24. Oktober 2015

17 Wege, um anhaltend schlecht gelaunt zu sein

Weisheit im Alltag und ihr Gegenteil

Es ist ziemlich einfach, das gesamte Leben lang schlecht gelaunt zu sein oder gar in blinder Wut zu verbringen. Einfach und gleichzeitig aber sehr schwer. Existieren ist eben oft auch eine Zumutung, kein Wunder, dass wir schlechte Laune kriegen.

Ist es aber nicht sehr traurig, die kurz bemessene Lebenszeit mit gut eingeübter Unzufriedenheit zu verbringen? Ich sehe das bei vielen Leuten: Alles um sie herum nervt, aber sie verstehen die eigentlichen Gründe dafür nicht. Der Philosoph Alain de Botton, Autor zahlreicher Gebrauchsanweisungen (Nachrichten, Arbeit, Reisen, Architektur und Literatur), ist in seiner School of Life den kleinen und großen praktischen Weisheiten des Lebens auf der Spur. Er setzt damit eine alte Tradition fort, die das Führen des Lebens als eine Kunst begreift, die erlernt werden kann. In seinem humorvollen Video "How to Get Angry a Lot" (siehe unten) macht er eine Liste von typischen Überzeugungen und Verhaltensweisen auf, die uns ein Leben in Ärger, Sorge und Unlust garantieren. Wie stellt man also sicher, dass man anhaltend schlecht gelaunt ist?

  1. Vergiss, das du jemals selbst etwas falsch gemacht hast
  2. Nimm die Dinge persönlich, dein Computer zum Beispiel gibt den Geist auf, um dich zu ärgern
  3. Vergleiche deine Existenz fortwährend mit der des glücklichsten Menschen, den du kennst
  4. Erwarte, dass du beim Autofahren nie von anderen behindert wirst und dass deine Schlüssel nie einfach verschwinden werden
  5. Nimm einzelne Ärgernisse und verbinde sie zu einer einzigen großen Verschwörung gegen dich
  6. Werde ganz empfindlich gegenüber Lärm und zieh dann in eine große Stadt
  7. Bemerke Fingerabdrücke an den Wänden, gesprungene Teller und heruntergefallene Handtücher... das alles sind persönlich gemeinte Beleidigungen deiner Ansprüche
  8. Schlafe nur wenige Stunden, aber gib die Schuld für deine schlechte Laune anderen um dich herum
  9. Erwarte, dass deine Kinder dankbar sind
  10. Vergleiche deine eigne Beziehung mit der des glücklichsten Pärchens, das du aus den Medien kennst
  11. Mach die Verlogenheit und Kurzsichtigkeit deines Partners und seiner Familie für deine eigenen Probleme verantwortlich
  12. Vergiss die große Perspektive, vergiss die Galaxien in unserem Weltall und konzentriere dich nur auf die kleinen Schwierigkeiten in deinem Leben
  13. Lies oder schau Nachrichten von den Anbietern, die deinen Überzeugungen am fernsten sind und ärgere dich über die falschen Darstellungen, die dich dort erwarten
  14. Vergiss, dass auch andere Menschen Probleme haben, schlecht gelaunt sind oder sich durchs Leben ärgern 
  15. Rede dir ein, dass Wut andere beeindruckt, von Stärke zeugt und Dinge in Bewegung setzt
  16. Nimm dich selbst sehr ernst und hasse ganz tief in dir drin, wer du bist
  17. Sei überzeugt, dass lachen ein Luxus ist, für den du keine Zeit hast

Diese Liste an Verhaltensweisen, Überzeugungen und Erwartungen könnte sicher beliebig fortgesetzt werden. Sie zeigt uns jedoch, wie einfach es ist, schlechte Laune, Missgunst und Unzufriedenheit um sich greifen zu lassen, ohne dass wir es wirklich merken. Solche Dinge schleichen sich ein, wenn wir nicht darauf achten. Und wir können nicht immer auf all das achten, aber wir können dann und wann inne halten, wenn wir bemerken, dass wir unzufrieden sind und sicherstellen, dass sich unsere unzufrieden machenden Verhaltensweisen, Überzeugungen und Erwartungen nicht manifestieren. Das alles klingt sehr naheliegend und das ist es auch. Es ist Weisheit im besten Sinne: die kluge Kunst der Lebensführung, die wir nie perfektionieren können, an die wir uns jedoch nach und nach annähern können, wenn wir am Ball bleiben.





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2 Kommentare:

  1. Daniel Goleman/Emotionale Intelligenz: " Wir sind nie grundlos wütend aber selten aus einem guten Grund", S. 82 (Kapitel 5: Sklaven der Leidenschaft, Kapitel 4: Erkenne dich selbst)

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  2. Wir haben das Beklagen etabliert. Was wird nicht alles gejammert, unter Kollegen, unter Freunden. Klagen schafft Gemeinsamkeit. Wenn es dann aber mal echt was zu klagen gibt, so richtig fette Probleme, dann redet man sowieso besser nicht darüber. Somit könnte man die Gemeinsamkeit ja auch gleich dadurch herstellen, dass man über Schönes redet, das man erlebt hat.

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