21. September 2018

Emma und das bisschen Haushalt

Mentale Last nur für Frauen?

Die französische Feministin und Zeichnerin Emma hat mit ihrem etwas schwierigen Begriff "mentale Last" oder "charge mentale" (franz.) / "mental load" (engl.) ziemliches Aufsehen erregt. Den Begriff hat sie für Frauen und vor allem Mütter geprägt, die das Gefühl haben, ihre Männer hülfen nicht im Haushalt oder nur dann, wenn man ihnen sagt, was zu tun sei. Männer kennten diese mentale Last nicht. Die allgemeine Aussage, dass das regelmäßig auf heterosexuelle Paare zutreffe, gehört dabei zum Kern ihrer Botschaft, mit der sie um die Welt zieht. Muss man ihr nicht völlig Recht geben, dass es inakzeptabel ist, wenn ihr Mann Hausarbeiten nur dann ausführt, wenn er darum gebeten wird, aber insgesamt erwartet, dass sie zuständig ist und sich im Wesentlichen darum kümmern wird?

"Die mentale Last bezeichnet die Tatsache, immer an alles denken zu müssen. Daran denken, dass die Q-Tipps auf den Einkaufszettel müssen, dass heute der letzte Tag ist, den wöchentlichen Gemüsekorb zu bestellen [...] dass die nächste Impfung ansteht oder dass der Mann kein einziges sauberes Hemd mehr hat."

Ich empfehle, die deutsche Version einmal hier zu lesen: Du hättest doch bloß fragen müssen! Auf den ersten Blick, ist das in der Tat skandalös. Und auch auf den zweiten Blick würde ich sagen, dass beide Partner offenbar etwas völlig falsch verstanden haben müssen, wenn sie sich um seine Hemden kümmert. Und da sind wir schon beim ersten Punkt, der mich an Emmas vorgeblich allgemeingültigen Diagnose der mentalen Last in Paarbeziehungen stört.


16. September 2018

Souveräne Vorbilder oder von den Umständen überfordert?

Nicht nur für Eltern: zur Selbsterziehung in den Wald

Mein zwei Jahre alter Sohn hatte heute früh Schwierigkeiten, seinen LKW mit Kastanien zu beladen und sagte plötzlich laut und frustriert "fuck!" Als ich klein war, haben Erwachsene ihren Kindern noch den Mund mit Seife ausgewaschen, dabei war es doch schon immer so offensichtlich, dass sie sich wohl besser selbst den Mund hätten waschen sollen. Denn schlimme Wörter oder Verhaltensweisen entwickeln Kinder ja nicht aus sich selbst heraus, sondern sie übernehmen das von uns vorgelebte Verhalten. Das macht mir ehrlich gesagt große Sorgen und ich komme zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben unter den Druck, auch in der Freizeit ein gutes Vorbild für jemanden anderen sein zu müssen.

Selbsterziehung im Wald (Foto: Gilbert Dietrich, CC BY-SA 2.0)

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