19. Dezember 2016

Im Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit

Die Suche im Durchschnittlichen, im Alltag, auf der Oberfläche

Der Sinn des Lebens? Haben wir längst als eine naive Floskel erkannt! Und doch oder gerade deshalb finden wir uns heute in einer Zeit, wo die Sinnsuche wieder ganz hoch im Kurs steht. Wobei ich ja immer wieder gern darauf hinweise, dass ich die Suche nach Sinn für aussichtslos halte. Wer es ernst meint, muss Sinn schaffen und dafür gibt es einige naheliegende Möglichkeiten. Dazu später mehr.

Wir alle haben heroische und eher pragmatische oder auch melancholische Seiten in uns und so ist es auch in der Philosophie. Es gibt eine heroische Tradition, die das Oberflächliche, den Alltag und das Durchschnittliche des Menschseins nicht erträgt. Ihre melancholischen Gegenspieler sagen aber, dass gerade in diesem Ertragen und trotzdem Weitermachen die eigentliche Leistung des Menschseins läge. Die pragmatischen Gegenspieler der heroischen Philosophie finden hingegen, dass die Oberfläche ohnehin der einzige Ort sei, an dem wir leben können. Das Wühlen in den metaphysischen Tiefen halte uns nur davon ab, ein wenn auch nicht immer erfülltes, so doch wenigstens erträgliches Leben zu führen. Das ist in etwa die Bandbreite der Philosophie zwischen Heroin und Vitamingetränk.

Leerer Raum? Was gibt's denn da draußen noch, außer der Physik? (Flammarion Holzstich, 1888)

Haucht uns nicht der leere Raum an?

Es ist nicht ganz harmlos, wenn Philosophen wie beispielsweise Martin Heidegger, den ich als einen Vertreter der heroischen Tradition nennen würde, mit Geringschätzung auf ihre Gegenwart blicken und so etwas wie einen Untergang oder ein Verschwinden des Sinnzusammenhanges aus dem Leben der Menschen diagnostizieren. Natürlich gibt es in der Moderne spätestens seit Friedrich Nietzsche den Einbruch einer metaphysischen Leere in die Gesellschaft:

"Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getödtet, – ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir diess gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was thaten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Giebt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an?..." (Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, Aphorismus 125)

Aber machen wir uns doch nichts vor: Ging es den Menschen im Mittelalter mit seinem aufgeladenen Religionskonflikten etwa besser? Oder wie ging es den Menschen in der Sklavenhaltergesellschaft des antiken Griechenlands? Und wenn ich "Menschen" sage, meine ich die durchschnittlichen Menschen, denn die Wahrscheinlichkeit zu denen zu gehören, ist definitionsgemäß am größten. Was aber Heidegger umtrieb, war nicht die Erträglichkeit des Lebens, sondern das große Sein, das nach dem Dasein verlangt – eine geschichtliche Bewegung, die der Größe der Menschheit und seinem metaphysischen Potenzial gerecht wird, also der Kitt für die Abgründe, die "sich nicht durch Streuselkuchen und Wollwesten auffüllen lassen", wie Gottfried Benn sagte. Das ging in Heideggers (und auch Benns) Beispiel bekanntermaßen großartig schief, weil er bei seinem Aufstieg aus der gottlosen Langeweile auf einen Haufen von langweilig-grausamen Banausen, die Nationalsozialisten, setzte.

Mit Friedrich Nietzsche, den Heidegger als den letzten Metaphysiker bezeichnete, sah er das "Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit" anbrechen (Heidegger, Nietzsche II). Die vollendete Sinnlosigkeit sei das Wesen der Neuzeit, in der die Geschichte und mit ihr das Denken und die Philosophie gewissermaßen zu einem Ende zu kommen drohten. Peter Sloterdijk hat in seinem Essay vom 2005 Heideggers Politik: Das Ende der Geschichte vertagen (in Was geschah im 20. Jahrhundert?) gezeigt, wie das Individuum durch das, was Heidegger Stimmung nennt, in die gesellschaftliche Epoche eingebunden wird. Hier finden wir also den Grund dafür, warum das Wegbrechen großer Sinnzusammenhänge in der Gesellschaft auch das Individuum erreicht und gewissermaßen metaphysisch kaltstellt. Und andersherum: Wie ein zeitgeistiger Aufbruch – auch wenn es eigentlich "ein vorwärtsstürmender Rückfall" ist – wie wir ihn in Donald Trumps Wahl zum Präsidenten wiedererkennen, das Individuum in der Tiefe erreicht.

