das Buch geht von den Stärken der leisen Menschen aus und gibt Tipps, sie richtig einzusetzen. Durch einen Selbsttest im ersten Kapitel kann der Leser herausfinden, ob er Intro oder Extro ist – und sich dem Thema so aus der richtigen Perspektive annähern. Checklisten und Merksätze helfen dabei, die Inhalte zu verinnerlichen, um sich als leiser Mensch in einer lauten Welt wohl zu fühlen und erfolgreich zu sein.
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Still: Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

"Erwarten Sie nicht von ihnen [ihren Kindern], der Herde zu folgen... Wenn Sie Lehrer sind, genießen Sie die Schüler, die gesellig sind und sich am Unterricht beteiligen. Aber vergessen Sie nicht die scheuen, sanften und autonomen zu fördern... Das sind die Künstler, Ingenieure und Denker von morgen... Verwechseln Sie nicht Durchsetzungsfähigkeit oder Beredsamkeit mit guten Ideen... vergessen Sie nicht, dass Schein nicht Sein ist", schreibt Susan Cain in ihrem Schlusswort. Ein sensationelles Buch, ein MUSS für alle Stillen und Introvertierten. Auch als Karriereführer geeignet. Eine Rezension von Erich Feldmeier zu Susan Cains Still: Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt, Riemann-Verlag 2011.

Grundformen der Angst

Fritz Riemann: Grundformen der Angst: Eine tiefenpsychologische Studie. In den Grundformen der Angst geht es darum, wie uns ganz frühe Kindheitserlebnisse zu mehr oder minder gestörten Persönlichkeiten mit unterschiedlich gewichteten Ausprägungen von Urängsten machen. Schizoid: Die Angst vor der Selbsthingabe, als Ich-Verlust und Abhängigkeit erlebt. Depressiv: Die Angst vor der Selbstwerdung, als Ungeborgenheit und Isolierung erlebt. Zwanghaft: Die Angst vor der Wandlung, als Vergänglichkeit und Unsicherheit erlebt. Hysterisch: Die Angst vor der Notwendigkeit, als Endgültigkeit und Unfreiheit erlebt. Riemann aber versteht die Psychoanalyse insgesamt als Verarbeitung der individuellen Angst und die Aufdeckung der Geschichte dieser Angst. Ohne diese Aufarbeitung, so Riemann, wäre es nicht möglich, sich der Angst zu stellen und sie zu überwinden. Ganz konsequent diesen psychoanalytischen Denkfiguren verpflichtet, führt er auch diese Einsamen auf die Angst vor Ich-Verlust, Abhängigkeit und Hingabe zurück. Gunter Dueck meint zu Riemanns Grundformen der Angst: "Das muss man irgendwie gelesen haben. Das ist so von 1970 rum. Wissenschaftler mögen es nicht, weil es eine literarische Glanzleistung ist und alles so gut beschreibt. Es ist nicht wirklich bewiesen, aber man kann gut darüber reden."

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Schnelles Denken - Langsames Denken

Daniel Kahneman ist der Psychologe, der für seine Arbeiten zu den ökonomischen Entscheidungstheorien und der Verhaltensökonomik 2002 den Wirtschafts-Nobelpreis erhielt. Kahneman hat gezeigt, dass wir Menschen uns nicht einfach nur egoistisch so verhalten, wie es unseren Interessen entspricht, sondern dass wir uns vor allem von unserem Bauchgefühl an der Nase rumführen lassen. Hier finden wir einen Grund dafür, dass viele unserer wirtschaftlichen Entscheidungen schlimmer ausfallen, als wenn wir einfach würfeln würden. Jeden Abend können wir diese Irrationalität ganz ungeschminkt in den Wirtschaftskrisenachrichten sehen. Kahnemans Punkt ist am Ende, dass wir uns vor unseren irrationalen Entscheidungen und dem fortwährenden Selbstbetrug unseres Egos nicht schützen können. Wir werden immer wieder darauf hereinfallen. Uns ist aber bereits dadurch geholfen, dass wir das wissen und erwarten können, um den Schaden in Grenzen zu halten.

Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit

Der Autor Sam Harris hat ein wunderbares Interview mit Steven Pinker (Professor der Psychologie an der Harvard University) zu dessen These, dass die Gewalt historisch mehr und mehr abnimmt, veröffentlicht. Pinkers These hat mich bereits seit einer Weile fasziniert, nicht zuletzt, weil ich gerne glauben möchte, dass es Grund zum Optimismus gibt und dass unsere auf Wissenschaft und Vernunft basierende Kultur sich am Ende in der Praxis unserer aller Leben und der unserer Kinder bewähren wird. Mir gefällt an Pinkers These, dass sie dem populären Irrglauben widerspricht, früher sei alles besser gewesen. Ich denke, dass dieser Irrglaube einer der Hauptgründe für unsere Unzufriedenheit ist und unseren Willen lähmt, die Welt kontinuierlich besser zu machen.

Sturz in die Nacht: Die Geschichte einer Depression

William Styrons Buch Darkness Visible (Sturz in die Nacht: Die Geschichte einer Depression) ist ein autobiographischer bis wissenschaftlicher Aufsatz über Depression. Es ist die fesselnde Erzählung von einem, der in die tiefsten Abgründe seiner Seele hinabstieg und der wiederkehrte, um davon zu erzählen. Mit grausamer Genauigkeit berichtet er vom schlimmen auf und ab des täglichen und hoffnungslosen Höllenritts, von der Unsinnigkeit des vegetierens. Besonders die Unfähigkeit, sich den normalsten Tätigkeiten, Gesprächen oder auch nur dem Licht des Tages auszusetzen, ist erschütternd. Freunde, Familie, Kollegen - sie sind da, aber dringen nicht durch. Sinnzusammenhänge gehen verloren, man muss da raus, bevor es einen zerstört. Styron hat es geschafft.

Der unsichtbare Gorilla: Wie unser Gehirn sich täuschen lässt

Dan Simons, Professor der Psychologie an der University of Illinois und Christopher Chablis vom Union College haben die Funktionsweise unseres Gehirns bei der Verarbeitung visueller Reize untersucht. Die beiden Psychologen sind besonders daran interessiert, wie das, was wir sehen, unsere Selbstwahrnehmung beeinflusst. Das Buch geht dabei sechs alltäglichen Illusionen über uns selbst auf den Grund, die unser Leben grundlegend beeinflussen. Die Autoren meinen, wir unterlägen Illusionen hinsichtlich unserer Aufmerksamkeit, unseres Erinnerungsvermögens, unseres Selbstbewusstseins und Wissens, Illusionen über Ursachen und Wirkung und Illusionen hinsichtlich unseres eigenen Leistungsvermögens.

 

Bücher speziell für Schizoide empfohlen

Das Buch bietet einen ausführlichen Überblick über die Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen. Erstmals wird dazu das Rahmenkonzept für eine Integrative Psychotherapie vorgestellt, welches auch Modellcharakter für die schulenübergreifende Behandlung anderer psychischer Störungen besitzt. Das Buch bietet Psychotherapeuten konkrete Hilfen für die Entscheidung, bei welchen Patienten mit welchen Persönlichkeitsstörungen, welche herkömmlichen Behandlungskonzepte indiziert sind. Weiterhin werden moderne Ansätze für selektive, differenzielle und adaptive Indikationsstellungen in der Psychotherapie vorgestellt, die eine konkrete Planung, Analyse und Bewertung von Behandlungsmaßnahmen in Forschung und Praxis ermöglichen. Das Buch vermittelt ein klares und nachvollziehbares Konzept für eine diagnostische Einordnung der Persönlichkeitsstörungen und für die ätiologische Ableitung und Begründung schulenübergreifend bedeutsamer Behandlungsansätze. Schließlich werden aktuelle Behandlungskonzepte für verschiedene Persönlichkeitsstörungen dargestellt und konkrete Anregungen für den Umgang mit schweren Krisen und Problemen, z.B. Gewaltprävention und Suizidprophylaxe, die bei allen Persönlichkeitsstörungen vorkommen können, gegeben.

Wolfgang Schmidbauer ist praktizierender Psychoanalytiker, aber auch Autor zahlreicher wissenschaftlicher und literarischer Texte. In Die Angst vor Nähe sucht Schmidbauer nach den Wegen, die eigene Andersartigkeit und die Ängste vor Beziehungen zu verstehen, einzuordnen und daraus Wege abzuleiten, sich anderen Menschen zu öffnen. Dabei wird besonders der Aspekt des eigenen gegen Nähe und Kontakt gerichteten Handelns untersucht. Anhand von Beispielen aus Beziehungen erklärt der Autor die typischen Verhaltensmuster und Zwänge, die uns in einer Lesitungsgesellschaft das Leben in Beziehungen so erschweren und manchmal unmöglich machen. Schmidbauer versteht es, komplexe psychologische Themen allgemeinverständlich zu beschreiben und so zu analysieren, dass auch Leser ohne psychologisches Tiefenwissen ihre eigenen Verstehens- und Verhaltensmuster durchschauen lernen und somit Wege des besseren Umgangs mit sich selbst in sozialen Zusammenhängen finden lernen.