Spätestens jetzt, im Zeitalter der postfaktischen Politik, könnte man durchaus von einer "vollendeten Sinnlosigkeit" sprechen, aber diese Sinnlosigkeit hat es eben schon immer gegeben. Es ist die Sinnlosigkeit eines profanen Willens zur Macht, wie ihn Nietzsche gerade nicht gemeint hatte.

Existentialistische Tiefe gibt es nicht in der Entlastung

Was die heroischen Philosophen ablehnen, ist das Leben, das sich von aller Anstrengung, von aller Tragik und aller tiefsinnigen Reflexion entlastet hat. Die Pragmatiker hingegen drängen zur Oberfläche, weil wir nur dort atmen und tätig sein können. Die Heroen wollen in die Tiefe und zu den Gründen gehen, weil sie dort den wahren Kern des ganzen Seins vermuten. Heidegger, so schreibt Sloterdijk, sah die Modernisierung als Entlastungsvorgang, in dem die Menschen versuchten, es sich so einfach wie möglich zu machen und sich unter anderem von unnötigem gedanklichen Tiefgang zu befreien. Was hätte Heidegger gesagt, wenn er miterlebt hätte, dass wir nun sogar das Schachspielen an die Maschinen delegiert haben?

"Er begreift mit hoher Geistesgegenwart, daß die fortgeschrittene Entlastung seinem eigenen Metier, der Philosophie als Metaphysik die Grundlagen entzieht: Mag Philosophie den Trieb bedeuten, überall zu Hause zu sein, unverkennbar ist doch, wie dieser Trieb in der Gegenwart in andere Richtungen abgelenkt wird: Durch seine Befriedigung mit aufklärerischen, touristischen und informatischen Mitteln, verläßt er, zu Heideggers Zeit wie heute, das Strombett der Philosophie und versickert in Einrichtungen und Aktivitäten moderner Daseinsfürsorge. Die sogenannte Globalisierung, von welcher der Weltdiskurs seit Jahrzehnten geprägt ist, bildet aus dieser Sicht nur den aktuellsten Modus der nichtphilosophischen Umlenkung des Triebes, überall zu Hause zu sein. Der Mensch der Gegenwart weist dieser Analyse gemäß die Tendenz auf, sich auch von der Metaphysik und der Selbstbesinnung zu entlasten." (Sloterdijk, Was geschah im 20. Jahrhundert?, S. 241)

Bei aller Liebe zur Philosophie – sie ist ja nun wirklich nicht der einzige Weg, Sinn zu erleben oder zu schaffen. Bei Sigmund Freud zum Beispiel hätten wir statt Philosophie den Begriff "Sublimierung" gefunden, also die Energieabfuhr aus dem Triebverzicht in etwas Höheres wie Kunst, Literatur, Musik. Aber es stimmt schon, dass dort, wo jeder Trieb befriedigt wird, keine Fragen mehr auftreten und es kein Ausweichen auf Höheres als die Befriedigung des Triebes mehr gibt. Und wenn der Verzicht auf Philosophie – oder sollten wir lieber Nachdenken sagen – bedeutet, dass keine Selbstbesinnung mehr stattfindet, dann wäre das in der Tat zu viel der Entlastung.

Wann und wie erleben wir Sinn im Leben?

Leben wir also in einer unerträglichen Leichtigkeit des Seins, wo der gesamte Zeitgeist, von Göttern und Traditionen gereinigt, seine Sinnlosigkeit in uns hineingeatmet hat, sodass auch uns als Individuen jeglicher höherer Sinn abhanden kommt? Um das beantworten zu können, muss man verstehen, wann wir Sinn erleben. Ich meine, wir erleben Sinn im Zusammenhang mit etwas größerem als uns selbst. Das kann die Gruppe sein, in der wir leben und die durch bestimmte Charakteristiken wie Verwandtschaft, Überzeugungen oder Interessen und Kooperation zusammengehalten wird. Das kann ein Thema oder Interesse in meinem Leben sein, dass mich in einen größeren Kontext und in eine Tradition einbindet, sei es beim Sport, in der Literatur oder der Kunst. Und es kann sein, dass wir Sinnhaftigkeit im Erschaffen, also in einem kreativen Akt im weitesten Sinne erleben, sei es wenn wir eine Familie gründen oder eine Firma, sei es das Schreiben eines dann viel gelesenen Buches oder das Komponieren eines Musikstücks oder das Malen.

Was alle diese Räume des Sinnhaften eint, ist unsere aktive Tätigkeit in ihnen, die sich nicht in der Suche nach Sinn erschöpfen kann, sondern die Sinn hervorbringen muss. Die Gruppe lebt nur dank unserer Aktivität und Bereitschaft uns auf andere und deren Geschichten einzulassen, Lebensthemen entfalten sich gleichermaßen nur über unser eigenes Drängen und in der Kreativität steckt die Aktivität als Voraussetzung bereits drin. Andere Aspekte, auf die wir für Sinnhaftigkeit in diesen Räumen nicht verzichten können, sind Tradition (weder Familien, noch Themen, noch Kreativität kommen ohne Überlieferungen aus, gegen die man sich ja auch abgrenzen kann) und die Resonanz, die aus diesen Zusammenhängen entsteht, denn wenn wir in der Gruppe reden, uns in einem Thema engagieren oder etwas erschaffen, rufen unsere Aktivitäten ein Echo hervor, in dem wir nicht nur die anderen wahrnehmen, die uns spiegeln, sondern auch uns selbst als Verursacher der Resonanz.

Es mag kitschig klingen, aber gerade zu solchen zyklischen Kalenderereignissen wie Weihnachten haben wir wieder die Chance, uns an etwas größeres zurückzubinden und die Resonanz als Sinnhaftigkeit zu spüren. Auch wenn die Familie manchmal nervt, so bildet sie doch einen Resonanzraum für uns. Oder denken wir an eine Kirche, die bereits als Resonanzraum konzipiert und gebaut wurde, sozusagen mit dem einzigen Zweck, uns an etwas großes zurückzubinden. Etwas zu schenken ist ebenso Ausdruck eines geknüpften Bandes, wie miteinander zu essen und zu trinken. Dazu ist es nicht notwendig, dass die Gruppe groß ist, es kann eine kleine Familie oder ein kleiner Kreis von Freunden sein, der uns unsere Zeit als sinnvoll erleben lässt.

Bei allem Untergang des Abendlandes ist es also immer noch in unserer Hand, ein Leben sinnvoll zu gestalten. Die üblichen Versprechungen des Konsums tragen dazu kaum bei, wohl aber tradierte Formen des Zusammenkommens und des Erschaffens. Die großen heroischen politischen Sinnstiftungen hingegen, gehen mir allzuoft als die großen Vernichter in die Geschichte ein, als dass sie als Rückbindung an etwas großes und dauerhaftes zu empfehlen seien. Und sollten wir uns von großen neuen Bewegungen angesprochen fühlen (sei es Pegida oder ein Dschihad), dann schadet es nicht, sich zu prüfen, ob wir nicht versuchen, die eigene existentielle Leere mit einem Versprechen großer Erfüllung und/oder Vernichtung (das ist uns am Ende manchmal gleichermaßen recht) zu stopfen. Das ist menschlich, aber es ist nicht gut.



Das passt dazu:

10 Kommentare:

  1. Ein wunderbarer Artikel! Ein paar Anmerkungen:

    Sloterdijks Klage

    "Der Mensch der Gegenwart weist dieser Analyse gemäß die Tendenz auf, sich auch von der Metaphysik und der Selbstbesinnung zu entlasten"

    kommt mir vor wie ein Aufruf zum "Hardworking" - vorgetragen von jemandem, der Besinnung zum Beruf gemacht hat und sich in diesem Beruf selbst verwirklicht - bei besten Rahmenbedingungen! Und jetzt den Wegfall seines Publikums fürchtet...

    *

    Heroisch, melancholisch, pragmatisch - ich überlege gerade, wie die Lehre Buddhas da hinein passt. EIGENTLICH zu "heroisch", denn was die Lehre fordert, ist die totale Absage an jeden Versuch, im weltlichen Leben einen Sinn zu finden. In

    Die edle Wahrheit vom Leiden - War der Buddha ein Weichei?

    hab ich mich damit auseinander gesetzt. Im Unterschied zu den westlichen "Heroischen" geht es Buddha nicht um ein "höheres" oder "eigentlicheres" Leben, sondern um den Austritt aus dem Streben und Sehnen selbst. Das fand ich zeitweise absurd (Weichei!), zeitweise hab ichs verstanden, aber als etwas, dass man "herbei übt" verworfen.