Peter Fiedler ist Professor für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Heidelberg und praktiziert als Psychologischer Psychotherapeut. Sein Buch Persönlichkeitsstörungen stellt 14 klassifizierten Störungen ausführlich und so strukturiert vor, dass es für viele Betroffene, Angehörige und Psychotherapeuten nach wie vor als Standardwerk zur Orientierung und Hilfestellung dient. In den Kapiteln acht bis zehn werden die schizoide Persönlichkeitsstörung, die schizotypische Persönlichkeitsstörung und dissoziale und antisoziale Persönlichkeitsstörungen ausführlich unter Fragen Abgrenzung von anderen Konzepten, der Ausgrenzung von Betroffenen, der Diagnostik und Behandlung. Anzumerken ist, dass Fiedler generell ein Kritiker des Begriffes von Persönlichkeitsstörung ist, da sie eigentlich erst auf der Ebene der zwischenmenschlichen Interaktion problematisch werden, während der Betroffene sich selbst als überhaupt nicht gestört empfindet. Das ist gerade für Schizoide eine aufschlussreiche Perspektive.

Über Daniel Nettles Buch, Persönlichkeit - Warum du bist, wie du bist, bin ich auf den interessanten Ansatz der narrativen Psychologie gekommen. Dieser Ansatz geht der Frage nach, wie sich das Erzählen und die Geschichten von Menschen auf ihr Selbstbild und die Sinnzuschreibungen ihres eigenen Erlebens auswirken. Die persönliche Lebensgeschichte ist eine von mehreren Ebenen, auf denen sich Persönlichkeitsmerkmale manifestieren. Daniel Nettle stellt ein Schema von Dan McAdams vor, das drei Ebenen beschreibt, auf denen Persönlichkeitsmerkmale für uns greifbar werden: 1.) die Psychologische Ebene der fünf Hauptdimensionen unserer Persönlichkeit (Big Five), 2.) die Handlungs- und Verhaltensmuster, die sich aus diesen Hauptdimensionen ableiten und 3.) die Ebene des Erzählens: Lebensgeschichte und individuelle Selbstinterpretation. Wer in die Dimensionen der Persönlichkeitspsychologie einsteigen möchte, sich selbst verstehen und die Vor- und Nachteile der eigenen Ausprägungen begreifen und gestalten möchte, ist bei Nettle genau richtig.

Fritz Riemann: Grundformen der Angst: Eine tiefenpsychologische Studie. In den Grundformen der Angst geht es darum, wie uns ganz frühe Kindheitserlebnisse zu mehr oder minder gestörten Persönlichkeiten mit unterschiedlich gewichteten Ausprägungen von Urängsten machen. Schizoid: Die Angst vor der Selbsthingabe, als Ich-Verlust und Abhängigkeit erlebt. Depressiv: Die Angst vor der Selbstwerdung, als Ungeborgenheit und Isolierung erlebt. Zwanghaft: Die Angst vor der Wandlung, als Vergänglichkeit und Unsicherheit erlebt. Hysterisch: Die Angst vor der Notwendigkeit, als Endgültigkeit und Unfreiheit erlebt. Riemann aber versteht die Psychoanalyse insgesamt als Verarbeitung der individuellen Angst und die Aufdeckung der Geschichte dieser Angst. Ohne diese Aufarbeitung, so Riemann, wäre es nicht möglich, sich der Angst zu stellen und sie zu überwinden. Ganz konsequent diesen psychoanalytischen Denkfiguren verpflichtet, führt er auch diese Einsamen auf die Angst vor Ich-Verlust, Abhängigkeit und Hingabe zurück. Gunter Dueck meint zu Riemanns Grundformen der Angst: "Das muss man irgendwie gelesen haben. Das ist so von 1970 rum. Wissenschaftler mögen es nicht, weil es eine literarische Glanzleistung ist und alles so gut beschreibt. Es ist nicht wirklich bewiesen, aber man kann gut darüber reden."



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