    *
    Das Bild in diesem Artikel: Wie waren die Menschen doch damals geborgen in diesem sphärischen Weltbild! Daran denke ich manchmal, wenn ich nachts vor dem Einschlafen noch die Doku-Serie "das Universum" schaue: schwarze Löcher, sterbende Sterne, kollidierende Galaxien, unvorstellbare Weiten, jede Menge herum fliegende Brocken und "dunkle Materie", die wir nicht sehen, sowie "dunkle Energie", von der wir auch fast nichts wissen.
    Trotzdem schau ich mir das lieber an als die neuesten News von Trump, Pegida & Co.


    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke, Claudia, für deinen schönen Kommentar und auch die Blumen in deiner Kurz-Rezi :)

      Ich hätte Buddha eher unter die stoischen, melancholischen Weisen eingeordnet, denn der Verzicht auf Sinnsuche und die Absage an weltliches Streben und Sehen sind ja völlig frei von dieser Wut, die ein Held haben muss, um weiter gegen all die "Dummen" zu kämpfen.

      Aber meine Einordnung ist sowieso völlig unphilosophisch und intuitiv, nur ein Gedankenspiel. Bei Nietzsche beispielsweise finden wir sowohl das Heroische, das Aushalten und Ankämpfen gegen die kleinliche "Sklavenmoral", als auch das Pragmatische, die Absage an die Metaphysik ("es geht zugrunde, wer immer zu den Gründen geht").

      Übrigens finde ich deine persönliche Notiz zum Schauen der Dokuserie sehr schön. Irgendwie "outest" du dich damit als Melancholokerin in dieser Frage der Sinnsuche. Das, was dich da zu faszinieren scheint, ist ja die reine Physik, die Abwesenheit jeglicher Metaphysik, der "leere Raum", der uns da anhaucht, wie Nietzsche sagt. Damit einher könnte eben eine Melancholie gehen, ein Verständnis der Unerheblichkeit unserer Existenz in einem winzigen belebten Winkel des Universums, nicht weit weg vom eigenen Tod in einer Supernova. Ich weiß natürlich icht, wie du dich dabei fühlst, aber ich denke, es ist schön, wenn man vor dem Schlafengehen an die größtmöglichen Zusammenhänge erinnert zu werden. Und man lernt dabei weit mehr über den Zustand des Menschseins, als bei Pegida und Co.

      Löschen
    2. "Das, was dich da zu faszinieren scheint, ist ja die reine Physik, die Abwesenheit jeglicher Metaphysik, der "leere Raum", der uns da anhaucht, wie Nietzsche sagt."

      Es fasziniert nicht nur, es ist ERSCHRECKEND und das menschliche Ego beleidigend (diesen Aspekt hab ich allerdings hinter mir). Ich denke mir dann: der Ameise geht es da wie uns. Sie hat auch ihren Alltag, ist umgeben von Mega-Strukturen, von denen sie fast nichts weiß - und wenn mal einer drüber latscht, ist sie halt tot. Genauso könnte uns ein Gammablitz treffen und schon wären wir weg. Oder ein Megabrocken rammt die Erde - schlimmer, denn den würden wir sogar kommen sehen!

      Dies alles betrachtend, komme ich ins Kopfschütteln über uns Menschen: über was wir uns alles so aufregen...- dabei könnten wir eigentlich jeden Moment dankbar sein, den wir noch leben und atmen.

      Einer "Metaphysik" steht der Anblick des Universums ja nicht grundsätzlich entgegen. Wir sehen ja nur das Aussen, messen, was messbar ist. Wie der Fingerphilosoph es mal formulierte: Die Innenseite aller Materie könnte auch Gefühl sein.

      "Leer" ist es jedenfalls nicht. Hier ein langer Blick auf 1,5% des Durchmessers des uns bekannten Universums:

      https://youtu.be/FFlzyxSQhTc

      schaudert es dich da nicht?

      Löschen
    3. Ja, klar schaudert es mich da! Und wenn du so etwas Abends im Bett siehst, dann muss man sich doch die Frage stellen, warum überhaupt wieder aufstehen? Unser Tun ist doch von verschwindend geringer Nichtigkeit.

      Löschen
  2. Sinn schaffen ist im Grunde unabdingbar. Ohne diese "Anstrengung" verweigern wir so zusagen das lebendigsein. Das Sichbemühen um Inhalt edelt das menschsein.
    Danke für deinen Artikel.
    Gerhard
    Kopfundgestalt.com

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Gern und danke für den Hinweis auf deine Seite Kopfundgestalt, die ja genau in diesem Sinne "Sinn schafft". Ich ahnte gar nicht, wie toll du fotografierst und zeichnest.

      Löschen
  3. Zum Glück leben wir nicht hauptsächlich aus dem Kopf! :-) Der Körper beschließt, dass es Zeit zum Aufstehen ist und "ich" folge ohne drüber nachzudenken.

    Ist mir auch mal bei einem "Meditationswettbewerb" aufgefallen: Lang ists her, da meinte mal ein neuer Freund, der mir "spirituell fortgeschritten" vorkam, er meditiere locker eine Stunde. Sitzmeditation...
    Hab ich dann ausprobiert, ohne vorher groß "geübt" zu haben. Einfach mit dem Gedanken: ich ignoriere alles, was mich zum Verändern meiner Position bewegen will. Alle Schmerzen, egal was kommt. Klappte auch, ich war so sehr Beobachterin, dass ich mich irgendwann erschreckt fragte: wie komm ich eigentlich je wieder hoch, wenn ich alles SO betrachte... Auch das hab ich ignoriert. Aber plötzlich fand ich mich stehend vor! Dass Aufstehen hatte ich nicht bedacht und beschlossen, es fand einfach so statt.

    AntwortenLöschen
  4. Ich hab vor kurzem zum Spaß mal auf Google Play nach "Sinn des Lebens" gesucht und bin auf den Begriff "Sinnquadrat" gestoßen. Das hat mich interessiert - und siehe da - ein kluges eBook, obwohl offensichtlich im Self Publishing Verfahren rausgebracht (Seriös?). Für mich eine vernünftige Aufzählung der häufigsten Sinnorientierungen von Menschen.

    Herbert Gornich

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Interessant! Die vier Kategorien scheinen zu sein:

      B: positive menschliche Beziehungen
      T: Tätigkeit, Beruf etc.
      G: Gesundheit und Sicherheit
      S: Schönes, genießen etc.

      Da ist natürlich etwas dran, auch wenn es für mich eher mit "Zufriedenheit" als mit "Sinn" umrissen wäre. Was hier fehlen würde, wäre so eine übergeordnete Sinnkategorie, der Sinn des Ganzen, der Existenz etc, also etwas, das z.B. die Religionen aufzufangen versuchen.

      Viktor Frankl (auf den sich der Autor dieses Buches ja beruft) sagt übrigens, dass sich oft auf dem Sterbebett der Sinn des eigenen Lebens erschließt, weil man dann hellsichtig zurückblicken kann (wenn man kann) und weil man dann frei und nicht mehr von Anforderungen der Welt blockiert wird. Problem nur: Die meisten wollen es ja vorher rausfinden, um damit zu leben.

      Löschen
  5. Ich für meinen Teil glaube, dass die "vollendete Sinnlosigkeit" von der großen Mehrheit der Menschen nicht wirklich negativ empfunden wird. So lange alle sonstigen Bedürfnisse (Freundschaft, Familie, soziale Anerkennung, materieller Wohlstand, etc.) gedeckt sind. Ich verstehe den höheren Sinn eher als Motivationsprogramm, um in prekären Zeiten (ohne Strom, Internet, Game of Thrones, Supermärkte etc.) den Alltag meistern zu können. So lange wir also noch den Overkill an Bedürfnisbefriedigung haben, brauchen wir keinen höheren Sinn.

    Selbstverständlich wird aber auch dieses Schlaraffenland mangels verfügbarer Ressourcen und Schadstoffsenken unweigerlich enden. Nur können wir uns das momentan noch nicht wirklich vorstellen. Passieren wirds trotzdem. Die Physik lässt sich nicht austricksen. :-)

    Dann müssen wir uns den Kick wieder woanders abholen.

    AntwortenLöschen

Top 5 der meist gelesenen Artikel dieser Woche